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19.07.08 / Börsen unter Schock / Bürger verlieren Vertrauen in Banken und Regierungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-08 vom 19. Juli 2008

Börsen unter Schock
Bürger verlieren Vertrauen in Banken und Regierungen
von Klaus D. Voss

Börsenhändler sind abgebrühte Menschen, die wissen, wie man Geld macht. Und wie man Verluste wegsteckt. Das galt bis jetzt. Eine Lage wie heute hat es noch nicht  gegeben: Die Börsen stehen unter Schock.

Das Gift an der Börse heißt Vertrauensverlust. Die Sparer vertrauen den Kreditinstituten nicht mehr, die Banken untereinander trauen sich schon lange nicht mehr. Und die Hoffnung, daß die Regierungen die Krise auf den Finanz- und Rohstoffmärkten in den Griff bekommen und die Wirtschaft vor dem Abstieg in die Rezession bewahren können, haben die meisten Bürger schon begraben.

Der Reihe nach: Die amerikanische Hypotheken-Bank IndyMac mußte in die Knie gehen, weil Sparer in Panik geraten waren und ihre Einlagen auf einen Schlag abgezogen hatten: 1,3 Milliarden Dollar. Es ist nicht die erste Bank, die in der gegenwärtigen Lage bankrott geht, und es wird dabei nicht bleiben. Bankaktien, vor kurzem noch die Stars der Kapitalanlage, fallen dramatisch in den Keller.

Zum zweiten Punkt, an dem Vertrauen fehlt: Selbst Banken haben jeden Überblick verloren, in welchem Ausmaß weltweit mit Finanzanlagen und Energiepositionen spekuliert wird. Auch in der inzwischen vierten Welle der Kreditkrise seit Juli 2007 sitzt das Mißtrauen in der Branche so tief, daß Kreditinstitute sich bei Stützungsaktionen für insolvente Banken verweigern; ohne Staat oder Notenbank sind Hilfsaktionen nicht mehr denkbar. Immer sind also Steuergelder im Spiel.

Nur eines ist klar – die Immobilienkrise in den USA hat so gut wie nichts mit diesen Finanzdebakel zu tun: 400000 amerikanische Hauskäufer, die sich mit ihren Krediten übernommen hatten und Raten schuldig blieben, können die Weltökonomie nicht aus dem Gleis werfen. Vielmehr waren auf diese Kreditpositionen immense Spekulationen aufgesetzt worden, die schließlich eine Kettenreaktion rund um den Globus ausgelöst haben – als sei die Höchststrafe für die grenzenlose Globalisierung verhängt worden.

Das Geschick der Nationen liegt in den Händen ihrer Regierungen – doch was geschieht? In Deutschland ist inzwischen allen Beteiligten der Optimismus des ersten Halbjahres gründlich vergangen. Die wichtigsten Indikatoren der Wirtschaft, von der Konsumneigung der Verbraucher, der Preisentwicklung über das Wachstum im Land, die Investitionspläne bis zu den Exportchancen der deutschen Unternehmen, zeigen negative Werte an.

Drittes Stichwort Vertrauen: Im Gegensatz zu allen Wirtschaftskrisen, die die Bundesrepublik bereits durchmachen mußte, gibt es in der Großen Koalition keinen ausgemachten Wirtschaftskapitän an Bord, der die Lage in den Griff bekommen sollte. Schlimmer noch: Das entscheidende Trio aus Bundeskanzlerin Merkel (CDU), Wirtschaftsminister Glos (CSU) und Finanzminister Steinbrück (SPD) ist in so gut wie keinem Punkt einig, was die Wirtschaftslenkung angeht.

Dabei erwarten die Bürger jetzt alles andere als ein Wahlkampfgezeter, sondern die Ansage, wie es mit ihnen und ihrem Arbeitsplatz weitergehen kann.


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