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19.07.08 / China läßt sich Olympia nicht verderben / In drei Wochen beginnen die Sommerspiele in Peking hinter einem Schutzwall von Militär und Polizei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-08 vom 19. Juli 2008

China läßt sich Olympia nicht verderben
In drei Wochen beginnen die Sommerspiele in Peking hinter einem Schutzwall von Militär und Polizei
von Klaus D. Voss

Die erste Runde geht an China – leider. Drei Wochen vor dem Auftakt der Olympischen Sommerspiele in Peking hat die Regierung die Lage völlig im Griff. Und mehr noch: Mit asiatischer Geduld haben die Machthaber dort alle Wellen von Kritik an ihrem Land abperlen lassen. Die Kritiker sind leise geworden.

Und damit werden die Olympischen Spiele nicht den Durchbruch für die Achtung der Menschenrechte in China bringen. Wer hatte auch wirklich daran glauben wollen?

Olympia 2008  sollte nach dem Willen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) China in die Wertegemeinschaft der demokratischen Staaten einbinden, dazu dort die hehren Prinzipien des Olympischen Geistes verankern.

Nichts da, die Sommerspiele werden erstmals in ihrer Geschichte in einer bedrückenden Atmosphäre stattfinden. So bedrückend, daß Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und IOC-Vizepräsident, die chinesische Führung warnt, „keine Polizei- und Militärspiele“ zu veranstalten.

Das Aufgebot an Sicherheitskräften übersteigt alle bisherigen olympischen Dimensionen. Überall in der Hauptstadt und vermutlich auch im Land draußen stehen Einheiten bereit, die jeden Anflug von Aufbegehren unterbinden sollen.

Außerdem haben ab sofort Tausende Betriebe in Peking auf Kommando von oben die Produktion einzustellen, jedes zweite Auto muß stillgelegt werden – nur mit dem Ziel, saubere Luft im chronisch belasteten Peking zu schaffen. Zum Auftakt der Spiele wird die Hauptstadt durchgelüftet sein; auch so kann man Umweltschutz vortäuschen – noch ein Punkt der IOC-Forderungen, den China nicht erfüllt.

Ganz zu schweigen von Tibet und dem Anspruch der Menschen dort auf angemessene Autonomie. In Peking ist längst die Kunde angekommen, daß Prinzipienfestigkeit nicht die erste Tugend westlicher Politiker ist: Tibet-Proteste waren gestern, jetzt gehen die Olympischen Spiele vor. Nicolas Sarkozy ist nicht nur Staatschef von Frankreich sondern derzeit auch Ratspräsident der EU; er wird nicht Wort halten und doch an der Eröffnungsfeier in Peking teilnehmen. Mit solchen Verfechtern der Menschenrechte werden die Chinesen recht mühelos fertig.

Allen Beteuerungen zum Trotz: Die Masche mit den Spielen ist eigentlich auch nicht schwer zu durchschauen. Olympia nach China exportieren heißt natürlich, den ganz großen Markt zu bestellen: 1,3 Milliarden Menschen, denen man Sportartikel und Prestigemarken verkaufen will. Der US-Marktforscher Nielsen schätzte das Marktvolumen für Sponsorenartikel bereits im vorolympischen Jahr 2007 auf 60 Milliarden Dollar, mit der Aussicht auf zweistellige Steigerungsraten.

Das IOC ist nicht die einzige Weltsportorganisation, die dem großen Geld nachläuft. Auch der Weltfußballverband Fifa wird sich für seinen Wagemut noch verantworten müssen, die Fußball-WM 2010 nach Südafrika vergeben zu haben. Die Region südliches Afrika kann ja ein interessanter Zukunftsmarkt sein, wenn man nur auf den Kommerz setzt. Auf unbeschwerte und friedliche Fan-Meilen in allen Städten, das Markenzeichen aller großen Fußballturniere seit der WM in Deutschland, wird man in Johannesburg oder Kapstadt kaum hoffen dürfen.

Die Europa-Fußballer der Uefa haben ihr Polen-Ukraine-Abenteuer vor sich, im Jahr 2012. Dort hängt nicht nur der Stadionbau hinter jedem Zeitplan her.

Den Medien fällt da eine neue Verantwortung zu, nämlich ein ungeschöntes Bild der Ereignisse zu zeichnen und sich nicht für die Sport-Kommerz-Maschine einspannen zu lassen. ARD und ZDF jedenfalls haben für die Olympischen Spiele einen „Plan B“ vorbereitet, verspricht ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender.

Sie wollen nicht mitmachen, wenn China TV-Berichte und Fernsehbilder manipulieren oder zensieren sollte. Man darf die öffentlich-rechtlichen Sender beim Wort nehmen.


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