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19.07.08 / Schimanski wird 70 – kaum zu glauben / Mit der Rolle des »Tatort«-Kommissars wurde Götz George populär

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-08 vom 19. Juli 2008

Schimanski wird 70 – kaum zu glauben
Mit der Rolle des »Tatort«-Kommissars wurde Götz George populär
von Hans Lody

Obwohl er schon ab 1962 bei den Verfilmungen von Karl-May-Romanen („Der Schatz im Silbersee“, „Unter Geiern“ und „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“) einige Nebenrollen spielte, die ihn bekannt machten, richtig populär wurde der am 23. Juli 1938 in Berlin geborene Sohn von Heinrich George und Berta Drews jedoch erst ab 1981 mit der Rolle des Horst Schimanski als „Tatort“-Kommissar. Mitte Mai dieses Jahres bekannte er sich in einem Interview zu der Person des Schimanski mit Fäkalsprache, Unterweltaussehen und Handgreiflichkeiten. Es würde sehr viel Schimanski in ihm stecken, so George: „Die (Rolle) habe ich zu 100 Prozent über mich rübergestülpt … ich habe mich immer um Radikalität bemüht …“

Tatsächlich fällt zu der Person Götz George außer Schimanski wenig ein. Immerhin gab es neben den Fernsehproduktionen auch noch zwei Kinofilme, in denen er den Duisburger Kommissar darstellte („Zahn um Zahn“ und „Zabou“). Mutter Berta Drews schrieb Ende der 70er Jahre in ihr Tagebuch: „Putzi hat Kummer. Ihm fehlt die Arbeit.“ Heute auf diese Zeit angesprochen, ob ihn damals die Rolle des Schimanski „gerettet“ habe, streitet er dies heftig ab. – Schwer zu glauben.

Sicherlich: Er spielte – aber erst nachdem er schon bekannt war – weitere Erfolgsrollen in den Komödien „Schtonk“ (Oscar-Nominierung) und „Rossini“ (3,2 Millionen Kinobesucher). Weitgehend untergegangen ist leider seine Rolle in einem der wenigen gesamtdeutschen Kinofilme. Als „Der Bruch“ 1989 in die Kinos kam, hatten die Menschen in Ost und West anderes, was sie bewegte.

Mehrfach versuchte George aber auch die deutsche Vergangenheit zu „bewältigen“. Schon 1960 mit „Kirmes“ und 1977 mit „Aus einem deutschen Leben“ und schließlich 1999 mit „Nichts als die Wahrheit“ bemühte er sich in dieser Richtung. Populär hat ihn das nicht gemacht, und größere Zuschauerzahlen verzeichneten diese Filme auch nicht. Dennoch stellt sich die Frage nach dem „Warum“. Immer wieder kommt Götz George auf seinen Vater Heinrich George zu sprechen. Rechtfertigt sich. Er sei inzwischen „rehabilitiert“. Warum eigentlich? Was hat der Vater gemacht? Und was haben andere gemacht, die nicht „rehabilitiert“ werden? Heinrich George stand in den 20er Jahren den Kommunisten nahe, aber er „arrangierte“ sich 1933 und machte Karriere. War er nun ein Opportunist? Anders als beispielsweise Erich Kästner, der ebenfalls nicht emigrierte und in Deutschland bleiben wollte, stellte sich Heinrich George voll und ganz in den Dienst der NS-Propaganda. Gezwungen wurde er nicht. Nicht nur in „Jud Süß“ und „Kolberg“ – wie von Sohn Götz eingeräumt–, sondern auch in „Hitlerjunge Quex“, „Unternehmen Michael“ und dem unvollendeten Durchhaltefilm „Das Leben geht weiter“ spielte er Hauptrollen. Ob er dabei nun Mitglied der „Partei“ war oder nicht – was macht das schon?

1966 heiratete Götz die österreichische Schauspielerin Loni von Friedl, mit der er zusammen in „Der Todeskuß des Dr. Fu Man Chu“ 1968 vor der Kamera stand. Ihre gemeinsame Tochter Tanja Nicole wurde 1967 geboren.

Nach zehn Jahren wurde die Ehe geschieden. In der „Bild“-Zeitung bekennt er, in den wilden 70er Jahren eine „Ehe zu dritt“ geführt zu haben: Er liebt eine verheiratete Frau – und ist mit deren Ehemann gut befreundet, der davon weiß. Über 20 erfolgreiche Prozesse führte George später aufgrund der öffentlichen Berichterstattung über die Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin Gabi Pauler im August 1997.

Nun lebt George mit der Hamburger Journalistin Marika Ullrich zusammen und besitzt ein Haus in Berlin und eine Wohnung in Hamburg, hält sich aber vorwiegend auf seinem Anwesen in Sardinien auf.

Mit dem sicheren Blick für das Geld hat George im Mai dieses Jahres eine Biografie herausgebracht – wie es heißt in Zusammenarbeit mit einem Journalisten. Das wird seither in verschiedene Tageszeitungen thematisiert. Zur Zeit dreht er unter dem türkischen Regisseur Kadir Sözen einen neuen Film: „Gott ist tot“.

Sein im „Kölner Stadtanzeiger“ geäußerter Wunsch, sich in der endgültig letzten Folge als Kommissar Schimanski dort als Filmschwuler „outen“ zu können, blieb bislang unerfüllt.

Dafür kommt aber „Mein Kampf“ Anfang 2009 in die Kinos. Es handelt sich um ein Stück um Adolf Hitlers Jugendzeit. Sicherlich „ein ganz wichtiger Beitrag“ zur Aufarbeitung unserer schwierigen Vergangenheit. Vielleicht hätte sich George selbst einen Gefallen getan, wenn er bei dem geblieben wäre, was ihn bekannt gemacht hat und wofür ihn die Fernsehzuschauer und Kinogänger lieben.

Foto: Rauh, aber beliebt: Götz George als Kommissar Horst Schiman-ski in der ARD-Serie „Tatort“ (ddp)


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