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19.07.08 / Das neue US-Covergirl / Immer mehr US-Magazine »entdecken« die Frau des demokratischen Präsidentschaftkandidaten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-08 vom 19. Juli 2008

Das neue US-Covergirl
Immer mehr US-Magazine »entdecken« die Frau des demokratischen Präsidentschaftkandidaten
von Liselotte Millauer

Es gehört schon etwas dazu, Angelina Jolie vom ersten Platz in den Prominenten-Schlagzeilen in US-Magazinen und -Zeitungen zu verdrängen. Und die Frau, die das zunehmend schafft, ist nicht einmal ein konkurrierender Hollywood-Star … sie ist viel mehr. Wenn alles nach Wunsch verläuft, ist sie eine Person der Zeitgeschichte: die erste schwarze First Lady im Weißen Haus in Washington.

Michelle Obama ist dabei, eine neue Kultfigur zu werden. Ebenso wie ihr Mann, der demokratische Präsidentschafts-Kandidat Barack Obama. In der amerikanischen Politik hat es seit Kennedy keine Kultfiguren mehr gegeben. Daß die Obamas es inmitten des immer noch existierenden Rassismus dahin gebracht haben (ohne ihr eigenes Zutun, denn eine Kultfigur zu werden, kann man nicht erzwingen), erscheint als Zeichen der Zeit, als eine historische Wende.

Da ist zum Beispiel die Mode. Die einflußreiche Zeitschrift „Vanity Fair“ listete im Juli 2007 Michelle Obama unter die „zehn der bestgekleideten Leute der Welt“. Und nicht nur Donatella Versace hat ihre neueste Männermode bei der Mailänder Show dem schlanken, eleganten Barack Obama gewidmet. Soeben folgten die Pariser Schauen nach, auf denen die Obama-Slogans „Change“ („Wechsel“) und „Yes, We Can“ sich auf diverse Laufstegen in Variationen präsentierten.

Als glückliche Ergänzung sorgt inzwischen Michelle dafür, daß der Obama-Einfluß der amerikanischen Mode zugute kommt. Und zwar nicht nur der Haute Couture, sondern preiswerten und jugendlichen Modeketten wie „Gap“ und „Guess“. Als sie kürzlich in der Fernseh-Talkshow von Barbara Walters, „The View“, auftrat und verriet, daß ihr schickes schwarzweißes Kleid 150 Dollar bei „Gap“ gekostet habe, war dieses innerhalb von Stunden im ganzen Land ausverkauft. Jetzt können Frauen Michelle-Kleider in dem Internet bei EBay oder Shop-Now bestellen, für 129 Dollar. Und die Zuschauerinnen lernen ebenfalls von der möglichen zukünftigen First Lady, wie man Teures mit Preiswertem stilvoll mischt. Michelle liebt zum Beispiel Perlen. Aber sie sind nicht echt, nur schön anzusehen. Ebenfalls wie anderer Modeschmuck. Dafür mal ein echter Ring. Sie scheut sich auch nicht zu raten, teure Kleidung im Ausverkauf billig zu erwerben. Ungezählte Frauen stürzen ins Fitneß-Studio, um eine so schlanke Figur wie die attraktive 44jährige zu bekommen. Und in den vielen Talkshows wie „Oprah Winfrey“ kann Michelle aus eigenen Erfahrungen berichten, wie man eine glückliche Ehefrau und Mutter sein kann und dennoch eine Karriere haben.

Dies ist ein Thema, das ihr besonders am Herzen liegt. Denn Michelle Obama ist in Wirklichkeit nicht für „Ladie’s Home Journal“ gemacht. Sie ist, was erst langsam in die Öffentlichkeit drang, eine Karrierefrau, die seit langem in hohen Positionen gearbeitet hat.

Aufgewachsen im schwarzen Südteil von Chicago, der „South Shore Community“, als Michelle LaVaughn Robinson, war ihr nicht in die Wiege gelegt, es noch einmal so weit zu bringen. Ihr Vater arbeitete bei den Wasserwerken der Stadt und nebenher für die Demokraten. Doch er litt schon früh an Multiple Sklerose. Nach gutem Schulabschluß wurden Michelle und ihr Bruder, hart erkämpft, bei der berühmten Princeton Universität angenommen. Dort waren unter 1100 Studenten ihrer Vorlesungen 100 schwarz, und Michelle begegnete täglich Rassenhaß. Sie teilte ihr Zimmer auf dem Campus mit einer Weißen, deren Mutter alles in Bewegung setzte, um ihre Tochter in weiße Gesellschaft umzuquartieren. Schwarze und weiße Studenten waren ansonsten kaum vermischt.

Trotz allem schloß Michelle ihr Studium mit summa cum laude als Soziologin ab. Danach erreichte sie, an die berühmte Harvard Universität zu wechseln. An der Harvard Law School, an der auch Obama (zu einer anderen Zeit) studierte, machte sie ihr Anwalts-Examen. Die Anwaltsfirma Sidley Austin in Chicago nahm sie als Sozius auf. Ihr Gebiet: Marketing und Geistiges Eigentum. Daneben wurde sie Assistentin des Bürgermeisters von Chicago und Beauftragte in der Kommission für Planung und Entwicklung der Stadt.

Im Frühjahr 1991 erschien eines Tages ein charismatischer junger Anwalt, den die Firma für einige Monate engagiert hatte: Barack Obama. Michelle Robinson wurde beauftragt (sie waren die beiden einzigen Schwarzen in der großen Firma), ihn als Mentor in alles einzuführen. Beide waren sofort voneinander begeistert. Sie heirateten im Oktober 1992. Nach sechs Jahren kam Tochter Maila zur Welt, drei Jahre später Natasha.

1996 wurde Michelle Dekan für studentische Angelegenheiten an der Universität von Chicago. Dort entwickelte sie ein Service Center und begann, für die Krankenhäuser der Universität zu arbeiten. 2005 wurde sie Vize-Präsident für lokale und auswärtige Angelegenheiten der „University of Chicago Hospitals“. Eine Position, die sie noch innehat, doch reduziert, um ihrem Mann bei der Wahl-Kampagne zu helfen. Trotz ihrer Karriere hat sie jedoch immer verstanden, für ihre Töchter dazusein.

Der sensationelle Aufstieg des Senators von Illinois kam so schnell, daß die Schlagzeilen zunächst nur ihm galten. Das Volk wußte kaum etwas über seine Ehefrau. Und ihr Erscheinen in der Öffentlichkeit, in Talkshows und Interviews war zunächst alles andere als erfolgreich. Sie trat mit ihrem Temperament und ihrem ironischen Humor unbekümmert ins Fettnäpfchen – ganz anders als Cindy McCain, die stilvoll, unterkühlte Frau des Konkurrenten John McCain. Die Republikaner sahen bereits die Gelegenheit, den charismatischen Gegner durch seine Frau zu Fall zu bringen.

Plötzlich heißt es jedoch in der „New York Times“: „Michelle Obama führt weiße und schwarze Frauen zusammen“ … weil sie verkörpert, was die meisten Frauen gern erreichen würden oder gern hätten: Familienleben und Karriere.

Foto: Michelle Obama polarisiert: Ihre Temperamentsausbrüche liefern Diskussionsstoff. (AP)


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