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26.07.08 / Ost-Deutsch (76): Sparherd

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-08 vom 26. Juli 2008

Ost-Deutsch (76):
Sparherd
von Wolf Oschlies

Ein treuer Leser meiner Kolumne regt an, etwas zum Zeitpunkt zu sagen, an dem deutsche Wörter im Osten heimisch wurden. Das täte ich gern, hätte ich nur eine Ahnung davon. Ein Blick in meine Werkstatt mag das verdeutlichen. 1996 war ich Wahlbeobachter in Bosnien, und mein Hauswirt wies mich ein: Hier ist dein Bett, hier das Bad und hier hast du einen „sporet“. Dabei zeigte er auf einen Herd. Daß ein südslawischer „sporet“ ganz deutsch ist, lernte ich erst kürzlich aus einem Dortmunder Firmenprospekt aus dem frühen 19. Jahrhundert. In dem wurde in Wort und Bild ein „Patent-Sparherd“ vorgestellt. Dieser „Sparherd“ ist  der sprachliche Ahn des balkanischen „sporet“. Details dazu? Wie gesagt: Keine Ahnung!

Im Grunde interessiert mich das aktuelle Lodern des „sporet“ mehr, zumal er bei Mazedoniern laufend modernisiert wird – zum „elektricni, naften, plinski sporet“, also Elektro-, Öl- und Gasofen. Bei Serben gibt es den „elektricni sporet“ auch. Nur in Karikaturen der Witzzeitschrift „Jez“ (Igel) ist der Ofen veraltet: „Ovaj sporet bi trebalo da je u ratnom muzeju“ – Dieser „sporet“ gehört ins Kriegsmuseum. Aber das ist übertrieben, und wenn sich in Belgrad Flüchtlinge drängeln, braucht man „sporeti za ugrozene“ – Herde für Bedrohte. In den schlimmen 1990er Jahren zählten „bojler, sporet, frizider i svetlo“ (Boiler, Herd, Kühlschrank und Licht) zur Grundausstattung serbischer Haushalte, alles andere war „Luxus“.

In der südslowenischen Dolenjska heißt er „sporhet“, in Kroatien „sparet“, was beides die deutsche Wurzel „sparen“ noch deutlicher verrät. Im kroatischen Dalmatien firmiert er gar als „spaher“: „Eno im je jos topla na spaher“ (Da habt ihr etwas Warmes auf dem Sparherd). Alternierend sagt man auch „spaker“: „Onda je ona vadila tave na spaker“ – Dann zog sie Pfannen für den Sparherd hervor. Sogar auf Segelbooten steht er, aber „na regati nema vremena za paljenje spakera“ (bei der Regatta ist keine Zeit, den spaker anzuzünden). 

Erst der neue kroatische Sprachpurismus hat am altvertrauten Sparherd Anstoß genommen und ihn in „stednjak“ umgetauft: „Iskljuci stednjak, voda vri“ – schalte den Herd aus, das Wasser kocht. Das macht mir Spaß, denn „stednjak“ heißt Sparer, womit sich der Kreis zum „Sparherd“ schließt.


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