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26.07.08 / Dem Duce zur Hilfe / Zweiter Weltkrieg: Die Wehrmacht in Griechenland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-08 vom 26. Juli 2008

Dem Duce zur Hilfe
Zweiter Weltkrieg: Die Wehrmacht in Griechenland

Wieder liegt ein Buch vor, das in vorbildlich sachlicher Art, ohne Besserwisserei, ohne Häme und ohne Diffamierung deutscher Soldaten einen Abschnitt des Zweiten Weltkrieges darstellt, und das auf hohem wissenschaftlichen Niveau: „Der Fall Griechenlands 1941“ von Karl-Heinz Golla, einem hohen Generalstabsoffizier der Bundeswehr. Er dokumentiert die Einsätze der deutschen wie der griechischen Streitkräfte auf dem Festland im April 1941. Im Vergleich zu früheren Darstellungen konnte der Autor nun auch die in den letzten Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Unterlagen auswerten.

Erfreulich verständlich auch die Schilderung der verwickelten Umstände, die zu diesem von Hitler nicht gewollten Krieg führten. Deutschland wollte den Balkan möglichst neutral halten, aber der italienische Verbündete, der den östlichen Mittelmeerraum zu seinem „Mare Nostrum“ machen wollte, besetzte im April 1939 Albanien. Nach den Erfolgen der deutschen Wehrmacht im Polen- und Frankreich-Feldzug wollte Mussolini Anteil an dem sich offenbar anbahnenden Sieg haben und griff, ohne Deutschland vorher zu informieren, im Herbst 1940 Griechenland an. Den überraschten deutschen Verbündeten beruhigte der Duce mit der Voraussage, er werde den Feldzug innerhalb von 14 Tagen beenden. Winston Churchill aber nutzt die Gelegenheit, eine Militärmission nach Griechenland zu entsenden. Die ersten britischen Bomber trafen wenige Tage später in Griechenland zur Unterstützung ein.

Deutschland erkannte die Gefahr, daß Großbritannien von Flugbasen in Griechenland aus die rumänischen Ölfelder angreifen und zerstören könnte. Auf das rumänische Öl aber war die deutsche Wehrmacht angewiesen, zumal Hitler bereits den, wie er meinte, Präventivschlag gegen die Sowjetunion plante, ohne allerdings dessen Termin festgelegt zu haben. Die tapfer kämpfenden Griechen können den mit überlegenen Kräften vorgetragenen italienischen Angriff stoppen; dann schlagen sie gar die Italiener zurück. Dem Duce droht eine blamable Niederlage ebenso wie bereits in Nordafrika. Mussolini bittet um deutsche Unterstützung. Um eine für Deutschland bedrohlich werdende Entwicklung zu verhindern, befiehlt Hitler, schleunigst einen Aufmarsch- und Kriegsplan für einen Feldzug gegen Griechenland zu entwickeln.

Am 6. April 1941 übergibt der deutsche Gesandte in Athen die Kriegserklärung. Darin betont Deutschland, der Kampf gelte nicht dem griechischen Volk, sondern allein den immer stärker werden britischen Truppen auf griechischem Boden. Der deutsche Angriff kommt angesichts des gebirgigen Geländes und der tapfer kämpfenden griechischen Truppen zunächst nur langsam voran. Gesprengte Gebirgsstraßen und Brücken müssen überwunden, starke Befestigungen durchbrochen werden. Das Buch berichtet von den Leistungen der Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS. Am 8. April ergibt sich Saloniki kampflos. Die einmarschierenden deutschen Truppen werden von der Bevölkerung freundlich begrüßt.

Nicht zuletzt aufgrund der komplizierten und teils wirren Befehlsverhältnisse bei Briten und Griechen geben immer mehr geschlossene Truppenteile auf. Das griechische Heer bricht zusammen. Als 18 griechische Divisionen vor der Wehrmacht kapitulieren, erweisen die deutschen Befehlshaber in der Kapitulationsurkunde der „tapferen griechischen Armee“ ihre Hochachtung. Griechische Offiziere werden nicht als Kriegsgefangene betrachtet, sondern behalten ihre Waffen. Die Griechen hatten die Bedingung gestellt, daß sie Kriegsgefangene der Wehrmacht, keinesfalls aber der Italiener werden wollten. Dagegen protestiert Mussolini und befiehlt seinen Truppen, weiter gegen die griechischen Truppen zu kämpfen, so daß die deutsche Seite nachgeben muß. Das trägt ihr von Seiten der Griechen den Vorwurf des Wortbruchs ein. Am 27. April wird Athen besetzt. Großbritannien zieht sein Expeditionskorps zurück; über 60000 Soldaten werden über See evakuiert.

Deutschland verlor im Griechenland-Feldzug über 1200 Gefallene und 640 Vermißte. Die 220000 gefangengenommenen griechischen Soldaten wurden bis Mitte Mai 1941 nach Hause entlassen. 900 gefallene Briten blieben auf dem Schlachtfeld, 17000 gerieten in Kriegsgefangenschaft.

Griechenland sollte zum größten Teil in den Machtbereich Italiens gelangen, wobei aber Deutschland seine wirtschaftlichen Interessen wahren wollte, die sich auf Chromerz, Tabak und Olivenöl richteten. Daß Deutschland das von seiner Wehrmacht eroberte Gebiet an Italien übergab, empfanden die Griechen als Demütigung.

Das materialreiche Buch wird von Lesern, die über militärischen Sachverstand verfügen, mit besonderem Gewinn gelesen werden. Zahlreiche Lage- und Einsatzskizzen sowie Gliederungsbilder runden den Text ab.     H.-J. von Leesen

Karl-Heinz Golla: „Der Fall Griechenlands 1941“, Verlag E. S. Mittler & Sohn, Hamburg, 536 Seiten, 39,90 Euro


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