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26.07.08 / Aus den Heimatkreisen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-08 vom 26. Juli 2008

Aus den Heimatkreisen

RASTENBURG

Kreisvertreter: Hubertus  Hilgendorff, Tel. (0 43 81) 43 66, Dorfstr. 22, 24327 Flehm. Gst.: Patenschaft Rastenburg: Kaiserring 4, 46483 Wesel, Tel. (02 81) 2 69 50

Einladung zur Mitgliederversammlung und Kreistagssitzung am Sonntag, 24. August, 11.30 Uhr, in der Niederrheinhalle Wesel anläßlich unseres diesjährigen Heimattreffens. Tagesordnung: 1. Begrüßung 2. Feststellung der Anwesenden und Genehmigung des Protokolls vom Vorjahr 3. Bericht des Kreisvertreters 4. Kassen- und Prüfungsbericht 5. Entlastung des Vorstandes und der Kassenführung 6. Haushaltsplan 2009 7. Heimatbriefe „Rund um die Rastenburg“ 8. Bildband und Chronik 9. Rastenburger Treffen 2008 / 2009 10. Verschiedene Anträge beziehungsweise Vorschläge zur Tagesordnung sind bis zum 10. August einzureichen.

Programm des 52. Hauptkreistreffens am 23. und 24. August in Wesel – Sonnabend, 23. August, 9.30 Uhr, Abfahrt mit dem Bus ab Hotel Kaiserhof zum Friedhof. 10 Uhr Kranzniederlegung auf dem Friedhof in Wesel an der „Trauernden Vesalia“, Caspar-Baur-Straße. 10.30 Uhr Kranzniederlegung am Ehrenmal an der Schillkaserne in Wesel. 14 Uhr: gemütlicher Nachmittag im Biergarten des Hotels Kaiserhof. 19 Uhr: geselliges Beisammensein und Lichtbilder aus der Stadt und dem Kreis Rastenburg im großen Saal der Niederrheinhalle Wesel. Sonntag, 24. August, 10 Uhr, ev. Gottesdienst im Willibrordidom Wesel durch Pfarrerin Martin Biebersdorf beziehungsweise 10 Uhr, kathl. Gottesdienst, St. Martini Wesel. 14.30 Uhr, Hauptkreistreffen in der Niederrheinhalle Wesel: Musikeinführung Blasorchester Wesel-Bislich, Begrüßung durch Kreisvertreter Hubertus Hilgendorff, gemeinsames Lied „Land der dunklen Wälder“, Ansprachen von Heinrich Friedrich Heselmann, stellvertretender Landrat des Kreises Wesel, Volker Haubitz, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Wesel, mit Zwischenspiel Blasorchester Wesel-Bislich. 16 Uhr: Großer Zapfenstreich durch Blasorchester Wesel-Bislich und Tambourcorps Wesel-Fusternberg. 16.30 Uhr, geselliges Beisammensein und Tanz.

 

SCHLOSSBERG (PILLKALLEN)

Kreisvertreter: Arno Litty, Telefon (0 30) 7 03 72 62 Britzer Straße 81, 12109 Berlin. Geschäftsstelle: Renate Wiese, Tel. (0 41 71) 24 00, Fax (0 41 71) 24 24, Rote-Kreuz-Straße 6, 21423 Winsen (Luhe)

Gerhard Preikschat, ein verdienter Ostpreuße, wird am 25. Juli 2008 75 Jahre – Die Kreisgemeinschaft Schloßberg würdigt den Einsatz und die Arbeit von Gerhard Preikschat an seinem 75. Geburtstag. Als Organisator bedeutender Treffen der Kreisgemeinschaft Schloßberg in Meiningen hat sich Gerhard Preikschat sehr verdient gemacht. Schon 1991 – also zwei Jahre nach der politischen Wende – gehörte er zu den „Gründervätern“ der ersten Kreisgruppe der Ost- und Westpreußen in Meiningen. Neben den Veranstaltungen der Landsmannschaft in Meiningen organisierte Gerhard Preikschat 1995 das erste Regionaltreffen der Heimatkreise Ebenrode und Schloßberg in Meiningen im Saal des Reichsbahnausbesserungswerkes, zu dem 500 Landsleute erschienen waren. Auch 1996 und 1997 konnten wir noch jeweils 400 und 300 Landsleute begrüßen. In den Jahren 1998 und 1999 konnten beide Heimatkreise in der neu erbauten „Multihalle“ in Meiningen noch je 150 Landsleute empfangen. Zur Organisation dieser Veranstaltungen gehörte natürlich neben der Gestaltung der Feierstunde auch die Versorgung der Besucher und deren Unterbringung in den Hotels in Meinigen. Auch bei dieser Aufgabenbewältigung zeigte sich Gerhard Preikschat immer wieder einfallsreich.

Die Treffen sind in den letzten Jahren überschaubarer geworden. Die ehemaligen Schirwindter treffen sich immer im Restaurant „Schlundhaus“ und tauschen Erinnerungen aus. Mit seiner Phantasie gestaltet Gerhard Preikschat die Treffen sehr abwechslungsreich. So hatte er den Superintendenten der Meininger Stadtkirche dafür gewinnen können, einen Gottesdienst zum 10. Treffen der Schirwindter zu gestalten. Der Superintendent hatte die Aufgabe, einen Brückenschlag von einem Täufling aus der Stadt Meiningen zu den Schirwindtern zu vollziehen, was ihm gut gelang. „Keiner kann es von uns beeinflussen, in welche Zeit er hineingeboren wird“ waren seine Worte, wobei sicher die Gedanken der Schirwindter zu ihrem Heimatort und zur Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren zurückgingen. Ich habe bei all den Treffen den Eindruck gewonnen, daß die früheren Bewohner der östlichsten Stadt Deutschlands ihrer Heimatstadt besonders verbunden sind, weil sie heute dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Besonderen Dank sagen wir einigen Bewohnern der litauischen Nachbarstadt Kudirkos Naumiestis (Neustadt), die in einem städtischen Museum und in einem privaten Museum die Erinnerung an Schirwindt aufrechthalten. In den letzten Jahren hat Gerhard Preikschat dafür gesorgt, daß die ehemaligen Schirwindter einen Theaterbesuch in der Theaterstadt Meiningen wahrnehmen konnten. 2003 war es Gerhard Preikschat und seiner Frau Brigitte vergönnt, die litauische Nachbarstadt Neustadt (Kudirkos Naumiestis) mit einer Reisegruppe von fast 40 Personen zu besuchen und dabei auf das Gelände der früheren Stadt Schirwindt zu blicken. Auch ist es Gerd Preikschat gelungen, ein gutes Verhältnis zu der Stadtverwaltung von Meiningen aufzubauen, so daß der Bürgermeister von Meiningen fast jedes Mal an den Treffen der Schirwindter teilgenommen hat. Auch hat Gerhard Preikschat es erreicht, daß die Meininger Tagespresse immer objektiv über die Treffen berichtet hat. 2005 überraschte er die Schirwindter Landsleute mit der Herausgabe eines Bildbandes über Schirwindt, in dem man Bilder vom früheren Schirwindt, aber auch aktuelle Bilder von der Reise nach Neustadt (Kudirkos Naumiestis) und von den Treffen in Meiningen bewundern kann.

Welche Biographie kann eine Persönlichkeit wie Gerhard Preikschat so entwickeln, seine Heimatverbundenheit auf seine Landsleute zu übertragen, so daß in diesem Jahr das 14. Regionaltreffen vom 25. bis 27. Juli zu erwarten ist. Gerhard Preikschat wurde am 25. Juli 1933 in Schirwindt, Kreis Schloßberg (Pillkallen) geboren. Er wuchs mit drei älteren Geschwistern auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Schirwindt von 1940 bis 1944 setzte er den Schulbesuch in Reichenbach im Vogtland bis 1945 fort, um dann in Sulzfeld von 1945 bis 1948 und in Meiningen von 1948 bis 1950 an der Oberschule den Schulbesuch abzuschließen. Auch Gerhard Preikschat mußte am 31. Juli 1944 mit der Familie Schirwindt verlassen und kam dann über verschiedene Stationen nach Sulzfeld in den Kreis Meiningen. Er absolvierte eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann in Meiningen und war als Buchhalter, Branchenleiter und schließlich 25 Jahre lang im Außendienst im Bezirk Suhl tätig. Seit 1960 ist Gerhard Preikschat mit Brigitte Avemark verheiratet. Nach einer schweren Operation im Jahre 1986 ist Gerhard Preikschat Invalidenrentner. 1995 wurde Gerhard Preikschat Mitglied des Kreistages der Kreisgemeinschaft Schloßberg und 1999 mit dem Silbernen Ehrenzeichen ausgezeichnet. Wir haben Gerhard Preikschat für seinen Einsatz sehr zu danken und wünschen ihm für sein weiteres Schaffen eine stabile Gesundheit und viel Erfolg.

 

SENSBURG

Kreisvertreter: Siegbert Nadolny, Wasserstr. 9, 32602 Vlotho, Tel. (0 57 33) 55 85.  Geschäftsstelle: „Sensburger Zimmer“, Stadtverwaltung Remscheid, Kreuzbergstr. 15, 42849 Remscheid.

Elftes Kirchspieltreffen Ukta – Das elfte Treffen des Kirchspiels Ukta fand am 7. Juni in Hemer statt. Die Begrüßung begann mit dem gemeinsamen Gesang des Ostpreußenliedes, musikalisch begleitet mit Mandoline und Ziehharmonika von den Eheleuten Helga und Friedhelm Hoffmann. Anschießend hieß Kirchspielvertreter Rolf W. Krause die Teilnehmer herzlich willkommen. Er übermittelte Grüße seines fast 88jährigen Vorgängers im Amt, Max Krassowski, und seiner Stellvertreterin Margot Aßmann, die leider nicht kommen konnten, und verlas ein Grußwort des Kreisvertreters Siegbert Nadolny. Weiterhin bedankte er sich bei Vater und Sohn Walter und Norbert Kratz für die immer gute Organisation des großen Festes sowie bei Pfarrer Braun für die stets gastliche Aufnahme in der Ebbergkirche, in der traditionsgemäß um 11 Uhr der Festgottesdienst stattfand, der musikalisch begleitet wurde von dem Uktaer Gitarrenchor unter Leitung von Frieda Becker. – Krause stellte fest: „Vor zwei Jahren feierten wir ein Jubiläum, wir trafen uns zu unserem zehnten Treffen. Aber auch unser heutiges Treffen hat Jubiläumscharakter. Vor genau 20 Jahren – am 4. Juni 1988 – hob Frieda Salewski, die Mutter der Ukta-Treffen, in Lünen das erste Treffen aus der Taufe. Dankbar schauen wir zurück auf zehn gelungene Treffen und freuen uns über das elfte Beisammensein mit einer immer noch erstaunlich hohen Teilnehmerzahl.“

Die zur Kostendeckung für den Saal des Kulturzentrums und zur Unterstützung der Johanniter-Sozialstation in Sensburg eingesammelte Spende brachte ein gutes Ergebnis. Die Unterstützung der Sensburger Sozialstation, die auch besonderes unsere alten und kranken deutschen Landsleute versorgt, ist zur Zeit wichtiger denn je, da sich die Johanniter satzungsgemäß aus dieser Arbeit zurückziehen müssen.

Am Nachmittag saßen die Landsleute bei herrlichem Sommerwetter noch lange bei lebhaften Gesprächen zusammen. Kirchspielvertreter Rolf W. Krause stand wieder am Informationsstand zur Verfügung, wo Heimatbriefe, Arbeitshefte der Landsmannschaft Ostpreußen und interessante antiquarische Ostpreußenliteratur angeboten wurden. Besonders wies er auf die Broschüre „Zum Besten der Ostpreußenhilfe“ hin, herausgegeben vom Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg, an der er maßgeblich mitgearbeitet hat. In diesem Büchlein sind erstmalig alle 33 Ostpreußen-Gedächtnisteller des Ersten Weltkrieges dokumentiert. Das nächste Treffen soll im Jahr 2010 wieder in Hemer stattfinden. Im Heimatbrief 2009 und in der Preußischen Allgemeine / Das Ostpreußenblatt wird rechtzeitig dazu eingeladen werden.

Abschied von Helmut Lihs – Am 24. Juni verstarb im Alter von 80 Jahren Helmut Lihs, ein Mann, dem die Mitglieder der Kreisgemeinschaft Sensburg zu großem Dank verpflichtet sind, hat er sich doch fast 40 Jahre mit großem Engagement sowie viel Können und Wissen für die Menschen seiner ostpreußischen Heimat und damit für die Kreisgemeinschaft eingesetzt. Am 11. März 1928 wurde er in Schmidtsdorf im Kreis Sensburg geboren und verbrachte dort seine Kinder- und Jugendjahre. Nach dem Schulabschluß war er in der Landwirtschaft tätig, wurde aber am Kriegsende noch im Kampfgebiet in Ostpreußen eingesetzt und in die Turbulenzen des Zusammenbruchs einbezogen. Erst 1949 kam er nach Westdeutschland. Hier arbeitete er zunächst als Schmied, wurde dann als Verwaltungsangestellter tätig und übernahm sehr bald eine Aufgabe an verantwortungsvoller Stelle. In treuer Verbundenheit zu seiner Heimat nahm er 1968 die Verbindung zur Kreisgemeinschaft Sensburg auf, wurde 1969 von seinen Landsleuten zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchspiels Schmidtsdorf und sieben Jahre danach zum ersten Kirchspielvertreter gewählt. Dieses Amt hat er mit viel Einsatzbereitschaft wahrgenommen, die geprägt war von der starken inneren Verbundenheit zu seiner ostpreußischen Heimat. 1972 wurde er Mitglied des Kreisausschusses und hat sich hier insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung der Kreistreffen große Verdienste erworben. Als Dank und Anerkennung seiner Tätigkeit in und für die Kreisgemeinschaft Sensburg und für die Landsmannschaft Ostpreußen erhielt Helmut Lihs 1989 das silberne Ehrenzeichen der Landsmannschaft. Sehr intensiv hat er sich der Vertriebenenarbeit im BdV in den Kreisgruppen Düsseldorf und Duisburg und nach seinem Wohnortwechsel in der Ortsgruppe Willich-Anrath gewidmet. Mit viel Arbeit, Kraft und Ausdauer hat er das Material für eine Chronik der Kirchspielgemeinde Schmidtsdorf zusammenzutragen, eingehende Recherchen durchgeführt und damit eine 200seitige Broschüre fertiggestellt und herausgebracht, die nun eine umfassende Auskunft über das Kirchspiel Schmidtsdorf und seine Bewohner gibt. – Die Kreisgemeinschaft Sensburg trauert mit der Familie und nimmt Abschied von einem langjährigen, treuen und zuverlässigen Mitstreiter und guten Freund. Sie wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

 

TREUBURG

Kreisvertreter: Dr.-Ing. Heinrich Matthée, Wilkiensweg 5, 49525 Lengerich, Telefon (0 54 81) 8 14 74 (p). Geschäftsstelle: Irmgard Klink, Schlehdornweg 30, 47647 Kerken, Telefon (0 28 33) 39 84, Fax (0 28 33) 39 70. Ansprechpartnerin in Ostpreußen: Hannelore Muraczewska, Wisniowa 1, PL 19-400 Olecko, Telefon (00 48) 8 75 20 – 31 80.

Zum Kirchspieltreffen Herzogskirchen 2008 vom 8. bis 10. Juni kamen die Heimatfreunde des Kirchspiels Herzogskirchen im Seehotel und Seehof in Waldeck am Edersee zusammen. Immer spielt auch Wehmut mit, wenn wir erfahren müssen, wie viele vertraute Gesichter nicht mehr dabei sind. Manche, die unseren Kreis durch Tod für immer verlassen haben, andere, die aus gesundheitlichen und familiären Gründen nicht kommen konnten. Waltraut Pfeiffer begrüßte uns mit Werner Weylo und eröffnete das Treffen mit einem Dank an die anwesenden 38 Heimatfreunde für ihr Kommen. Werner Weylo berichtete in einem Rückblick vom Kreistreffen der Treuburger in Nienburg an der Weser. Nach der Totenehrung sangen wir nach alter Tradition das Ostpreußenlied. Irene Kleiner bedankte sich mit bewegenden Worten im Namen der Heimatfreunde bei Waltraut und Werner für die geleistete Arbeit im Dienste der Herzogskirchener. Obgleich den meisten Anwesenden bekannt war, daß Waltraut und Werner aus familiären Gründen ihre Arbeit nicht fortsetzen können, wurde ihre Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Nun ergab sich die bange Frage, wer das Ehrenamt übernehmen wird. Nach einigem Nachdenken erklärte sich Irene Kleiner bereit, die Nachfolge anzutreten. Dieser Entschluß wurde mit großem Beifall aufgenommen! Manfred Szibalski wird ihr dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen.

An Otto Gallmeister, der leider nicht teilnehmen konnte, wurde ein von allen Anwesenden unterzeichnetes Grußschreiben gesandt. Auf das nächste Kreistreffen in Opladen am 30. August 2008 wurde noch einmal hingewiesen. Nach dem anstrengenden kam der gemütliche Teil: eine sechsstündige Dampferfahrt mit der „Stern von Waldeck“ auf dem idyllischen Edersee. Der Abend klang dann aus mit angeregten Gesprächen und humorigen Erzählungen. Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen mit der Verheißung, im nächsten Jahr wieder in alter Frische dabei zu sein.

 

WEHLAU

Kreisvertreter (kom.): Hans Schlender, Telefon (0 4 0) 20 97 67 35, Fax (0 40) 20 97 30 80, Berliner Allee29, 22850 Norderstedt, E-Mail: hans.schlender@ freenet.de

Reise nach Wehlau vom 13. bis  22. Juni 2008 – Die diesjährige Reise führte erstmals durch das südliche Ostpreußen in das Kulmer Land nach Allenstein und durch Masuren. Für einige Mitreisende war die Auswahl diese Route ein besonderer Grund, an der Fahrt teilzunehmen. Genannt seien hier zwei Damen aus Süddeutschland, die von Allenstein aus nicht mit nach Königsberg fuhren, sondern uns am achten Reisetag an der Marienburg wiedertrafen. In diesem Jahr fuhren in der Mehrzahl Kinder und Angehörige von ehemaligen Wehlauern und anderen Ostpreußen mit, die nicht dort geboren sind. Sie suchten nach Spuren ihrer Eltern und Großeltern, um das zu finden, worüber in den Familien immer wieder erzählt wurde. Darunter war ein Reisender aus England, der seine Cousine auf ihrer Reise nach Wehlau begleitete. Er selbst ist in England geboren, hat eine englische Mutter und einen polnischen Vater, ist also ein Europäer mit vielseitigen  Wurzeln und einem großen Herzen für das herrliche Land östlich von Oder und Weichsel. Wieder waren auch Mitreisende zum ersten Male in ihrer früheren Heimat, neben denen, die ihre Heimat immer wieder besuchen. Beachtenswert war auch die Teilnahme einer Paterswalderin mit ihrer Tochter, die heute beide in Australien leben. Die Reisegruppe bestand aus einer bunten Mischung von Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen. Bereits nach kurzer Zeit wurde aus der gesamten Gruppe eine überaus freundliche, harmonische und fröhliche  Gemeinschaft, deren Stimmung auch einige unerfreuliche Vorkommnisse  nicht trüben konnten. Den ersten Holperstein gab es bereits auf der Fahrt von Frankfurt (Oder) nach Thorn. Nach dem die deutsch-polnische Grenze ohne Halt passiert war, gab es wegen Bauarbeiten längere Verkehrsbehinderungen. Schlimmer waren die nicht ausreichend hohen Eisenbahnunterführungen vor Thorn. Um die späte Ankunft zu kompensieren, traten wir die Abfahrt am nächsten Tag etwas später an. So konnten einige Frühaufsteher noch einen Stadtbummel machen.

Am nächsten Tag, auf der Fahrt von Thorn nach Allenstein machten wir Station in Wabrzezno, dem frühere Briesen in Westpreußen im Kulmer Land, das heute die polnische Partnerstadt unserer Patenstadt Syke ist. Wir wurden dort von dem Bürgermeister Bogdan Kosztuna und seinem Stellvertreter herzlich empfangen. Wir wollten getreu unserer Satzung zeigen, daß wir an guten Beziehungen zu unseren östlichen Nachbarn interessiert sind und die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Syke und Wabrzezno begrüßen. Überrascht wurden wir durch die Bewirtung im städtischen Kulturhaus, mit der wir nicht gerechnet hatten. Unser kleines Bärenfangpräsent fiel demgegenüber äußerst bescheiden aus. Es gab zur Begrüßung Kaffee mit Gebäck und ein Mittagessen. Bei einer Bezahlung hätten wir die Gastgeber sicherlich brüskiert, so kam uns die Idee, eine Spende für das städtische Behindertenheim zu überreichen. Mach dem Mittagessen begleiteten uns der stellvertretende Bürgermeister und eine Dolmetscherin während einer Stadtrundfahrt und auf einem kleinen Stadtspaziergang. Wie wertvoll freundschaftliche Beziehungen sein können, zeigten zwei Praxisfälle, in denen Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung Wabrzezno einigen Mitreisenden bei der Beschaffung von Medikamenten und anderen in der Erledigung von Behördenangelegenheiten behilflich waren. Auf der Weiterfahrt nach Allenstein hatten wir in Osterode / Ostpreußen einen kurzen Aufenthalt, hier konnte zwei Reiseteilnehmerinnen ein Deutsch sprechender Taxifahrer vermittelt werden, der sie wunschgemäß in einige abseits unseres Fahrweges gelegene Orte brachte. Im Hotel trafen wir uns dann wieder. Die am nächsten Tag folgende Rundfahrt durch Masuren war ein ganz besonderes Erlebnis. Nicht nur das Wetter spielte mit, auch die polnische Fremdenführerin bot eine hervorragende Unterhaltung. Sie war im Krieg in der Nähe von Allenstein geboren und hatte ihre Heimat, außer zu Besuchszwecken, niemals verlassen. Die Reise ging durch herrliche Landschaften zunächst nach Nikolaiken, die Mittagspause legten wir am renovierten „Ernst Wiechert Haus“ ein, das besichtigt werden konnte. Durch weitere Seenlandschaften ging es dann zur Wallfahrtskirche nach Heiligelinde, wo wir nicht nur dem Orgelkonzert lauschten, sondern in der Kirche eine Messe zur Silberhochzeit miterleben konnten. Nach der Rück-kehr nach Allenstein bot die Fremdenführerin den interessierten Mitreisenden noch einen Stadtrundgang an.

Wer Allenstein noch nicht kannte, konnte viel erfahren, wer es lange nicht besucht hatte, staunte über die herrliche, überwiegend verkehrsfreie Altstadt, die zum Verweilen einlädt. Dieser Tag wird bleibende Erinnerungen wachhalten. Am nächsten Morgen galt es über Preußisch Eylau nach Nordostpreußen in das heute zu Rußland gehörende Königsberger Gebiet zu fahren. Bei der Grenzabfertigung war uns der russische Reiseleiter behilflich, besonders die Busabfertigung ist sehr zeitraubend. Gegenüber früheren Reisen ging es trotzdem relativ schnell, so daß wir unsere Mittagspause in Domnau abhalten konnten. Einige Mitreisende nutzten die Zeit zu Besichtigungen der ihnen von früher bekannten Stellen im Ort. Schließlich führte die Flucht vieler Wehlauer 1945 über diesen Ort und den Weg unserer Weiterfahrt über Friedland nach Allenburg, leider damals in umgekehrter Richtung. In Allenburg machten wir Rast, bei der Gelegenheit war, das Museum im teilweise renovierten Kirchturm zu besichtigen. Die Kirche wird weiterhin von vielen Storchenpaaren bewohnt. Während der Weiterfahrt nach Königsberg erhielten die Teilnehmer einen ersten Überblick über Wehlau und Tapiau. In Königsberg wohnten wir im Hotel Kaliningrad. Das Leben in Königsberg wird immer bunter und hektischer, Gebäude wachsen überall, teilweise mit geschmackvollen Ergebnissen. Der nächste Tag führte uns in den Landkreis Wehlau, wo wir als erstes von dem Wehlauer Bürgermeister Ivan-Sergeewitsch Tschirnow empfangen wurden. Ebenfalls erwarteten uns dort Heinrich und Sieglinde Kenzler, die uns den ganzen Tag begleiteten und bei den Verhandlungen in Wehlau und Tapiau unterstützten.

Mit Hilfe des russischen Reiseleiters konnten Fahrgelegenheiten vermittelt werden, um die gewünschten Heimatorte zu erreichen. In Wehlau waren neben dem Besuch des Museums in der Ordensschule und einer Besichtigung der Bäckerei Maybach in Paterswalde auch ein  Stadtrundgang und eine kleine Stadtrundfahrt möglich. Zwei mitreisende Familien stellten beim Suchen nach ihren Elternhäusern fest, daß sie als Kinder Nachbarn gewesen waren. Ein ganz besonderes Erlebnis während unserer diesjährigen Reise. Für die Landrätin in Tapiau und die Bürgermeister in Wehlau und Tapiau hatten wir Grußworte des Landkreises Diepholz von Landrat Gerd Stötzel, der Stadt Syke von Bürgermeister Dr. Harald Behrens und der Stadt Bassum von Bürgermeister Wilhelm Bäker im Gepäck. Während wir die Grüße in Wehlau mit der gesamten Gruppe überbrachten, erledigte dies in Tapiau eine kleine Gruppe unter Führung von Sieglinde Kenzler. Die Gespräche verliefen freundschaftlich, Einzelheiten würden den Rahmen dieses Reisberichts sprengen. Die Reisegruppe nutzte den Nachmittag in Tapiau zu einem ausführlichen Stadtrundgang. Neben den Besuchen im Haus Samland, dem Loves Corinth Haus, der Kirche und der Innenstadt hat der Besuch des Museums im „Alten Rathaus“ besonders deshalb begeistert, weil dort russische Schüler die Ausstellung in deutscher Sprache erklärten. Der nächste Tag stand zur „freien Verfügung“. An ihm wurde eine Stadtführung in Königsberg angeboten. Die Mehrzahl der Mitreisenden fuhr auf eigenen Wunsch mit Kleinbussen und Taxen in andere Orte. Darunter waren Ziele in Königsberg, Palmnicken, Rauschen, Germau, Georgenburg und Kuglacken. Die Vermittlung dieser Ausflugsfahrten klappte in diesem Jahr vorzüglich, so daß sich große Zufriedenheit über die Erlebnisse einstellte.

Der letzte Tag in Königsberg führte nach einer Stadtrundfahrt über Cranz auf die Kurische Nehrung. Leider fiel der Aufenthalt in Cranz nur kurz aus, um Zeit für die Nehrung zu gewinnen. In Cranz selbst gibt es mit Ausnahme der Hotelgebäude am Strand keine wesentlichen Veränderungen. Bedauerlicherweise ist der Strand nicht mehr so, wie wir ihn in Erinnerung haben. Die Russen sagen, es liege am Klimawandel und nicht an mangelnder Instandsetzung. Von der Kurischen Nehrung waren alle Mitreisenden sehr angetan, wir besuchten das Nehrungsmuseum, die Vogelwarte in Rossitten und die Landschaft der Wanderdünen und den herrlichen Strand nördliche von Rossitten. Am Strand gab es viele Badegäste. Am kommenden Tag begann unsere Rückreise, zunächst zur Grenze in Heiligenbeil. Bei der Grenzabfertigung gab es Verzögerungen, die durch einen begleitenden Dolmetscher vielleicht vermeidbar gewesen wären. Die Mittagspause legten wir in Frauenburg ein, so gab es zusätzlich zum Reiseprogramm die Möglichkeit, den Dom mit Burghof und den Kopernikus-Turm zu besuchen. Die Marienburg erreichten wir mit Verspätung, trotzdem konnte eine Führung organisiert werden, von der die Teilnehmer anschließend sehr begeistert waren. Dieses monumentale Bauwerk des Deutschen Ritterordens ist immer wieder beeindruckend. In Danzig gab es am Abend eine der wenigen Wehrmutstropfen, weil das Hotel im Stadtteil Oliva lag und die Entfernung zur Altstadt zu weit war. Dies widersprach dem Reiseangebot und war sehr ärgerlich, denn die Altstadt in Danzig ist immer einen Bummel wert. Der nächste und vorletzte Tag führte von Danzig über Stolp nach Stettin. In Stettin lag das Hotel in der Innenstadt, so daß noch einige Besichtigungen auf eigene Faust unternommen werden konnten. Die malerische Hafenstadt ist ein Kleinod an der Mündung der Oder. Der Rückreisetag verlief reibungslos, die Teilnehmer erreichten ihre Wohnorte pünktlich. Eine besondere Bedeutung erhielt diese Reise durch die Teilnahme von Frau Gundula Rentrop, die im Auftrag des Kreismuseums Syke mitreiste, da sie an der Neugestaltung unseres Wehlauer Heimatmuseums mitarbeitet. Nach der Reise bestätigte sie, daß sie lebendige Eindrücke gewonnenen hat, die in ihre Arbeit einfließen werden.


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