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26.07.08 / Wenn das Gaumensegel flattert / Unmäßigen Schnarchern und ihren Bettgenossen kann jetzt geholfen werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-08 vom 26. Juli 2008

Wenn das Gaumensegel flattert
Unmäßigen Schnarchern und ihren Bettgenossen kann jetzt geholfen werden
von H.-J. Mahlitz

In the jungle, the mighty jungle, the lion sleeps tonight“ – als die Tokens vor nunmehr 47 Jahren mit diesem Titel die Hitparaden stürmten, hätten sie sich vieles träumen lassen können, nur das nicht: daß ein Mensch dereinst nicht nur den Löwen, sondern auch alle anderen Vier- und Zweibeiner im Dschungel um den Schlaf bringen würde. So geschehen unlängst im RTL-Dschungelcamp. Barbara Herzsprung, inzwischen zur Schauspielerin, Modedesignerin und Schauspieler-Exgattin gereift, baute fern im australischen Fernseh-dschungel eine Geräuschkulisse auf, die zwar die Bäume nicht umstürzen ließ, deren Nachbeben aber bis ins Mitteleuropäische zu vernehmen war. Im Klartext: Sie schnarchte. Und wenngleich die akustischen Hervorbringungen – bei allem Respekt vor zeitgenössischem Kulturschaffen – höheren künstlerischen Ansprüchen kaum genügten, so bleiben sie doch der Nachwelt erhalten: Unerschütterliche Herzsprung-Fans nämlich können sich das Schnarchen ihres Idols als Klingelton aufs Handy packen.

Der Löwe im Dschungel freilich kann nun beruhigt weiterschlafen. Denn Frau Herzsprung hat ihre „musikalische“ Karriere abrupt beendet. Sie schnarcht nicht mehr. Wie sie das geschafft hat, erzählte sie jetzt auf einer Presseveranstaltung, auf der ein neues Antischnarchmittel mit dem durchaus vielversprechenden Namen „Silence“ präsentiert wurde.

Zugegeben, wenn man nicht gerade zum Stammpublikum von RTL zählt, tut man sich etwas schwer, von solch boulevardhaften Auftakt zum Ernsthaften, zum Wissenschaftlich-Seriösen zu finden. Am Ende aber überwog doch der Eindruck, daß Frau Herzsprung hier keine billige Publicity-Schau abgezogen hat, sondern durchaus glaubhaft machen konnte, wie man auf recht einfache Weise vom Schnarcher zum Nicht-Schnarcher werden kann.

Immerhin spricht sie damit zehn Millionen Menschen in Deutschland an, bei denen nachts regelmäßig „die Wände wackeln“. Das sind immerhin gut 20 Prozent aller Erwachsenen. Und zumindest akustisch haben in Deutschlands Schlafzimmern die Männer die Nase vorn; daran haben auch langjährige Emanzipationsbemühungen nichts ändern können. Unter 30 schnarchen doppelt so viele Männer wie Frauen, erst nach den Wechseljahren holt die Weiblichkeit auf.

Daß die massenhafte nächtliche Sägerei alles andere als harmlos ist, sondern vor allem auch für die „Passivschnarchopfer“ hochgradig nervend und gesundheitsschädigend, ergibt sich aus folgenden Meßwerten: Der im Schlaflabor gemessene Rekordhalter brachte es auf satte 98 Dezibel und übertönte damit vorbeifahrende Lastkraftwagen und Eisenbahnzüge ebenso wie Kettensägen und Preßlufthämmer.

Wie aber schafft es der Mensch, solch gewaltige Geräuschkulisse aufzubauen? „Schnarchen wird durch eine allgemeine Muskelentspannung im Schlaf hervorgerufen. Dadurch haben die Mus-keln, die unsere oberen Atemwege im Rachen offen halten, die Neigung, unter bestimmten Umständen nicht die Spannung aufzubringen, die notwendig ist, um eine ungehinderte Passage der eingeatmeten Luft in die Lunge zu gewährleisten“, erläutert Schlafforscher Riccardo Stoohs vom Schlaflabor Dortmund die Entstehung nächtlicher Konflikte zwischen den Partnern.

„Die Weichteile der oberen Atemwege klatschen mit einer Frequenz von mehr als 100mal pro Sekunde aneinander und verursachen damit das typische Geräusch des Schnarchens.“

Abgegrenzt werden müsse, so Stoohs weiter, das zumindest für den Schnarcher selbst zumeist harmlose gewohnheitsmäßige Schnarchen allerdings von einer Schlafstörung, die durch die gleichen Mechanismen hervorgerufen wird. Das sogenannte obstruktive Schlafapnoesyndrom führe in seiner Konsequenz zu stärkerer gesundheitlicher Beeinträchtigung: „Beim Auftreten von nächtlichen Atemaussetzern sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden, weil hierdurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt“, rät der Schlafforscher.

An Versuchen, diese wahrhaft ruhestörende Muskel-Entspannung im Rachen zu unterbinden, mangelt es nicht.

Die meisten Medikamente, die bislang angeboten wurden, erwiesen sich aber als ebenso wirkungslos wie die zum Teil abenteuerlichen mechanischen Schnarchunterdrücker. Operative Eingriffe sind zwar durchaus erfolgversprechend, gelten in der medizinischen Fachwelt aber nur als äußerstes Mittel.

Keine Überraschung also, daß auch das jüngste Anti-Schnarch-Produkt mit einiger Skepsis aufgenommen wurde: Wieder einmal ein sogenanntes Wundermittel, das letztendlich doch nicht viel bringt – so dachte wohl mancher, als die „Deutsche Chefaro Pharma GmbH“ vor knapp einem Jahr ein Spray mit dem Namen „Silence“ auf den Markt brachte. Allerdings hat sich das unter der Regie des belgischen Konzerns „Omega Pharma NV“ entwickelte Produkt anderenorts bereits hinreichend bewährt. In Frankreich etwa hat es bereits 80 Prozent des Antischnarchmittel-Marktes erobert. Und auch in Deutschland ließ der Erfolg nicht auf sich warten: Bereits Ende Februar, ein halbes Jahr nach der Markteinführung, lag der Marktanteil bei 58 Prozent. Die Wirkstoffe des Sprays basieren großenteils auf natürlichen biologischen Substanzen (zum Beispiel Algen, Hagebutten). Sie straffen Haut und Muskulatur im Rachen, legen einen wohlschmeckenden ölartigen Film auf die Schleimhaut, halten so die Atemwege frei und verhindern das lärmverursachende Vibrieren von Gaumensegel und Zäpfchen.  Schädliche oder unangenehme Nebenwirkungen haben sich bei umfangreichen Tests in Frankreich und in Deutschland nicht gezeigt, wohl aber überzeugende Erfolge. So konnte der Hersteller es sich leisten, eine Rücknahmegarantie für den Fall der Erfolglosigkeit anzubieten – die Rücklaufquote liegt bei nur 0,8 Prozent.

„Silence“ wird abends vor dem Schlafengehen in den Rachen gesprüht. Eine Spraydose reicht für einen Monat und kosten unter 15 Euro – so viel, so meint nicht nur die inzwischen verstummte Dschungelcamp-Schnarcherin Barbara Herzsprung, sollten ungestörte Nachtruhe und gesunder Schlaf einem schon wert sein.


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