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26.07.08 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-08 vom 26. Juli 2008

Dankeschön / Was Angela Merkel den Soldaten wohl gesagt hätte, was die Grünen als Kriegsherren gelernt haben, und was Stalin heilig macht
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Die Attentäter des 20. Juli stehen ja schon länger im Zwielicht. Wir Nachgeborenen schöpfen unseren nachgebürtlichen Informationsvorsprung voll aus und haben jedes Jahr etwas Neues an den Verschwörern auszusetzen.

Erst diesen Sommer indes trat das zentrale Versagen der Verschwörer ans Licht: Hätten die ihren Anschlag nicht wenigstens um vier oder fünf Wochen vorverlegen können? Aber nein, die Herren mußten ja unbedingt mitten in der Ferienzeit zur Tat schreiten! Daran kann man absehen, wie kurzsichtig Stauffenberg und Co. gehandelt haben, historisch betrachtet.

Sie sind schuld, daß von den 600 Bundestagsabgeordneten gerade einmal 20 dabei sein konnten beim feierlichen Gelöbnis der Bundeswehr vor dem Reichstag. Selbst der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, war verhindert, weil er auf der Insel Tagomago urlaubte. Tagomago? Wir mußten auch erst nachsehen: Das ist ein kleines exklusives Eiland neben dem spanischen Ibiza. Dort feierte Wowi die Hochzeit von TV-Alt-Talkerin Sabine Christiansen, zusammen mit Christiansens neuem Mann und ihren Freunden Schicki und Micki.

Bundeskanzlerin Merkel und ihr Außenminister Steinmeier wollten die Gelöbnisfeier eigentlich auch schwänzen. Erst im letzten Moment soll die Regierungschefin realisiert haben, daß der fast 90jährige Amtsvorgänger Helmut Schmidt die Ansprache hält. Außerdem blieb ihren Beratern das vorauseilende Medien­echo auf ein Fernbleiben der Kanzlerin nicht verborgen. Die verbiesterte Journaille versteifte sich darauf, daß nicht die Attentäter ihren Zeitplan nach dem der Kanzlerin zu richten hätten, sondern umgekehrt.

So mußten unter das Joch von Geschichte und Verantwortung für unsere Soldaten gebeugt dann doch einige Spitzenrepräsentanten vor dem Reichstag antanzen. Die Rede von Schmidt wurde allgemein gelobt. Wir hingegen hätten viel lieber eine Ansprache der amtierenden Kanzlerin gehört. Da hätte sie bestimmt weihevolle Worte gefunden über „unsere Verantwortung vor der Welt“ und wie sehr sie „in Gedanken immer bei unseren Soldaten ist“, wenn keine Ferien sind.

Solche Anlässe sind es, die uns Gewißheit darüber schenken, von welch tiefem Ernst unsere Politiker durchdrungen sind, wenn sie den Soldaten im Namen aller Deutschen für den gefährlichen Einsatz in Afghanistan „ein herzliches Dankeschön“ (O-Ton Merkel) sagen. Toi! Toi! Toi! – möchte man da fröhlich einstimmen. 

An Virtuosität beim Umgang mit unserer Armee um Längen übertroffen werden die Kanzlerin und ihr Außenminister von den Grünen. In ihren Gründerjahren wollten sie den Laden dichtmachen, weil man einfallende Feinde schließlich genauso gut mit „we shall overcome“ in die Flucht singen könne. Bis zum Regierungseintritt 1998 standen die deutschen Soldaten bei den Grünen auf dem Index der Verwerflichkeiten. Die unter Kohl scheinbar  täglich drohende „Militarisierung der deutschen Außenpolitik“ war der große Dämon, auf den die Grünen ihre historische Rolle als friedenserhaltende Mission in der deutschen Politik drapierten. Man hatte schließlich aus der Geschichte gelernt, im Unterschied zu den anderen.

Kaum an die Regierung gekommen, wollten die Friedensbewegten das Spielzeug denn aber doch mal ausprobieren und fingen zusammen mit den Sozialdemokraten – zur Probe sozusagen – gleich einen Krieg an, den gegen Serbien. Und keine zweieinhalb Jahre später schon den zweiten, den gegen die Taliban.

Während ihrer Feldherrenzeit haben sich die Grünen viel vom militärischen Handwerk abge­guckt. Beispielsweise, wie man sich nach erfolgtem Vorstoß spurlos ins Gebüsch verzieht, um kurz darauf aus einer ganz anderen, vom Gegner völlig unerwarteten Seite abermals anzugreifen. Nachdem die Partei wieder in der Opposition gelandet war, folgte der blitzartige Rückzug ins Unterholz. Krieg? War da was? Heute erleben wir die neue Offensive: Die Grünen lassen keine Gelegenheit mehr aus, um ihren Widerwillen gegen den von ihnen angezettelten Krieg in Afghanistan auszudrücken.

Auf ihre erstaunliche Wendigkeit angesprochen antworten sie, daß sie eben aus Fehlern gelernt hätten. Nur gut, daß das Lehrgeld andere bezahlen, die Soldaten nämlich, möchte man ihnen dafür um die Ohren hauen. Gegen solche Gemeinheiten waren die Grünen aber schon immer immun. Kriegsherr Joschka Fischer ließ sein Nachdenkergesicht stets in die tiefstmöglichen Falten fallen, wenn die Rede auf seine Kriege kam. Es war nicht zu übersehen: Ob seiner „schweren Bedenken“ und perfekt inszenierten Gewissensnöte tat sich der Mann selbst dermaßen leid, daß in seinem Herzen kein Platz mehr war für die angeblichen Nöte tumber Kommißköppe.

Dieser Geist ist längst tief in Gesellschaft und Verwaltung unseres Landes eingedrungen, wie uns der etappentapfere Widerstand des Bezirksamts Berlin-Mitte gegen das Bundeswehrgelöbnis vor dem Reichstag demonstriert hat. Na ja, das Gelöbnis fand ja dann dennoch statt.

Gut beschützt von der augen­zwinkernden Unterstützung ihres rot-roten Senats versuchen die findigen Bürokraten, die Schlappe wettzumachen: Den Angehörigen gefallener Bundeswehrsoldaten wollen sie die Aussicht auf einen würdigen Gedenkort versalzen. Für das neue Ehrenmal sollen vier junge Bäumchen gefällt werden, die den Blick auf die Gedenkstätte beträchtlich stören. Das will das Bezirksamt Berlin-Mitte verhindern und legte laut „Berliner Zeitung“ sein Veto ein. Bäumefällen sei immer „ein sensibler Punkt“, sagt der zuständige Stadtrat Ephraim Gothe den konsternierten Angehörigen ins Gesicht.

„Sensibel“ – was aus Wörtern alles werden kann! Nun ja, die Zeiten ändern sich, und was als heilig gilt, ändert sich mit ihnen. Da können vier Bäumchen mehr Respekt einfordern als die 2600 Soldaten, die im Dienst ums Leben gekommen sind. Zumal, wenn man die Bäumchen zur Verhöhnung der verachteten Toten so wunderbar gebrauchen kann!

Was schließlich auch eine Leistung ist, denn solch ein Zynismus wird einem ja nicht in die Wiege gelegt. Das ist eine Kunst, welche Kommunisten und Nationalsozialisten zur höchsten Blüte getrieben haben im 20. Jahrhundert. Und sie haben nichts verlernt, wie uns die Meldung lehrt, daß die kommunistische Partei von St. Petersburg die Heiligsprechung von Josef Stalin fordert.

Die Sache ist auf den ersten Blick derart phantastisch, daß einem spontan die Spucke wegbleibt. Die haben’s drauf!

Auf den zweiten Blick ist die Chose gar nicht mehr so irrwitzig. Für Kommunisten gibt es solche Sachen wie Menschenwürde, Bürgerrechte und ähnliches sowieso erst in der „kommunistischen Endgesellschaft“. In der Kampfzeit bis dahin ist alles und jeder, also auch jeder Mensch und erst recht seine angebliche „Würde“, der Erreichung des Ziels unterzuordnen. Bis zu jenem glorreichen Ende der Geschichte teilt sich die Menschheit in drei Gruppen: Genossen, nützliche Idioten und Klassenfeinde.

Die Klassenfeinde sind wegzuräumen. Idioten und Genossen sind aber auch nur Instrumente im Kampf, die so nutzbringend wie möglich zu verbrauchen sind.

Was also hat Stalin falsch gemacht? Gut, er hat ziemlich viel verbraucht, aber auch allerhand weggeräumt! Wenn jemand auf die Millionen Kollateralleichen zu sprechen kommt, empfiehlt es sich, ein wenig Zerknirschung zu zeigen. Die Idioten macht das glücklich, sie nennen einen danach „geläutert“ oder gar „demokratisch“! Idioten halt. Die Klassenfeinde merken wir uns für später.

Stalins moralische Integrität jedenfalls ist fleckenlos, weil er ja alles nur für das große Ziel getan hat. Und so eine Heiligsprechung könnte hilfreich sein auf dem Weg zum nächsten Versuch.


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