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02.08.08 / Ende der Freiheit / Iranische Revolution erlebt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-08 vom 02. August 2008

Ende der Freiheit
Iranische Revolution erlebt

In „Bitterer Frühling“ schildert die Iranerin Roya Hakakian ihre Kindheit und Jugend im Iran der 70er und frühen 80er Jahre.

Zunächst startet sie mit ihrer Erzählung in den frühen Jahren ihrer sehr idyllischen Kindheit, als die Welt aus Sicht ihrer Kinderaugen noch harmonisch verlief und der Schah das Sagen hatte.

„Wir wohnten im 14. Postbezirk in keiner geringeren Straße als eben dieser Allee der Erhabenen, Haus Nummer drei. ,Eins‘ stand für Gott, ,Zwei‘ für unseren geliebten Schah und seine Gemahlin. ,Drei‘ aber stand für das Haus mit den prächtigen Wachholderbäumen, wo die Hakakians wohnten.“

Bereits als Kind hatte Roya Hakakian es aufgrund des guten Rufes ihres jüdischen Vaters, seines Zeichens Lehrer und Dichter, nicht einfach: „Das Kind meines Vaters zu sein war Ehre und Last zugleich. Die Leute betrachteten uns gewissermaßen als seine Botschafter und erwarteten von uns das rechte Maß an Frömmigkeit, Intelligenz und Redegewandtheit, insbesondere die Fähigkeit, auf Wunsch zu dichten ... In mich, das jüngste Kind der Hakakians und deren einzige Tochter, setzte man nur geringe Hoffnungen. Ja, man äußerte den Wunsch, meine Altklugheit möge sich geben.“

Voller Emotionen berichtet Roya Hakakian über so manche Begebenheit, die sie damals bewegte, und somit auch zum Teil entscheidenden Einfluß auf ihre weitere Entwicklung hatte, wie zum Beispiel die durch die Eltern vereinbarte Ehe ihrer Cousine mit einem älteren, korpulenten Mann, der sich beim Eigenlob in die selbsterdachten Lügen verstrickte.

Der Sturz des Schah gibt der Handlung eine abrupte Wendung. Der Leser liest aus den Zeilen das Hochgefühl der Menschen heraus, von der Last der Gesetze des Schahs befreit zu sein.

Dieses Gefühl des Glücks und der Freiheit war jedoch trügerisch und nur von kurzer Dauer. Schon bald wendete sich das Blatt und die iranische Revolution wich dem neuen Herrscher – Khomeini.

Die Zensur des Ajatollah, die schwarz verhüllten Frauen, die das Kommando an den Mädchenschulen übernahmen und den jungen Frauen den Schleier aufzwangen, all das veränderte auch das Leben der jungen Roya – leider nicht zum Guten.

„Wie von ungefähr begab ich mich an diesem Tag nach der Schule in unser altes Viertel. Ich suchte Trost, wie in alten Zeiten. Ich wollte Z. sehen. Ich sehnte mich danach, an ihrer Tür zu stehen und sie bei meinem Anblick vor Freude schreien zu hören ... Augenblicke später hörte ich Schritte in dem schmalen Korridor, der auf den Hof hinausführte. Die Schritte waren streng und entschlossen. Dann sah ich eine schwarz verschleierte Gestalt auf mich zukommen. Diejenige, die da auf mich zuflatterte, erkannte ich nicht, denn der Schleier ließ nur wenig von ihrem Gesicht frei. Aber als sie näher kam, sah ich die Hand, die den Schleier unter ihrem Kinn hielt. Die Hand, die ich unfehlbar erkannt hatte ...“

Roya Hakakian präsentiert dem Leser mit ihrem Roman „Bitterer Frühling“ nicht nur hautnah erlebte Geschichte, sondern auch die berührende und zugleich erschütternde Geschichte ihrer Jugend im Iran.         A. Ney

Roya Hakakian: „Bitterer Frühling – Meine Jugend im Iran der Revolutionszeit“, DVA, München 2008, geb., 286 Seiten, 19,95 Euro


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