26.04.2024

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02.08.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-08 vom 02. August 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,       

liebe Familienfreunde,

der August ist der Monat der Sternschnuppen und damit der heimlich gestellten Wünsche. Solche „Sternstunden“ an stillen Sommerabenden tun gut, aber man sollte nicht zu große Hoffnungen an die Erfüllung stellen – besser ist es jedenfalls für Freunde aus unserem Kreis, die Wünsche an die Ostpreußische Familie zu richten. Dann kann es beides geben: Einen erfüllten Wunsch und, wenn es ein schwieriger war, sogar eine Sternstunde. Wie bei unserm Landsmann Alfred Jablonski aus Kaulsdorf. Der hatte nämlich nach seiner Patentante gesucht, die er nie gekannt hatte. Lediglich aus den Erzählungen wußte der Sohn, der bei der Flucht erst ein Jahr alt war, daß die Tochter der Gutsbesitzer Podehl aus Kaimen, Anneliese Podehl, ihn am 10. April 1944 in der Kirche von Kaimen über das Taufbecken gehalten hatte. Nach dieser Patin, die seiner Mutter und ihren fünf Kindern sehr bei der Flucht geholfen hatte, suchte Herr Jablonski immer wieder – leider vergeblich. Er schloß sich sogar einer Reisegruppe nach Königsberg an, um vielleicht an Ort und Stelle etwas zu erfahren, fuhr mit dem Taxi nach Kaimen, Kreis Labiau, aber er fand in seinem – heute mit „Trostniki“ beschilderten – Geburtsort natürlich keinen Hinweis auf die Familie Podehl. Und dann erfuhr Herr Jablonski unsere Anschrift – er war bisher kein Leser unserer Zeitung. Er kam spät, aber nicht zu spät, denn es geschah – und jetzt lasse ich ihn direkt sprechen – folgendes: „Dank ihrer Suchanzeige im Ostpreußenblatt klingelte bei mir kurz nach der Veröffentlichung das Telefon, und ich erhielt erste Informationen zum Verbleib der Familie Podehl. In einem weiteren Brief wurden mir Kopien von älteren Zeitungsannoncen zugesandt. Diese waren entscheidend bei der weiteren Suche. Heute (10. Juli) hatte ich nun Gelegenheit, telefonisch mit Frau Anneliese Schrader geb. Podehl, die jetzt in Cuxhaven lebt, zu sprechen. Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind. Ob sie sich noch an mich erinnert? Schließlich war es für sie eine große Überraschung, nach über 60 Jahren meinen Anruf zu erhalten. Am Klang ihre Stimme spürte ich, daß sie trotz ihrer 83 Jahr noch fit ist. Da wir beide an einem Wiedersehen interessiert sind, wird mich die nächste Reise nach Cuxhaven führen. Ich wollte Sie hiermit, liebe Frau Geede, teilhaben lassen an meiner Freude über eine erfolgreiche Suche nach einem für mich wichtigen Menschen. Mein Dank gilt Ihnen und allen Lesern des Ostpreußenblattes, die mich mit ihrem Anruf oder mit einem freundlichen Brief unterstützt haben.“ Ja, lewe Landslied und Freunde, das ist doch wirklich mal wieder eine kleine Sternstunde unserer Ostpreußischen Familie. Und wir würden uns freuen, wenn Sie, lieber Herr Jablonski, uns auch an dem Wiedersehen teilhaben lassen, indem Sie uns davon berichten.

Einen Satz aus dem Brief von Peter Jablonski habe ich ausgespart, weil ich mit ihm überleiten will: „Damit es noch manchen Glücklichen wie mich geben möge, wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute!“ Und damit meint er nicht nur mich, sondern unsere ganze große Ostpreußische Familie. Vielleicht können wir ja auch dem nächsten Fragesteller helfen, die Mitarbeit unserer Leserinnen und Leser ist auch hier gefordert.

Schon lange stellt Herr Thomas Richter aus Thalheim im Auftrag seiner Mutter Nachforschungen nach deren Herkunft an, leider bisher ohne Erfolg. Und wenn Hilfe kommen könnte, dann wohl nur durch unsere Ostpreußische Familie, vor allem von Leserinnen und Lesern aus dem Kreis Goldap. Denn Monika Hiltner kam am 14. Februar 1942 im Kreiskrankenhaus Goldap zur Welt. Ihre Mutter, die Wirtschafterin Margarete Hiltner, verstarb neun Tage nach der Geburt. Wo und wie das Kind aufwuchs, liegt im Dunkeln. Wahrscheinlich in der Obhut einer Frau Recketat, denn diese kam im Herbst 1944 mit der kleinen Margarete, eigenen Enkeln und Pflegekindern nach Thalheim im Erzgebirge.

Als sie weiter nach Thüringen transportiert wurde, ließ sie das Mädchen in Thalheim zurück, da sie als ältere Frau mit den vielen Kindern überfordert war. Diese Frau Recketat hinterließ einen Zettel mit wenigen handgeschriebenen Angaben. So, daß der Vater des Kindes unbekannt gewesen sei und die Mutter auf dem Gut Niederwitz bei der Familie Krech gearbeitet habe. Herr Richter und seine Frau stellen nun folgende Fragen: Wer hat auf dem Gut Niederwitz gearbeitet und kann sich an die Wirtschafterin Margarete Hiltner erinnern? Besitzt noch jemand Fotos, auf denen sie abgebildet ist? Wo wurde die so kurz nach der Geburt Verstorbene beerdigt? Wer waren die Paten des Kindes, das am 21./22. März 1942 in der Altst. Evangelischen Kirche in Goldap getauft wurde? Wußte jemand aus dem Umfeld von Margarete Hiltner von der Schwangerschaft und kann zu dem Kindesvater Angaben machen (vermutlich Berufssoldat, in Afrika gefallen)? Können sich Mitarbeiterinnen oder Patientinnen aus dem Kreiskrankenhaus Goldap an diese Geburt erinnern, was aufgrund des frühen Todes der Mutter durchaus möglich ist? Wer hat Frau Recketat gekannt und weiß etwas über ihren Verbleib? Über jeden Hinweis würde sich das Ehepaar Richter freuen, denn ihre Mutter hat kaum noch Hoffnung, etwas über ihre Herkunft und frühe Kindheit zu erfahren. (Iris und Thomas Richter, Tannenstraße 13 in 09380 Thalheim, Telefon 0 37 21 / 3 60 35.)

In letzter Zeit häufen sich die Anfragen nach Themen, die wir in unserer Kolumne behandelt haben, und da kommt in fast 30 Jahren schon was zusammen. Da unser Archiv ja auch im Internet greifbar ist, mehren sich diese Wünsche, die sich auf Veröffentlichungen beziehen, die Jahre zurück liegen. Das bedeutet dann sehr aufwendige Nachforschungen, und so können die neuen Anfragen nicht gleich oder erst nach längerer Zeit erfüllt werden – wenn überhaupt. Oft werden Anschriften von Einsendern verlangt, deren Fragen ich gebracht, die ich aber nur namentlich erwähnt habe, weil diese keine Veröffentlichung der Adresse wünschten. Aber es ergeben sich auch andere Probleme, wenn die Namen und Anschriften für Dokumentationen oder anderweitige Veröffentlichungen angefordert werden. Ich kann diese nur weitergeben, wenn die Betreffenden einverstanden sind. Solch ein Fall liegt gerade vor: Eine Slavistin und Übersetzerin, die zusammen mit einem polnischen Journalisten Reportagen zu deutsch-polnischen Themen der Vergangenheit und Gegenwart schreibt, recherchiert zur Zeit über adoptierte und zwangspolonisierte deutsche Kinder. Sie stieß nun auf zwei Fälle, die wir vor zwei Jahren veröffentlicht hatten, und bat um die Anschriften der Einsender. Ich muß nun die Betreffenden fragen, ob ich diese an die Dame weitergeben kann und bitte Frau Ursula Biereg aus Rostock und Herrn Jürgen Saschek aus Bremen, sich bei mir zu melden.

Und nun unser Nachschrapselchen. Peter Drahl, Biograph der ostpreußischen Grafikerin und Malerin Gertrud Lerbs, der auch als ihr Patensohn ihr künstlerisches Erbe betreut, stieß erst jetzt auf das Buch von August Schukat „Seele des Landvolks“, das Illustrationen der Künstlerin enthält. Dieses bekannteste Buch des im Platt seiner Stallupöner Heimat schreibenden Autors war in den 30/40er Jahren sehr beliebt. Auch die in ihm enthaltenen besinnlichen Erzählungen sind in ostpreußischer Mundart. Das Buch erschien 1938 im Verlag Boettcher, Pillkallen (Schloßberg). Wer besitzt es und kann es Herrn Drahl überlassen? (Telefon 0 40 / 6 01 08 88, Fax 0 40 / 61 18 77 07, E-Mail: info@wkverlag.de.)

Für mich bedeutet solch eine kleine Frage sehr viel, sie ist ein Heimgang in die Vergangenheit, denn zu Gertrud Lerbs-Bernecker wie zu August Schukat hatte ich besondere Beziehungen im Rahmen unseres künstlerischen Schaffens Auch meine Novelle „Die große Wassersnot“ hatte Gertrud Lerbs mit Steinzeichnungen versehen, aber – das Buch stand kurz vor dem Erscheinen – alles ging in Königsberg im Bombenhagel verloren. Und die Originalzeichnungen, von der Künstlerin noch bis in die Lüneburger Heide gerettet, wurden ebenfalls vernichtet. Ja, das schmerzt noch heute. Mit August Schukat, diesem liebenswerten Menschen, habe ich manche Sendung im Reichssender Königsberg gemeinsam gemacht. Und die Familie Drahl aus Königsberg war und ist – nun über drei Generationen – mit meiner Sippe eng befreundet – ja, wie pflegte mein in Südamerika geborener Mann ein dort gebräuchliches Sprichwort zu zitieren: „Die Welt ist wie ein Taschentuch, alles findet sich darin wieder!“ Ich wünschte, das träfe auch für alle in unserer Ostpreußischen Familie gestellten Fragen zu!

In Folge 29 hatten wir das Anliegen von Herrn Wolfgang Schneider aus Thalheim gebracht, der nach seinem Großvater Maximilian Schneider vom Königsberger Sackheim forscht. Die von ihm beigelegten Fotokopien konnten leider nicht verwendet werden, nun übersandte uns Herr Schneider bessere Abzüge. So wollen wir ein Bild bringen, das den jungen Wolfgang Schneider zeigt, der als Waisenkind im Westen aufwuchs und nur noch jene blassen, bruchstückartigen Erinnerungen an seine Heimatstadt Königsberg haben kann, wie sie sich dem damals Vierjährigen einprägten. Die sehr verwirrend sein können, denn in einer Nachkriegskartei wird ein Maximilian Schneider auch als Vater von Wolfgang geführt. Hatte der – Uhrmacher? – Maximilian Schneider einen Sohn gleichen Namens, oder wurde irrtümlich der Großvater als Vater eingetragen? Ungelöste Fragen, die das Leben des heute 67jährigen noch immer bestimmen.

Eure Ruth Geede

Foto: Jugendbildnis eines heute 67jährigen: Wer über die Abstammung und Herkunft des Ostpreußen sachdienliche Aussagen machen kann, wende sich an Wolfgang Schneider, Feld­rain Nr. 5 in 06766 Thalheim, Telefon (0 34 94) 3 32 28.


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