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02.08.08 / »Schwarzer Tag des deutschen Heeres« / Am 8. August 1918 begann die Schlacht bei Amiens – Auch bei der Truppenleitung schwand der Glauben an den Kriegssieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-08 vom 02. August 2008

»Schwarzer Tag des deutschen Heeres«
Am 8. August 1918 begann die Schlacht bei Amiens – Auch bei der Truppenleitung schwand der Glauben an den Kriegssieg
von Hans Lody

Nachdem die Deutschen mit ihrer großen Frühjahrsoffensive keinen entscheidenden Erfolg hatten erringen können, war die Entente im Juli 1918 zur Gegenoffensive übergegangen. Dabei wurden die deutschen Einheiten zwar von der Marne verdrängt, konnten sich allerdings ohne feindlichen Durchbruch geordnet zurückziehen.

In diese deutsche Rückzugsbewegung stieß jedoch eine weitere alliierte Offensive. Am 8. August 1918 traten 35 australische, kanadische, britische und französische Divisionen bei Amiens zum Angriff gegen einen Frontabschnitt an, der von zehn deutschen Stellungsdivisionen verteidigt wurde, hinter denen noch fünf Reservedivisionen lagen. Zwar besaßen die Alliierten mit 1000 Flugzeugen auch eine zahlenmäßig überlegene Luftwaffe, aber dies wirkte sich wegen der besseren deutschen Flugzeuge und ihrer überlegenen Gliederung in Geschwader nicht aus. Schwerwiegend war hingegen, daß über 500 Panzer den Vorstoß der alliierten Infanterie unterstützte. Diesen Tanks hatten die deutschen Verteidiger nichts entgegenzusetzen.

Der Angriff begann um 4.20 Uhr und erwies sich vor allem im Bereich der Australier und Kanadier als sehr erfolgreich. Dort gelang bis 11 Uhr auf einer Breite von über 20 Kilometern ein Einbruch von fünf Kilometern Tiefe, der bis zum Abend auf durchschnittlich zehn Kilometer anwuchs. Auf einer Breite von 20 Kilometern und einer Tiefe von fünf Kilometern war der Einbruch erfolgt. An jenem denkwürdigen Tag betrugen die deutschen Verluste 30000 Soldaten – rund die Hälfte davon Gefangene.

Das war neu. In einer derartig großen Zahl hatten sich deutsche Soldaten bislang nicht gefangengegeben. Der Generalquartiermeister der Obersten Heeresleitung Ludendorf prägte daher das Wort vom „Schwarzen Tag des deutschen Heeres“. Die Schlacht von Amiens war nicht die erste alliierte Offensive gewesen und auch nicht die letzte, aber der Zusammenbruch der Moral der Truppe war das Besondere.

Niall Ferguson schrieb in seinem Buch: „Der falsche Krieg“: „Der Zusammenbruch der Deutschen begann im August 1918 mit einem großen Anwachsen der Zahl an deutschen Soldaten, die in Gefangenschaft gerieten.“ Franz Uhle-Wettler urteilte in seinem Buch „Erich Ludendorf in seiner Zeit“: „Der Tag zeigte, daß die Truppe überfordert wurde. Sie war körperlich und seelisch ausgemergelt und ausgeblutet.“ Ludendorf selbst formulierte es wie folgt: „Der 8. August stellte den Niedergang unserer Kampfkraft fest und nahm mir bei solcher Ersatzlage die Hoffnung, eine strategische Aushilfe zu finden.“

Ähnliche Erfahrungen hatten die Franzosen im Vorjahr gemacht, als all ihre Offensiven unter blutigen Verlusten keinerlei Erfolge brachten, gab es Meutereien. Aber das republikanische Frankreich reagierte auf solche Erscheinungen anders als die deutsche Monarchie. In Frankreich gab es Massenerschießungen und alsbald kämpfte die Truppe wieder – aus Angst. In Deutschland wurden Desertationen in der Praxis meist mit Festungshaft oder Zuchthaus geahndet.

Bald nach dem „Schwarzen Tag des deutschen Heeres“ erklärte Ludendorf den Krieg für verloren. Am 29. September 1918 gestand Ludendorff gegenüber der Reichsregierung die Ausweglosigkeit der militärischen Lage ein und forderte sofortige Waffenstillstandsverhandlungen auf Basis der vom US-Präsidenten Woodrow Wilson vorgeschlagenen 14 Punkte.

Foto: Erich Ludendorff: „Der 8. August … nahm mir … die Hoffnung, eine strategische Aushilfe zu finden.“


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