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09.08.08 / Was spricht die Welt? / Englisch, Chinesisch oder gar Deutsch: wo welche Sprachen dominieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-08 vom 09. August 2008

Was spricht die Welt?
Englisch, Chinesisch oder gar Deutsch: wo welche Sprachen dominieren
von Thomas Paulwitz

Was zeichnet eine Weltsprache aus? Eine eindeutige Grenzziehung dafür gibt es nicht. Für manche zählt allein Englisch als Weltsprache. Andere glauben wiederum, daß wir bald alle Chinesisch können müssen und Englisch sich auf einem absteigenden Ast befindet. Sie übersehen dabei, daß zahllose Chinesen bereits fleißig Englisch lernen. Allerdings: Ist das wirklich Englisch, was da weltweit als Verkehrssprache genutzt wird, oder doch eher ein „Basic Simple Eng-lish“, ein Globalesisch mit verringertem Wortschatz und vereinfachter Grammatik? Ist die Verwendung als Verkehrssprache wirklich die einzige Voraussetzung, um als Weltsprache zu gelten? Müssen wir denn nicht auch Deutsch zu den Weltsprachen rechnen, eine Sprache, die viele Menschen von Brasilien über Rußland bis Australien erlernen?

Wir können unterschiedliche Meßlatten anlegen, um zu bestimmen, was eine Weltsprache ausmacht. Das einfachste Kriterium ist die Zahl der Muttersprachler. Hier liegt Chinesisch (Mandarin) mit 1,1 Milliarden Menschen uneinholbar vorne. Weit abgeschlagen folgen Englisch mit 372 Millionen an zweiter, Hindi / Urdu mit 316 Millionen an dritter und Spanisch mit 304 Millionen an vierter Stelle. Deutsch liegt in dieser Rangliste nach Arabisch, Portugiesisch, Russisch, Bengali und Japanisch mit 102 Millionen Menschen auf dem zehnten Platz. Aufgrund des Geburtenrückgangs wird Deutsch in dieser Rangliste weiter zurückfallen.

Ist die Zahl der Muttersprachler ein hinreichendes Kriterium, um eine Sprache als Weltsprache zu kennzeichnen? Mitnichten, denn es sagt nichts über die weltweite Verbreitung der Sprache aus. So sind Chinesisch, Japanisch, Hindi oder Bengali weitgehend auf Asien beschränkt, während Englisch, Spanisch, Portugiesisch oder eben auch Deutsch auf mehreren Kontinenten gesprochen werden. Das hängt mit Kolonialismus, Auswanderung und Wirtschaftsleistung zusammen. Allerdings dürfen wir die Zahl der Sprecher nicht gänzlich vernachlässigen, denn beispielsweise ist die Plansprache Esperanto zwar auf der ganzen Welt verbreitet, wird aber von einer zu geringen Zahl an Sprechern beherrscht, um als Weltsprache gelten zu können. Als Richtwert gilt eine Sprecherzahl von mindestens 100 Millionen Menschen.

Den Weltrang einer Sprache können wir weiter an der Zahl der gedruckten Bücher festmachen, die in einer bestimmten Sprache erscheinen. Der Anteil der Bücher, die auf Englisch veröffentlicht werden, lag Anfang der 1990er Jahre nach Angaben des British Council weltweit bei 28 Prozent. Es folgen Bücher auf Chinesisch mit 13 Prozent und Bücher auf Deutsch mit zwölf Prozent. Nach Angaben des Börsenvereins des deutschen Buchhandels erscheinen in Deutschland jährlich rund 100000 Bücher, etwa so viele wie in Großbritannien. Aufschlußreich ist auch, in welche Sprachen die meisten Bücher übersetzt werden. Laut „Index Translationum“ der Unesco liegt hier Deutsch mit 269888 Titeln an erster Stelle, gefolgt von Spanisch (206537), Französisch (199363), Englisch (113069) und Japanisch (111063). Zum weit überwiegenden Teil wird aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, so daß es für den angloamerikanischen Buchmarkt ein großer Vorteil wäre, wenn die Deutschen nicht nur in ihren Liedern, sondern auch in ihren Büchern ihre Sprache durch Englisch austauschten. Die Forschungsergebnisse deutscher Wissenschaftler sind bereits in vielen Fällen nur noch auf Englisch zu bekommen.

Bei der schriftlichen Verbreitung einer Sprache ist nicht nur die gedruckte, sondern auch die elektronische Form bedeutend. Dabei spielt das sogenannte „Internet“ eine wichtige Rolle. Schwierig ist es zu messen, wie viele Netzseiten in welchen Sprachen erscheinen. Auf jeden Fall geht hier der Anteil des Englischen fortlaufend zurück. Die Netz-Tip-Studie von 2002 sah Englisch mit 56,4 Prozent aller Netzseiten vor Deutsch mit 7,7 Prozent, das auf den zweiten Platz kam. Die Reihenfolge entspricht auch derjenigen gemäß der Zahl der Artikel im Netzlexikon „Wikipedia“. Hier liegt derzeit Englisch mit rund 2,5 Millionen Artikeln vor Deutsch (800000), Französisch (700000), und Japanisch (rund 500000).

Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Anteil der Muttersprachen der Netznutzer als Maßstab heranzuziehen. Die Global-Reach-Studie von 2004 sieht die englischen Muttersprachler mit 35,2 Prozent vorne, die „Miniwatts Marketing Group“ errechnete für 2008 einen Anteil von nur noch 30,4 Prozent. Die Stellung der deutschen Sprache veränderte sich kaum. Sie lag 2004 mit einem Anteil von 6,9 Prozent auf dem fünften Platz, 2008 mit 4,5 Prozent auf dem sechsten. Hinter Englisch und vor Deutsch stehen Chinesisch, Spanisch und Japanisch. In der Untersuchung von 2008 hat Französisch Deutsch überholt.

Verschiedene Größen machen eine Sprache zur Weltsprache. Eine Untersuchung des British Council beruft sich auf das engco-Vorhersage-Modell der English Company Ltd, das verschiedene Faktoren kombiniert und daraus den internationalen Status einer Sprache errechnet. In diese Rechnung geht das „Bruttosprachprodukt“ ein, also das Geld, das mit sprachbezogenem Handel erwirtschaftet wird, und bei dem liegt Deutsch nach Englisch und Japanisch an dritter Stelle. Andere Faktoren sind Urbanisierungsgrad, Alphabetisierungsquote oder das Erziehungswesen. Letztlich kommt in dieser Liste Englisch auf 100 Punkte, danach kommen Deutsch (42), Französisch (33) und Japanisch (32).

Englisch hat sich eine große Zahl von Herrschaftsbereichen erobert: als Arbeitssprache internationaler Organisationen und Konferenzen, als Wissenschaftssprache, Handelssprache, Werbesprache, als Sprache in Film und Musik, in Luft- und Seefahrt oder im Fremdenverkehr. Die Vorherrschaft darf jedoch nicht dazu führen, daß andere Sprachen in ihren Ausdrucksmöglichkeiten beschnitten werden. Denn jede Sprache vermittelt eine eigene Sichtweise auf die Welt und ist damit ein wertvoller Teil des kulturellen Welterbes. www.sprachpflege.info

Foto: Eine Weltsprache? Pakistanisches Mädchen lernt Englisch.

Zeitzeugen

Johann Wolfgang von Goethe – Der Dichter, Dramatiker, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann gilt als der bedeutendste Schriftsteller deutscher Zunge. Entsprechend stark beeinflußten seine Texte die deutsche Sprache.

 

Konrad Alexander Friedrich Duden – Der Gymnasiallehrer, Philologe und Lexikograf kam 1829 auf dem Gut Bossigt in Lackhausen bei Wesel zur Welt. Sein Leben lang setzte er sich für die Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung ein. Im Hauptberuf Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld veröffentlichte er hier 1880 sein wichtigstes Werk, das „Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache“. Es gilt als der Urduden und beinhaltet auf 187 Seiten 28000 Stichwörter.

 

Ludwik Lejzer Zamenhof – Schon früh träumte der 1859 in Bialystok Geborene von einer neuen, leicht zu erlernenden Sprache, die der zerstrittenen Menschheit ein neutrales Forum liefern könnte. Deshalb entwarf er Esperanto. Den bis Mitte der 1880er Jahre fertiggestellten Entwurf veröffentlichte er unter dem Titel „Internationale Sprache“, und so hieß zunächst auch die Sprache. Da Zamenhof um seinen Ruf als Arzt fürchtete, gab er den Entwurf unter dem Decknamen Dr. Esperanto (ein Hoffender) heraus. Bald bürgerte sich das Pseudonym als Name der Sprache ein.

 

Verona Pooth – Die deutsche Entertainerin und Unternehmerin kam 1968 in Boliviens Regierungssitz La Paz unter dem Namen Verona Feldbusch zur Welt. Fehlerhaftes Deutsch hat sich zu ihrem Markenzeichen entwickelt. Ihre erste Hauptrolle hatte sie in der Beziehungskomödie „Heirate mir – meine polnische Jungfrau“ aus dem Jahre 1999. Für die Telefonauskunft von Telegate machte sie den Werbespruch populär: „Da werden Sie geholfen!“


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