© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-08 vom 09. August 2008

Glaube als wesentliche Motivation
Günter Skrodzki schuf mit dem »Projekt Bibel« 420 Holzschnitte zum Alten und Neuen Testament
von Helga Steinberg

Fährt man auf der Bundesstraße 5, vorbei an Husum, in Richtung Norden, gelangt man bald in den kleinen Ort Hattstedt. Dort hat sich vor drei Jahrzehnten der Maler Günter Skrodzki niedergelassen. In seinem schmucken, 1870 erbauten Friesenhaus hat er zusammen mit Frau Rosemarie ein Café und Restaurant eingerichtet, in dem man sich kulinarisch verwöhnen lassen kann. Doch damit nicht genug: In den oberen Räumen kann man die Werke des Malers und Grafikers bestaunen, vor allem Holzschnitte, die Günter Skrodzki zu biblischen Themen fertigte.

Für den tiefgläubigen Skrodzki war es ein inneres Anliegen, der Stimme Gottes zu folgen, Künstler zu werden und als solcher das „Projekt Bibel“ in Angriff zu nehmen. Er wollte die Bibel nicht einfach illustrieren wie vor ihm schon Generationen von Künstlern wie Cranach oder Merian. Er wollte sich künstlerisch mit der Wirklichkeit Gottes, wie sie die Bibel darstellt, auseinandersetzen, als moderner Künstler, mit den Mitteln der modernen Kunst. Und was war da für den Freund der „Brücke“-Kunst geeigneter als der Holzschnitt? Skrodzki nahm sich einfache Tischlerplatten aus dem Baumarkt und ein Teppichmesser. Dann ging er an die Arbeit. Etwa alle zwei Tage entstand ein neuer Holzschnitt; in fünf Jahren 420 Motive. Jedes einzelne hat Skrodzki selbst gedruckt, alles reine Handarbeit. Nach dem Probeabzug fertigte er fünf kolorierte und zehn Schwarzweiß-Drucke. Insgesamt sind es vier große Holzschnitt-Zyklen: „Die Offenbarung des Johannes“ mit 65, „Das Leben Jesu“ mit 120, „Die Schöpfung“ mit 90 und schließlich „Die Geschichte Israels von der Berufung des Mose bis zur Verkündigung der Geburt Johannes des Täufers“ mit 145 Blättern. – Alle können übrigens erworben werden (pro Blatt 400 Euro).

Auch wenn der Künstler unter jedes Motiv akribisch genau die Bibelstelle sowie das Bibelwort geschrieben hat, so ist der Betrachter doch besser dran, wenn er die Bilder richtig verstehen will, die Bibelstellen nachzuschlagen und sich eingehender zu informieren. Und das genau ist es, was Günter Skrodzki will: „Daß die Menschen, jung und alt, die Bibel zur Hand nehmen und lesen.“ Und: „Die Bilder müssen nicht gefallen, es ist nur wichtig, daß es sie gibt“, sagt er bestimmt.

Zur Zeit ist eine kleine Auswahl der Holzschnitte in den zwei Stader Innenstadtkirchen St. Cosmae et Damiani und St. Wilhadi zu sehen (täglich bis Ende Oktober). In der sakralen Umgebung kommen sie auch richtig zur Geltung. Und wenn man dann noch das Glück hat, daß in einem der Gotteshäuser ein fachkundiger Orgelspieler auf dem Instrument seine Künste erprobt, dann ist die Stimmung perfekt. Der Alltag mag draußen bleiben, wichtig sind in diesem Augenblick nur die Musik, die Kunst und Gottes Wirken.

Geboren wurde Günter Skrodzki am 1. Dezember 1935 in Kehlerwald, Kreis Angerburg. Der gelernte Gebrauchsgrafiker studierte an der renommierten Folkwangschule in Essen und ließ sich als freier Künstler nieder.

Vornehmlich malte er nach der Natur – expressionistische Landschaften, wilde Kliffs, Wolken über der See, stille Dörfer. Dann aber hatte er die vielfältigen Themen im Alten und Neuen Testament für sich entdeckt.

Das „Projekt Bibel“ ließ ihn nicht los. „Der Glaube als wesentliche Motivation seiner Kunst“, so die Kunsthistorikerin Britta Reimann in dem Band „Günter Skrodzki, Projekt Bibel“ (Wachholtz Verlag, Neumünster, 256 Seiten, geb., 25 Euro), „findet so seinen visuellen Niederschlag und macht ihn für andere sichtbar als Verbildlichung einer Vision.“

Foto: Günter Skrodzki: Die Bergpredigt (Holzschnitt)