20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.08.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-08 vom 09. August 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,       

liebe Familienfreunde,

wir bekommen oft alte Fotos zugesandt, auf denen Menschen abgebildet sind, die einer früheren Generation angehören, und bei denen man von vornherein weiß: Es wird für unsere heutigen Leserinnen und Leser schwer sein, die dort Abgebildeten als Angehörige ihres Familienclans richtig einzuordnen. Manchmal irren wir uns zum Glück wie vor kurzem, als ein Leser auf einem Bild aus den 20er Jahren mehrere Mitglieder seiner Familie erkannte und sie sogar benennen konnte. Bei den Aufnahmen, um die es sich heute handelt, wird es leichter sein, die Familie zu finden, zu der sie gehören, obgleich es sich auch um Fotos aus der Vorkriegszeit handelt. Denn sie zeigen die darauf Abgebildeten so deutlich, daß auch nach 70 Jahren durchaus ein Erkennen möglich ist, wie das auf dieser Seite zu sehende Foto einer jungen Frau mit ihrem Baby beweist. Es ist einem Album entnommen, das Herr Heinz Lipka von einem Aussiedler aus dem nördlichen Ostpreußen erhalten hat und das unser Leser nun der Familie zukommen lassen will, der es zweifellos gehört. Deshalb wendet er sich an unsere Ostpreußische Familie, und das ist wohl auch der beste Weg.

Denn das Album wurde in Königsberg gefunden und von dem Aussiedler gerettet, als russische Soldaten es vernichten wollten wie so vieles, was nun für immer verloren ist. Es dürfte einer damals gut situierten Königsberger Familie gehören, wie der abgebildete Personenkraftwagen beweist, der sogar einmal ohne Personen auf einem Bild präsentiert wird, sozusagen als Prestigeobjekt. Die Aufnahmen stammen aus den 30er Jahren und enden zu Kriegsbeginn, danach gibt es nur noch leere Seiten in dem gut erhaltenen Fotoalbum. Entweder hat die Familie dann Königsberg verlassen, oder die Kriegsereignisse verhinderten weitere Aufnahmen. Wie auch immer: Das Foto, das die junge Frau im Autofenster mit ihrem Kind zeigt, hat einen hohen Wiedererkennungswert. Es könnte sein, daß die damals junge Mutter – wenn sie noch lebt und unsere Zeitung bekommt – sich sofort auf dem Bild erkennt oder daß Verwandte und Freunde der Familie sie identifizieren. Das Album könnte für die Familie sogar sehr wertvoll sein, wenn andere Aufnahmen aus jener Zeit nicht mehr existieren. Es ist also dem Aussiedler wie auch Herrn Lipka zu verdanken, daß es bis heute bewahrt blieb. Wer Hinweise auf die Besitzer dieses Königsberger Fotoalbums geben kann, wende sich bitte an Herrn Heinz Lipka, Im Sohlgraben 39, 35043 Marburg.

Eine andere Aufnahme aus dem Album zeigt eine junge Frau mit einem etwa dreijährigen Kind an der Hand vor einem Wildgatter beim Füttern des Rotwildes. Es dürfte nicht im Königsberger Tiergarten gemacht sein, dazu ist das Terrain zu weitläufig, aber es ist Anlaß für mich, auf einen anderen Fund hinzuweisen, den uns Herr Arnfried Frentzel-Beyme aus Kriftel übersandte. Bei der Durchsicht eines Familiennachlasses tauchte ein gut erhaltener Ausweis auf, der sich als Dauerkarte für den Königsberger Tiergarten erwies. Ausgestellt auf den Namen Ida Reidtorff, Hermannallee 14, wo die – auf dem Foto sehr jugendlich wirkende – 73jährige allerdings nur zu Besuch weilte. Denn Herrn Frentzel-Beymes Großmutter – um diese handelte es sich bei der Kartenbesitzerin – wohnte in Halle an der Saale und kam einige Jahre lang stets für mehrere Wochen nach Königsberg. Der nahe gelegene Tiergarten bot für die alte Dame Erlebnis und Erholung in reicher Fülle, und das täglich – für acht Reichsmark, soviel kostete die Dauerkarte des Königsberger Tiergarten-Vereins. Das Tierparadies auf den Hufen war schon eine Attraktion für Königsberg und ganz Ostpreußen und bescherte denjenigen, die es noch erleben durften, unvergeßliche Stunden. Dazu gehört auch der – heute 79jährige – Enkel Arnfried, der mit Eltern und drei Brüdern ebenfalls ein treuer Zoobesucher war, vor allem wegen der herrlichen Spielplätze! Vielen Dank, lieber Herr Frentzel-Beymer, für die Überlassung dieses Dokumentes, das wir, wenn wir wieder über den Königsberger Tiergarten schreiben, gerne auch bildlich veröffentlichen werden.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – das alte Sprichwort hat auch heute seine Gültigkeit, jedenfalls in unserer Ostpreußischen Familie, bezogen auf unser Angebot, Postkarten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus dem Ersten Weltkrieg zu vergeben. Das heißt, wir sind ja nur Mittler, Frau Inge Bielitz hatte sie uns übersandt und gebeten, diese an interessierte Leser weiterzuleiten. Sofort meldete sich Herr Wolfgang Lorenz aus Eutin, der um diese seltenen, von den DRK-Delegierten in New York herausgegebenen Postkarten bat, weil sie gut in seine Spezialsammlung passen würden. Inzwischen hat er sie seiner Feldpost-Sammlung einverleiben können. Wir sind zufrieden, daß die Karten ihren endgültigen Platz gefunden haben, und Frau Bieletz wird es auch sein.

Eine nette Briefkarte kam von unserer Leserin Ursula Taube, und ich will sie wörtlich wiedergeben: „Auf Grund Ihrer Bemühungen – Suchanzeige vom 24. November 2007, Familie Taube, Sternberg – und der Vermittlung über das Ermlandhaus konnte der Kontakt zwischen Frau Sebber-Doehring und meinem Bruder W. Taube hergestellt werden. Ich bin die jüngste Tochter der Familie Taube – zur Zeit des Ernteeinsatzes von Frau Sebber-Doehring auf dem elterlichen Hof zweieinhalb Jahre jung – und habe im Juni dieses Jahres die Dame in Lübeck besucht. Wir hatten unvergessene und schöne Stunden, der Kontakt wird bleiben! Ihnen – und damit der Ostpreußischen Familie – mein besonderer Dank und Respekt gegenüber Ihrer Arbeit.“ Vielen Dank für diese so erfreuliche Nachricht, liebe Frau Taube. Ja, sie ist sogar mehr als erfreulich, denn Frau Sebber-Doehring hatte schon lange vergeblich nach dieser ermländischen Familie gesucht, auf deren Gut die damalige Studentin an der Königsberger Kunst- und Gewerbeschule kurz vor Kriegsbeginn im Sommer 1939 im Ernteeinsatz tätig war. Sie wollte so gerne etwas über das Schicksal dieser Familie erfahren, vor allem über das der vier Kinder – ja, und zwei haben sich ja nun gefunden, und die jüngste Tochter hat Frau Sebber-Doehring besucht und wird wahrscheinlich viel von ihr über den letzten friedlichen Sommer auf dem elterlichen Gut Sternberg erfahren haben. Schön, das zu wissen:

Denn das macht Mut für weitere ungelöste Fragen. Wieder taucht der Name Sternberg auf, diesmal aber nicht als Ortsbezeichnung sondern als Personenname. Erneut wendet sich Herr Heinz Sternberg aus Schwäbisch Gmünd an uns – wir hatten vor längerer Zeit schon einmal nach seinem Onkel Friedrich Wilhelm Sternberg gesucht, leider vergeb­lich. Seinem jetzigen Schreiben entnehme ich, daß er einige Hinweise auf eine Familie Sternberg erhalten hatte, sie betrafen aber nicht seine Linie. Seine unermüdliche Suche nach dem jüngsten Bruder seines Vaters geht weiter, zwar dürfte dieser nicht mehr am Leben sein, aber sein Neffe möchte Gewißheit haben, wann, wie und wo er verblieben ist, ob er bei den Kämpfen um Insterburg fiel oder anderswo verstarb. Dieser Onkel Friedrich Wilhelm Sternberg, * 18. Januar 1912 in Insterburg, war schon eine stattliche Erscheinung. Die uns übersandte Kopie eines Bildes aus den frühen 30er Jahren, die sich leider nicht zur Veröffentlichung eignet, zeigt einen schlanken Mann in Uniform. Heinz Sternberg weiß, daß sein Onkel Oberwachtmeister bei der Kavallerie war, vermutlich hat er auch in der Kapelle mitgespielt, denn eine Kusine von ihm will ihn einmal auf einem Braunen mit Kesselpauken gesehen haben. Friedrich Sternberg, genannt Onkel Fritz, wohnte in Pregelberg, später in der General-Litzmann-Straße. Sein älterer Bruder war Wiegemeister auf dem Schlachthof. Dieser wurde noch spät zum Volkssturm eingezogen, die beiden Brüder sollen weinend voneinander Abschied genommen haben. Friedrich Sternberg könnte bei den Kämpfen im Raum Insterburg gefallen oder als Verwundeter verstorben sein. Der Neffe vermutet, daß er vielleicht in einem Massengrab in Georgenburg liegt, vielleicht wird bei Ausgrabungen wenigstens die Erkennungsmarke gefunden – das ist eine Hoffnung von Heinz Sternberg. Von russischer Seite erhielt er die Information, daß in der Liste des Staatlichen Militärarchivs der Name Friedrich Wilhelm Sternberg nicht enthalten ist. Jetzt bleibt die Hoffnung, daß jemand von unseren Lesern den Gesuchten gekannt hat, ob aus seiner Einheit oder dem privaten Bereich, und wenigstens ein wenig Licht in das Dunkel bringen kann, das über seinem Schicksal liegt. (Heinz Sternberg, Mühlgrabenstraße 2 in73529 Schwäbisch-Gmünd.)

Immer wieder erhalte ich Zuschriften zu meinem Bericht über die Vorträge von Herrn Horst Potz an niedersächsischen Schulen, von denen mich die von Herrn Volkmar Pellner und Ehefrau Karin Haupt aus Kiel besonders berührt, weil er viele Parallelen des von Herrn Potz geschilderten Lebenslaufes zur eigenen Familie enthält. Herr Pellner stammt wie seine Frau aus der Nachkriegsgeneration, aber sein Vater hat auch als 14jähriger zusammen mit Gleichaltrigen den Fluchtwagen über das Frische Haff geführt. Die väterliche Familie von Herrn Pellner kommt aus dem Kreis Heiligenbeil, beide Großelternpaare stammen aus Ostpreußen. Das veranlaßte ihn, nach seinen Wurzeln zu suchen – leider erst, „als keiner mehr lebte, den wir fragen konnten“. So machte sich das Ehepaar auf den Weg in das einstmals „so wunderschön beschriebene Land Ostpreußen“, aber es brauchte schon eine Menge Phantasie, um auch nur zu erahnen, wie es in der Väterheimat früher ausgesehen hat. Nichts erinnerte mehr an die alte Zeit, als Herrn Pellners Vater auf dem Vorwerk Ernstfelde aufwuchs. „Wir hatten aber viel Glück auf Menschen zu treffen, die in Ostpreußen geboren wurden und ihre Jugend dort verleben durften“, schreibt Frau Haupt, „diese Personen haben uns auf rührende Art und Weise erzählt, wie schön es dort einmal war.“ Das Ehepaar möchte aber gerne mit Menschen aus dem Umfeld der Pellners aus Ernstfelde in Verbindung kommen. Wer kann noch mehr über dieses Vorwerk sagen, an das nichts mehr erinnert, an die Gegend hier östlich des Frischen Haffes, wer besitzt vielleicht noch alte Aufnahmen? (Volkmar Pellner / Karin Hauf, Pestalozzistraße 46 in 24113 Kiel, Telefon 04 31 / 68 20 19.)

Nicht nur unsere Leserinnen und Leser erkennen die auf freiwilliger Initiative beruhende Arbeit von Herrn Potz an. Denn soeben erreichte uns die Nachricht, daß der engagierte Ostpreuße auch eine öffentliche Anerkennung bekommt. Die niedersächsische Staatskanzlei teilte Horst Potz mit, daß der Bundespräsident ihm auf Vorschlag des niedersächsischen Ministerpräsidenten die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen hat. Der Leiter des Protokolls der Niedersächsischen Staatskanzlei gratuliert ihm hierzu herzlich. Und wir schließen uns – und da glaube ich, im Namen aller Ostpreußen, die den Bericht lasen, sprechen zu können – als Gratulanten an und freuen uns mit dem Geehrten. Die Aushändigung wird im September in Hannover erfolgen, wir werden davon berichten.

Eine kurze Suchmeldung von Herrn Wolfhard Skorczyk aus Schwalmstadt-Florshain. Er sucht über uns Angehörige der 3. Battr., schw., Abt. 300. Sein Vater Helmut Skorczyk gehörte dieser Einheit bis zu seinem Tode an. Er starb an den Folgen eines am 21. März 1945 erlittenen Bauchschusses zwei Tage später und liegt in Frankenthal bei Worms begraben. Eingezogen wurde Helmut Skorczyk am 11. August 1939 in Königsberg, Immelmann- oder Boelke-Kaserne in der Cranzer Allee (13. Battr. Flank schw. Abt. III / 1 1 1 – Erkennungsmarke –188). „Vielleicht leben ja noch ehemalige Kameraden meines Vaters?“ fragt und hofft der Sohn und bittet um Nachricht. (Wolfhard Skorszyk, Waldstraße 10 B, 34613 Schwalmstadt-Florshain, Telefon 0 66 91 / 2 24 57, E-Mail: wolfhard.skorczyk@online.de.)

Eure Ruth Geede

Foto: Nur eines von diversen Fotos aus einem Königsberger Familienalbum: Wer Hinweise auf die Eigentümer des Albums geben kann, wende sich bitte an Herrn Heinz Lipka, Im Sohlgraben 39, 35043 Marburg.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren