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09.08.08 / Ein besonderes heimatliches Erbe / Wieder Trakehner-Tage in der Deutschordensstadt Ellingen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-08 vom 09. August 2008

Ein besonderes heimatliches Erbe
Wieder Trakehner-Tage in der Deutschordensstadt Ellingen
von Manfred E. Fritsche

Die Stadt Ellingen stand ganz unter dem Eindruck des Pferdesports. Ein umfangreiches Programm vor allem um die ostpreußische Rasse der Trakehner lockte viele Gäste zu den „Ellinger Trakehner Tagen“ in die Deutschordensstadt.

Begonnen hatte das Festwochenende mit der Eröffnung einer neuen Ausstellung unter dem Titel „Burgen und Schlösser des Deutschen Ordens in Ost- und Westpreußen“ im Kulturzentrum Ostpreußen, des weiteren war im West- und im Südflügel des Schlosses die um zahlreiche Bilder aus Privatbesitz ergänzte Ausstellung „Trakehnen – ein Pferdeparadies“ zu sehen.

Im Pferdeprogramm auf den Wiesen westlich des Schlosses wurden viele Pferdevorführungen angeboten. So kommentierte die Organisatorin der Trakehner-Tage, Katharina Fürstin von Wrede, den genauen Ablauf einer Fuchsjagd mit Pferd und Hundemeute, bei der die Meute einer ausgelegten Spur folgt, um am Ende das Wild zu stellen.

Diese auch Parforcejagd genannte Jagdart ist seit 1934 in Deutschland verboten und wird seither nur noch als jagdsportliches Ereignis in künstlicher Form durchgeführt, indem ein Reiter eine Duftspur („Schleppe“) legt und Meute und Reiter nach einem gewissen zeitlichen Abstand folgen.

Dazu wurden verschiedene Pferderassen präsentiert, die Pferdesportgemeinschaft Ellingen bot Ponyreiten für Kinder an, eine Dressurvorführung von Alexandra Rebeck und ein Reit-Tanz-Stück unter dem Titel „Blues Brothers“, vorgeführt vom Reitverein Weißenburg, rundeten dieses Programm ab.

Der abschließende Sonntag begann mit einer Feldmesse vor der Maxkirche durch Pfarrer Michael Klersy, der sich die Pferdesegnung anschloß. Umrahmt wurde die Feier von den Hörnerklängen der „Schanzer Parforce-Bläser“ aus Ingolstadt.

Danach formierten sich zahlreiche geschmückte Kutschen mit unterschiedlichen Gespannarten an der Maxkirche, um mit festlich gekleideten Insassen eine Rundfahrt durch die Stadt zu unternehmen.

Am Brühltor erfolgte eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Kutschen und ihrer Bespannarten wie vierspännig in englischer Beschirrung oder auch Tandem-Bespannung, bei der zwei Pferde hintereinander laufen.

Die einzelnen Pferderassen wurden erklärt und die entsprechenden Brandzeichen erläutert.

Neben den beeindruckend großen Kutschen für den Personentransport wurden auch ein mit einem Pony bespannter Kleinwagen und das Kaltblütergespann der fürstlichen Brauerei Ellingen mit Karl Streb auf dem Kutschbock im Zug mitgeführt.

Der letzte Tag der Ellinger Trakehner Tage endete mit der Fohlenprämierung auf der Wiese vor der Maxkirche, mit Vorführungen des Landgestüts Marbach und mit Springreiteinlagen von Nachwuchsreitern. Umrahmt wurde die Festwiese durch zahlreiche Buden, in denen Reitsportzubehör erstanden werden konnte und in denen die durch den Reinerlös unterstützten Projekte „Uganda kids“ und „Hunde helfen leben“ im Detail vorgestellt wurden.

Zur Ausstellung „Trakehnen – ein Pferdeparadies“ des Kulturzentrums Ostpreußen wurde ein neues Begleitheft vorgestellt. Die Ausstellung selbst wurde seit ihrer ersten Präsentation im zweiten Halbjahr 2006 durch umfangreiche Fotografien aus Privatbesitz erweitert. Diese neuen Dokumente wiederum waren für den Förderverein Kulturzentrum Ostpreußen e. V. der Anlaß, ein Druckwerk zur Ausstellung zu erstellen und dessen Herstellungskosten zu übernehmen. Das Heft, dessen Texte von Dr. Roman Gogan stammen und für dessen Gestaltung Bernhard Denga verantwortlich zeichnet, beschreibt die Geschichte des Gestüts seit seinem Ursprung im 18. Jahrhundert, als Friedrich II. erkannte, daß Preußen seine Kavalleriepferde selbst heranziehen müsse. So entstand durch über 200 Jahre gezielte Züchtung das „Ostpreußische Pferd Trakehner Abstammung“, das man wegen seiner Kraft, Belastbarkeit und Ausdauer schätzte. Neben dem Hauptgestüt in Trakehnen bestanden die zugehörigen Landgestüte in Braunsberg, Georgenburg, Marienwerder, Gudwallen und Rastenburg.

Das Begleitheft zur Ausstellung sowie die erweiterte Ausstellung selbst zeigen in zahlreichen Fotos aus der Zeit um 1930 die Gebäude des Gestüts und beschreiben die Erfolge der Pferderasse bei den Olympischen Spielen 1936, wo von neun Siegerpferden fünf Trakehner waren.

Detailliert erläutert wird die Weiterführung der Zucht als „Warmblut Trakehner Abstammung“ nach dem Zweiten Weltkrieg in Niedersachsen und Holstein. Auch im Osten lebt die Pferdrasse weiter: so in Kirov in Rußland, sowie auf fünf staatlichen Gestüten in Polen, wo die Rasse als „Masurische Pferde“ weiterlebt.

Abgeschlossen wird die Ausstellung durch die Erfolge der Pferderasse bei weiteren olympischen Spielen sowie Fotos vom heutigen Zustand des Hauptgestüts in Trakehnen, das im nördlichen Teil Ostpreußens liegt.

Das Begleitheft zur Ausstellung, dessen erstes Exemplar  die Vorsitzende des Fördervereins Kulturzentrum Ostpreußen, Katharina Fürstin von Wrede, an den Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen, Wolfgang Freyberg, überreichte, kann zum Preis von vier Euro (zuzüglich Porto) über das Kulturzentrum Ostpreußen, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, bezogen werden. Weitere Infos auch unter Telefon (0 91 41) 8 64 40 oder im Internet unter www.kulturzentrum-ostpreußen.de.

Fotos: Waidmanns Heil: Eine Parforcejagd als jagdsportliches Ereignis in künstlicher Form; Groß und Klein waren begeistert dabei: Pfarrer Michael Klersy erteilt die Pferdesegnung.


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