20.04.2024

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16.08.08 / Kein Jesus und keine Bibel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-08 vom 16. August 2008

Kein Jesus und keine Bibel
von Harald Fourier

Neulich war ich bei einer kirchlichen Trauung. Sie fand in der St. Annengemeinde in Zehlendorf statt. Mein Freund Sebastian, ein Bundeswehroffizier, hat seine Verlobte Elisabeth, eine Reitlehrerin, geheiratet. Hinterher gab es eine riesige Gartenparty auf dem Anwesen der wohlhabenden Eltern.

Die kirchliche Trauung ist wieder in. Ab 2009 kann sogar geheiratet werden, ohne daß das Paar vorher zum Standesamt muß. Das entsprechende Gesetz aus der Bismarckzeit ist dann aufgehoben. Aber auch diese Besserstellung wird der Kirche nicht viel nutzen. Zumindest die evangelische zerlegt sich gerade selbst, was sich an den sinkenden Mitgliedszahlen ablesen läßt. Ihre Mitglieder nehmen so schnell Reißaus, daß die Zahl der Katholiken die der Protestanten deutschlandweit schon wieder übersteigt. In Berlin gab es 1999 noch mehr als 800000 Protestanten, jetzt weniger als 700000. Ein rasanter Absturz.

Daran ändert auch die wachsende Popularität von Kirchen-Trauungen nichts. Sie entspricht einer romantischen Sehnsucht nach Pomp und Glamour, die durch TV-Sendungen wie der RTL-„Traumhochzeit“ angeheizt wird – und nicht wachsender religiöser Überzeugung. Als ich (als Katholik) zum ersten Mal seit Jahren an einer Zeremonie in einer evangelischen Kirche teilnahm, wurde mir auch schnell klar, warum: Die evangelische Kirche wirft sämtliche Traditionen über Bord und huldigt dem Zeitgeist wie Sektenanhänger ihrem Guru. Der Pastor verlas einen Vers aus der „Bibel in gerechter Sprache“, von der er sagte: „Ich verlese das aus einer etwas moderneren Übersetzung.“ Die ist jetzt aber nicht lesbarer geworden. In Wirklichkeit handelt es sich um eine spinnerte Sonderausgabe, die von feministischen Fundamentalistinnen erdacht worden ist. In der Kirche war obendrein außer einer schwer erkennbaren Jesusfigur aus Metall kein einziges normales Kreuz zu sehen. Der Grund dafür ist, das habe ich mir sagen lassen, daß besonders fortschrittliche Kräfte in der evangelischen Kirche das Kruzifix-Symbol nicht mehr wollen, weil es ihnen zu negativ besetzt erscheint. Kein Kreuz, keine Bibel – Kirche nur noch als Ort zum „Spaßhaben“? Das kann ja auf Dauer nicht funktionieren.


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