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16.08.08 / Europäer dominieren Zuwanderung / Was bedeutet es, daß jede vierte Familie in Deutschland einen Migrationshintergrund hat?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-08 vom 16. August 2008

Europäer dominieren Zuwanderung
Was bedeutet es, daß jede vierte Familie in Deutschland einen Migrationshintergrund hat?
von Rebecca Bellano

Erhan, laß Machmud los!“ Streng ruft die Lehrerin zwei ihrer Schüler zur Ordnung. Erhan und Machmud kichern und setzen ihre Spaß-Rangelei fort, bis die Lehrerin die beiden Schüler trennt und jeden auf eine andere Sitzbank in der S-Bahn setzt. Bis auf zwei Mädchen sehen alle Kinder der von einem Ausflug heimkehrenden 5. Klasse aus Hamburg-Altona aus, als stammten ihre Eltern aus südlichen Ländern außerhalb des europäischen Raums. Wer derart ethnisch geprägte Schulklassen sieht, für den untertreibt das Statistische Bundesamtes in dem kürzlich veröffentlichte Mikrozensus noch, wenn es behauptet, daß „jede vierte Familie in Deutschland“ einen Migrationshintergrund habe. Allerdings ist Hamburg-Altona kein repräsentativer Stadtteil, wenn es um Menschen mit ausländischen Wurzeln geht. Während dieser ein beliebtes Wohngebiet für Personen dieser Gruppe ist, leben in anderen Teilen dieser Stadt, Kleinstädten, Gemeinden und Dörfern deutlich weniger.

Zu jenen Menschen mit Migrationshintergrund zählen „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“. Und damit wird die ganze Aussage schon wieder relativiert, denn: „Europa ist für die Migration in Deutschland quantitativ besonders bedeutsam: es stellt 59,5 Prozent aller Zuwanderer, 23,5 Prozent von ihnen aus den 25 Mitgliedsländern der Europäischen Union (Stand: 2006).“ Wer also die Sorge hat, daß die deutsche Gesellschaft von Ausländern oder, wie es jetzt heißt, Migranten unterwandert wird, dem kann diese größtenteils genommen werden. Ob Engländer, Schweden, Franzosen, Spanier, Italiener, Griechen oder Polen, sie alle integrieren sich ziemlich nahtlos in die deutsche Gesellschaft. So deutet beispielsweise der Nachname der Verfasserin dieses Artikels einen Migrationshintergrund an. Als Tochter des italienischen Gastarbeiters Vitaluccio Bellano zählt sie laut Definition auch zu jenen Menschen mit Migrationshintergrund, in der Realität hat dies jedoch keinerlei Bedeutung. Die meisten Kinder europäischer Gastarbeiter der 60er und 70er Jahre sind genauso deutsch wie Marion Mustermann von nebenan.

Natürlich gibt es aber auch Länder, bei denen in der breiten Masse auffällig weniger Zuwanderer integrations- und anpassungswillige sind. Betrachtet man die Migranten nach ihren wichtigsten Herkunftsländern, so fällt auf, daß die Türkei (mit 14,2 Prozent aller Zugewanderten), die Russische Föderation (8,4 Prozent), Serbien und Montenegro (3,4 Prozent), Kasachstan (3,3 Prozent), Rumänien (3,0 Prozent) und Kroatien (2,5 Prozent) ziemlich weit oben stehen. Gerade aus diesen Ländern stammen viele jener Vertreter, die auch soziale Probleme mit ins Land getragen haben. Fatalerweise hat sich dies aus den verschiedensten Gründen auch in den folgenden Generationen fortgesetzt und so kommt es, daß im Durchschnitt gesehen, Menschen mit Migrationshintergrund die schlechtere Ausbildung besitzen und seltener erwerbstätig sind (62,7 Prozent gegenüber 74,1 Prozent bei der deutschen Bevölkerung). Auch arbeiten Menschen mit Migrationshintergrund überproportional häufig als Arbeiter im produzierenden Gewerbe, im Handel und in der Gastronomie und somit in Branchen, in denen tendenziell eher weniger verdient wird. Das wiederum hat zur Folge, daß 71,3 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe zur Miete wohnen, während es bei der rein deutschen Bevölkerung nur 48,3 Prozent sind. Noch bedenklicher ist die Tatsache, daß 15,1 Prozent (gegenüber 6,4 Prozent bei den Deutschen) in großen Wohnanlagen leben, die häufig zugleich soziale Brennpunkte sind. Da im Durchschnitt Familien mit Wurzeln im Ausland mehr Kinder haben als deutsche Eltern – bei den unter Fünfjährigen stellen Personen mit Migrationshintergrund inzwischen ein Drittel der Bevölkerung – bedeutet das für die Zukunft, daß immer mehr Kinder in sozial schwachen Ghettos aufwachsen. Zwischen Plattenbauten groß zu werden, das droht auch deswegen das Schicksal von immer mehr Kindern zu werden, da die Deutschen, die mehrere Kinder haben, zumeist sozial schwachen Schichten angehören.

Bereits 2006, als das Statistische Bundesamt erstmals im Rahmen der als „kleine Volkszählung“ bezeichneten Umfrage „Mikrozensus“ nach dem sogenannten Migrationshintergrund fragte, waren die Reaktionen gemischt. Die linke Presse bejubelte das Ergebnis: „Zumindest dürfte jetzt endgültig klar sein: Es geht nicht darum, ob eine multikulturelle Gesellschaft in Deutschland wünschenswert ist oder nicht. Es gibt sie längst“, schrieb damals beispielsweise die „taz“.

Daß dies aber auch soziale Probleme mit sich bringt, ist inzwischen zwar offiziell erkannt, aber noch nicht gebannt. Außerdem ist eine Gesellschaft, in der im wahrsten Sinne des Wortes nicht alle dieselbe Sprache sprechen, genauso in ihrer Entwicklung gehemmt wie Kinder in zu sozialen Brennpunkten avancierten Plattenbausiedlungen.

Foto: Grundschüler beim Spiel: Ein Drittel der unter Fünfjährigen hat einen Migrationshintergrund.


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