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16.08.08 / Zahlen im diffusen Umfeld / Alphabetisierungsraten und Bevölkerungswachstum in der islamischen Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-08 vom 16. August 2008

Zahlen im diffusen Umfeld
Alphabetisierungsraten und Bevölkerungswachstum in der islamischen Welt

Auf dem Buchdeckel sind muslimische Frauen zu sehen. Bis auf Gesicht und Hände sind sie alle in dunkle Stoffe gehüllt. Die jungen Frauen, bei denen keine Haarsträhne unter ihren Kopftüchern hervorlugt, sitzen jedoch am Computer. In Kombination mit dem Titel des Buches „Die unaufhaltsame Revolution – Wie die Werte der Moderne die islamische Welt verändern“ erwartet der Leser zu erfahren, wie beispielsweise neue Medien wie das Internet den Alltag der Menschen in islamischen Ländern verändert. Doch weit gefehlt.

Die beiden Autoren Youssef Courbage und Emmanuel Todd erläutern anhand von Alphabetisierungsraten und Bevölkerungswachstum, inwieweit sich dies auf die islamischen Staaten dieser Welt ausgewirkt hat. Zwar sind ihre Ergebnisse nicht uninteressant, doch irgendwie wirkt alles wie ein verzweifeltes Plädoyer dafür, daß der Islam eigentlich gar nicht so anders ist und nur das Analphabetentum und die hohen Geburtenraten die wirtschaftliche und teils auch gesellschaftliche Rückständigkeit der islamischen Länder verursacht habe.

Auch informieren die beiden Autoren darüber, daß Frauen keineswegs in allen islamischen Ländern unterdrückt würden. In Malaysia und Indonesien beispielsweise sei die Frau an sich eine bestimmende Größe. Und in afrikanischen Staaten, wo Männer gleich mehrere Frauen haben, sei das Leben für die Frauen doch eigentlich auch ganz gut, weil sie relativ unüberwacht tun und lassen könnten, was sie wollen.

Nein, die Rezensentin konnte sich nicht für „Die unaufhaltsame Revolution“ begeistern, denn auch wenn die Zahlen und Vergleiche bezüglich Alphabetisierungsraten und Geburtenquoten aufschlußreich sind, so ist doch der Zusammenhang, in den sie gestellt werden, nicht wirklich objektiv. Youssef Courbage, 1946 in Syrien geboren, führt zum Beispiel die Vorteile einer Vetternehe an. So würde die Frau, die mit ihrem Cousin verheiratet wird, ja nicht aus ihrem familiären Umfeld herausgezogen, sondern würde im vertrauten Umfeld bleiben.

Am Ende der Lektüre fragt sich der Leser, wo die Werte der Moderne nun den Islam verändert haben. Offenbar verstehen die Autoren etwas ganz anderes unter Moderne als es der westliche Durchschnittsleser tut, doch da sie noch nicht einmal eine Definition mitliefern, ist alles nur eine Anhäufung von Zahlen, angereichert mit einem diffusen Modernitätsempfinden.       Rebecca Bellano

Youssef Courbage, Emmanuel Todd: „Die unaufhaltsame Revolution – Wie die Werte der Moderne die islamische Welt verändern“, Piper, München 2008, geb., 16,90 Euro


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