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23.08.08 / ZurBeruhigung zurückgeholt / Franz Müntefering soll Alternative zum Linksrutsch der SPD vorgaukeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

ZurBeruhigung zurückgeholt
Franz Müntefering soll Alternative zum Linksrutsch der SPD vorgaukeln
von Hans Heckel

Eine echte Führungsposition, mit der ihm konkrete Macht zufällt, soll Franz Müntefering gar nicht erst wiederbekommen. Der Alt-Vorsitzende der SPD wird symbolisch in die erste Reihe zurückgebeten, um seine Rolle zu spielen als Vaterfigur, als Integrator einer von Zweifeln und Fliehkräften geplagten Partei.

Natürlich ist das alles andere als ein Zeichen von Stärke. Zwar besteht auch Müntefering selbst darauf, nie „weg“ gewesen zu sein, sondern allein wegen der tödlichen Erkrankung seiner vor einem Monat verstorbenen Frau eine Auszeit genommen zu haben. Eine persönliche Entscheidung, die über alle Lager hinweg mit verdientem Respekt quittiert wurde. Doch niemand will und wird darüber hinwegsehen, daß die Zeit des 68jährigen als wirklicher Spitzenpolitiker und Entscheider an erster Stelle der Sozialdemokraten vorbei ist.

Was also soll die Rückkehr bewirken? Münteferings Reaktivierung ist ein durchschaubares Manöver: Parteichef Kurt Beck läßt in Hessen unbeirrt die vorletzte Schamgrenze einreißen, die ihn und seine Partei vor einer rot-rot-grünen Koalition auf Bundesebene noch trennt. Doch es ist ihm nicht verborgen geblieben, wie groß die Widerstände bei vielen Sozialdemokraten und erst recht bei den Wählern dagegen noch sind.

Aber Beck kann rechnen: Da Rot-Gelb-Grün an den Liberalen scheitern dürfte, bliebe den Sozialdemokraten als Alternative zu Rot-Rot-Grün auf lange Zeit nur die Große Koalition. Dort indes hat die SPD keine realistische Chance, jemals in den kommenden Jahren wieder Kanzlerpartei zu werden. Von der Linkspartei geschwächt sind die Sozialdemokraten weit hinter die Union zurückgefallen. Die einzige Aussicht, wieder selbst den Regierungschef zu stellen, besteht für Kurt Beck in Rot-Rot-Grün.

Ein allzu offener Fingerzeig in diese Richtung aber könnte 2009 zu einem Desaster bei den Bundestagswahlen führen. Becks Lavieren hat bereits verheerende Umfragewerte gezeitigt.

Ein wahlkämpfender Franz Müntefering soll nun die Gemüter beruhigen, bei „rechten“ SPD-Mitgliedern, bei Traditions- und Wechselwählern die Hoffnung am Leben erhalten, daß es doch noch eine Alternative gibt zum Linksblock mit Lafontaine und Gysi. Daß selbst ausgewiesene Linksflügler die Rückkehr des Realpolitikers Müntefering so überschwenglich begrüßen, sollte mißtrauisch stimmen.

Und warum macht ein Franz Müntefering das mit, wo seine Gegnerschaft zu einem Bündnis mit den Ultralinken doch nur zu bekannt ist? Der mittlerweile zum großen alten Mann der SPD stilisierte Politiker wäre nicht der erste, der es aus einer Mischung aus Pflichtbewußtsein, Loyalität und einem Schuß Eitelkeit geschehen läßt, daß sein Name und sein Renommee mißbraucht werden. Vielleicht hofft er ja sogar selbst, doch noch etwas bewegen zu können – in seine Richtung.

Wer jedoch die Reihen des künftigen Führungspersonals der SPD durchschreitet, wird kaum umhin kommen, Franz Müntefering einen späteren Abgang als tragische Figur zu prophezeien.


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