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23.08.08 / Berliner Feindbilder

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

Berliner Feindbilder
von Harald Fourier

Neulich kam im ZDF ein Bericht darüber, daß Rentner demnächst Steuern zahlen müssen. Dazu wurden Bilder von Rentnern gezeigt. Aufgenommen auf dem Ku’damm in Charlottenburg. Ein paar Stunden später: Bei Sat1 lief eine Reportage über Perücken und Stöckelschuhe für Babys, den neusten Trend aus Amerika. „Und was sagen deutsche Eltern dazu?“ fragte der Reporter. Mit den entsprechenden Utensilien ausgerüstet fragte er Eltern, ob sie ihren Kindern so etwas antun würden. (Niemand tat es.) Aufgenommen wurden diese Bilder auf dem Spielplatz am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg.

Zwei typische Klischees aus Berlin. Die Rentner sind in der City West, die jungen Eltern in Prenzlauer Berg. Genauso wie die Punker in Kreuzberg, die Araber in Neukölln, die Plattenbau-Ossis in Marzahn, Hellersdorf oder Hohenschönhausen.

Meistens stimmen solche Stereotype ja auch. Da gibt es die Hertha-Frösche, die Ewig-Nörgler, die Schrebergartenbesitzer, die Wilmersdorfer Witwen.

Die Berliner Zeitschrift „Zitty“ hat viele dieser Stereotypen, die oft Feindbilder sind, genauer untersucht. So gibt es neuerdings auch „Ökofaschisten“, die auf Mülltrennung bestehen, oder die „Investoren“ und die „Schwaben“. Gegen letztere wurde neulich sogar demonstriert (PAZ 24/08), weil sie angeblich alle heruntergekommenen Altbaugebiete aufkaufen und dadurch für höhere Mieten sorgen.

Auf der anderen Seite der sozialen Hierarchie stehen laut „Zitty“ der „kriminelle Ausländer“ und sein kleiner Bruder, der „Jugendliche mit Migrationshintergrund“. Schlimm wird es, wenn ein „Jugendlicher mit Migrationshintergrund“ mit brennender Zigarette über einen Spielplatz läuft, auf dem Öko-Schwäbinnen gerade ihre Kleinen hüten. Umgekehrt gilt das natürlich erst recht. Viele normale Berliner verirren sich eher selten in das Revier der „kriminellen Ausländer“ (siehe auch Beitrag rechts über den Bahnhof Kottbusser Tor).

Am besten gefallen hat mir die in der ganzen Stadt anzutreffende „Medientussi“. Sie ist Ende 20 und ausgestattet mit irgendeinem Job in der Werbung oder bei der Zeitung. Meistens hat sie keine Ahnung, davon aber jede Menge. Anders als ihr männliches Gegenstück, der „Medienfuzzi“ hat sie nicht mal etwas studiert, was mit Medien zusammenhängt, sondern bezieht ihr Wissen aus dem ständigen Konsum irgendwelcher Mode- und Klatschmagazine. Sie lebt, so das Stadtmagazin, ständig über ihre Verhältnisse – „geistig wie finanziell“.


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