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23.08.08 / Gleichmacherei / In Slowenien lohnt sich Leistung kaum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

Gleichmacherei
In Slowenien lohnt sich Leistung kaum
von Wolf Oschlies

Ziga Turk, slowenischer Minister für Entwicklung, hat sich Daten des „Instituts für makroökonomische Analysen“ (UMAR) gern zu eigen gemacht: Das kleine Land – mit 20273 Quadratkilometern so groß wie Sachsen-Anhalt, mit knapp zwei Millionen Einwohnern so bevölkert wie Hamburg – ist neben Dänemark das sozial ausgewogenste EU-Land, weist zudem eine der niedrigsten Armutsraten auf. Die reichsten Slowenen haben Einkünfte, die um das 3,4fache über denen der ärmsten liegen – im EU-Durchschnitt liegen sie um das 4,8-fache höher. Ein slowenisches Durchschnittseinkommen beträgt brutto 1300 Euro, „arm“ ist, wer im Monat mit 466 Euro auskommen muß. Das betrifft 11,7 Prozent der Bevölkerung, was um ein halbes Prozent unter dem EU-Mittel liegt. Sind die Slowenen also eine sozial relativ ausgewogene Gesellschaft?

Nein, sagt Minister Turk: „Im Gegenteil, wir bleiben hinter den kohärenten Gesellschaften in Europa zurück, weil wir den Kreativen und Fleißigen nicht das bezahlen, was sie eigentlich verdienten.“ Die soziale Ausgewogenheit unter den Slowenen ist in Wahrheit nur eine Gleichmacherei auf niedrigem Niveau. Die Schere zwischen Reichen und Armen könnte ruhig größer sein – unter der Voraussetzung, daß mehr Leute mehr verdienen. Das sehr gute Wirtschaftsjahr 2007 hat die Beschäftigung erhöht, die Arbeitslosigkeit, auch die langfristige, gesenkt. Das steigerte zwar den allgemeinen Lebensstandard, aber „reich“ wurde niemand.

Turk ist Professor für Bautechnologie, hat ein Gespür für Spitzenleistung und ihren monetären Wert. Da steht er dem „Verband freier Gewerkschaften Sloweniens“ (ZSSS) nahe, der von Dusan Semolic geleitet wird. Semolic klagt, daß Beschäftigte zwölf Stunden am Tag arbeiten und „kaum überleben können“ – sie verdienen „sozialistisch“, müssen aber im Gesundheitswesen und anderswo „kapitalistische“ Benachteiligungen in Kauf nehmen. Noch kritischer äußert sich Bogomir Kovac, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Ljubljana: Das slowenische Beschäftigungssystem begünstigt Faule und Passive, bestraft aber Aktive und Fleißige. „Es herrscht noch die alte Überzeugung“, sagt Kovac, „daß der Staat für sozialen Wohlstand zuständig ist, nicht aber eigene Aktivität“.


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