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23.08.08 / Skurril, aber unterhaltend / Griechische Götter in London

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

Skurril, aber unterhaltend
Griechische Götter in London

„Sehr, sehr komisch und erfrischend originell. Und wenn Sie alles, was Sie über das Thema je wußten, wieder vergessen haben, wird dieser Roman Sie nicht nur zum Lachen bringen und Sie mit einem angenehm wohligen Gefühl zurücklassen. Sie werden beim Lesen auch ein solides Grundwissen der griechischen Mythologie mitgeliefert bekommen.“ So überschwenglich lobte „The Independent“ das Debut der Autorin Marie Phillips. Diese fragt sich, was würden die Götter vom griechischen Olymp wohl tun, wenn sie in der heutigen Zeit leben würden? Sie entwirft in ihrem Unterhaltungs-Roman „Götter ohne Manieren“ eine Antwort. Marie Phillips, geboren 1976 in London, studierte Anthropologie und arbeitete einige Jahre für die BBC und dann als Buchhändlerin, bevor sie sich entschloß, den vorliegenden Roman zu schreiben. Und so spaziert die schöne Aphrodite durch ihre verfallene Londoner Villa und betreibt Telefonsex, während der Sonnengott Apoll als schlecht bezahlter Wahrsager in einer billigen Fernsehshow auftritt. Der Kriegsgott Ares versucht gestreßt, die Kriege und Streitigkeiten der Menschen auf der Erde zu koordinieren, und die Göttin der Keuschheit und des Mondes Artemis joggt mit ihren Hunden durch den Hyde Park.

Und alles wäre auf ewig so idyllisch und langweilig weitergelaufen, hätte sich der eitle Apoll nicht, dank Eros Liebespfeil, in die Putzfrau Alice verliebt, die eines Tages mit ihrem Freund Neil seiner Show einen Besuch abstattet.

„Apoll hatte das Gefühl, als hätte er einen Schlag gegen die Brust bekommen. Er keuchte wie ein gefangener Fisch am Haken, der auf Deck gezogen wird, um dort in der Luft zu ersticken. Diese Frau, diese unglaubliche Frau … Als er sie anschaute, lehnte sie an einem abscheulichen Typen, der einem Nagetier glich und ganz eindeutig keine Ahnung hatte, neben wem er da saß … ,Ähm, Apoll‘, sagte die Stimme des Regisseurs in seinem Kopfhörer. ,Dein Mund steht offen, du hast seit über zehn Sekunden kein Wort gesagt …“

Dies ist der Moment, in dem Apoll, der Gott der Sonne, sein selbstverliebtes Herz an eine kleine Londoner Putzfrau verliert und das Unglück seinen Lauf nimmt.

Absonderlich und mit viel Charme stellt sich dem Leser das Leben der Götter in der verkommenen Villa dar, und die schüchterne Alice hat ihre liebe Not damit, Ordnung in die heilige Unordnung zu bringen, als sie von Artemis zum Putzen angeheuert wird.

Dies kann, unter einem Dach mit dem Narziß Apoll, natürlich nur böse enden, und so verliert Alice absurderweise nicht nur ihr Herz an den besorgten Neil, sondern ihre Seele an Hades den Gott der Unterwelt.

Ebenso skurril wie das rege Treiben in der Villa gestaltet sich nun Neils gefahrvolle Reise in die Unterwelt zu Hades und Persephone, um Alices Seele zurückzuholen und nebenbei die Erde und die Menschheit vor ihrem sicheren Untergang zu retten.

Mit Tempo und Witz geleitet Marie Phillips den Leser durch die bizarre Handlung dieses wahrhaft „göttlichen“ Lesevergnügens.            A. Ney

Marie Phillips: „Götter ohne Manieren“, C. Bertelsmann, München 2008, geb., 316 Seiten, 17,95 Euro


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