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23.08.08 / Tilsits kleine Schwester hatte Geburtstag / Feier anläßlich des ersten Jahrestages der Gründung des Schweizer Ortes mit dem Namen der Memelstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-08 vom 23. August 2008

Tilsits kleine Schwester hatte Geburtstag
Feier anläßlich des ersten Jahrestages der Gründung des Schweizer Ortes mit dem Namen der Memelstadt

Ein Jahr ist es nun her, daß im schweizerischen Thurgau ein Ort namens Tilsit gegründet wurde. Der Name war bis dahin in Europa verschwunden. Vor 60 Jahren löschten die russischen Eroberer den geschichtsträchtigen Namen und nannten die Stadt am Memelstrom fortan Sowjetsk.

Die alten Tilsiter haben seither viel getan, um Tilsit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Um so größer war die Freude, daß es nun wieder einen Ort dieses Namens gibt. Damit wurde Tilsit ein Stück Unsterblichkeit gegeben.

Die kleine Schwester von Tilsit kann bereits laufen und macht auch tüchtig von sich reden. Davon konnten sich die über 1200 Gäste überzeugen, die zur Feier des ersten Geburtstages nach Tilsit auf den Holzhof gekommen waren.

Hier auf dem Holzhof hatte der Tilsiter Käse eine neue Heimat gefunden. 100 Jahre lang, ab 1845, produzierten die ostpreußischen Molkereien rund um Tilsit einen Käse, der unter dem Namen „Tilsiter“ zum Verkaufsschlager wurde und sich großer Nachfrage auf dem Verbrauchermarkt erfreute. Doch seit dem Einmarsch der Russen verfielen die über 50 Molkereien, und auch für den Tilsiter Käse schien das Ende gekommen. Daß der originale Tilsiter dennoch überlebte, ist dem Schweizer Otto Wartmann zu verdanken. Er war nach Jahren am Memelstrom schon lange vor dem Krieg in die Schweiz zurückgekehrt mitsamt der Rezeptur und dem Know-how für den wohlschmeckenden Tilsiter. Auf dem Holzhof begann die Geschichte des Tilsiter Switzerland, hier hat er seine Wurzeln. Es war nur folgerichtig, daß die neue Heimstatt des „Tilsiter“ nun auch seit einem Jahr den Ortsnamen Tilsit trägt. Davon zeugen typisch schweizerische blau-weiße Ortseingangsschilder, fest einzementiert in Schweizer Boden.

Die Geburtstagsfeier erfuhr ihren besonderen Stellenwert durch die Anwesenheit des schweizerischen Regierungsmitgliedes Bundesrat Hansrudolf Merz. Für ein interessantes Programm hatte die Tilsiter Switzerland GmbH Sorge getragen. Sie ist die Dachorganisation für über 30 Käsereien, die meisten davon Familienbetriebe, die den wohlschmeckenden Tilsiter produzieren. Zu einem Höhepunkt der Feier wurde der Wettbewerb um den besten Tilsiter des Jahres 2008. In einem sorgfältigen Bewertungsverfahren vor einer Fach- und einer Publikumsjury wurden die drei besten Käsereien ermittelt. Unter dem Jubel der Gäste erhielten die Sieger die Auszeichnung „MeisterTilsiter 2008“. Sie wurde überreicht durch den Tilsiter-Botschafter und Swing-König Jörg Abderhalden, der in der Schweiz ein hohes Ansehen genießt.

Zu den zahlreichen Gratulanten, die nach Tilsit gekommen waren, gehörte Hans Dzieran vom Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit e. V. Er überbrachte die Geburtstagsglückwünsche der 9000 in der Stadtgemeinschaft vereinten Tilsiter und ihres Vorsitzenden, Horst Mertineit, sowie der Landsmannschaft Ostpreußen und der Preußischen Allgemeinen Zeitung. Sie alle verfolgen das Wachsen und Gedeihen der kleinen Schwester von Tilsit mit großem Interesse und begleiten es öffentlichkeitswirksam unter ihren Landsleuten.

In seinen Ausführungen hob Hans Dzieran den engen Zusammenhang von Tilsit und Käse hervor. Tilsit gab einst dem Schnittkäse aus Kuhmilch mit Rotschmiere-Rinde mit 30 bis 60 Prozent Fett in der Trockenmasse seinen Namen, unter dem er jedermann bekannt wurde. Und der Käse wiederum sorgte dafür, daß der Name Tilsit bewahrt blieb, auch als es lange Zeit einen Ort dieses Namens nicht mehr gab. Heute nun hält das kleine Tilsit in der Schweiz die Erinnerung an die ferne Stadt an der Memel lebendig, und der Name Tilsit tut dem Bekanntheitsgrad des in der Schweiz hergestellten originalen Tilsiter gut.

Aus dem ostpreußischen Tilsit war Jakow Rosenblum gekommen. Er übermittelte Grüße und Glück­wünsche des Oberbürgermeisters, Viktor Smilgin. Die dortige Stadtverwaltung verfolgt aufmerksam die Entwicklung in der Schweiz und trägt sich mit dem Gedanken, eine Vereinbarung über die Aufnahme partnerschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Orten in die Wege zu leiten.

Der Präsident der Tilsiter Switzerland GmbH, Frank Zellweger, und deren Geschäftsführer, Bruno Buntschu, gaben ihrer Freude und Genugtuung Ausdruck, welch große Aufmerksamkeit die „Vision Tilsit“ gefunden hat. Der Tilsiter habe eine neue Heimat gefunden. Das Original sei nun in der Schweiz zu Hause. Diese Botschaft gelte es, in die Köpfe und Herzen zu tragen. Dazu habe die gelungene Veranstaltung einen unschätzbaren Beitrag geleistet.            H. D.


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