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30.08.08 / Faustpfand Königsberg / Moskau erwägt offenbar Wiederaufrüstung in Nord-Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-08 vom 30. August 2008

Faustpfand Königsberg
Moskau erwägt offenbar Wiederaufrüstung in Nord-Ostpreußen
von Hans Heckel

Inmitten der scharfen Töne zwischen der Nato und Rußland ist das Königsberger Gebiet nach Jahren der Entspannung wieder in den Fokus strategischer Betrachungen gerückt. Bis zum Ende der Sowjetunion galt das nördliche Ostpreußen als „Flugzeugträger der UdSSR“. An die 300000 Mann aller Waffengattungen waren hier stationiert.

Danach folgte eine radikale Abrüstung. Ungesicherten Informationen zufolge hatte Moskau zuletzt noch etwa 20000 Soldaten in dem Gebiet. Genaue Zahlen läßt das russische Militär nach alter Sitte nicht heraus. Noch im April sickerten Berichte durch, Moskau wolle seine Militärpräsenz im nördlichen Ostpreußen noch weiter reduzieren. Grund: Die Versorgung der Garnisonen sei wegen der umständlichen Transportwege zu teuer – Königsberg ist landwärts mit Polen und Litauen komplett von Nato-Gebiet umschlossen.

Nachdem Polen unter dem Eindruck des Kaukasus-Konflikts sein Zögern und Nachfordern hinsichtlich US-amerikanischer Abwehrraketen auf polnischem Staatsgebiet aufgegeben hat und diese nun bis 2013 aufgestellt werden sollen, bringt Moskau seine Exklave Königsberg ins Spiel.

Dunkle Andeutungen kommen vom ständigen Vertreter Rußlands bei der Nato, Dimitrij Rogosin. Rogosin war selbst Sonderbeauftragter des russischen Präsidenten für Königsberg. Gegenüber der „Kaliningradskaja Prawda“ verspricht er zwar, Königsberg solle ein „offener Platz für Geschäfte“ zwischen der EU und Rußland bleiben. Jedoch sollten sich seine Bewohner sicher fühlen, weshalb man die Truppen dort „modernisieren“ müsse. Für jeden beliebigen Partner solle sichtbar werden, „daß wir Frieden und Gutes wünschen, jedoch das Pulver immer trocken halten“, so Rogosin. Polen und Litauen warf er Kurzsichtigkeit vor.

Gerüchte aus Moskau, der Kreml erwäge gar, erstmals seit Ende des Kalten Krieges Teile der in Pillau liegenden Flotte wieder mit Atomsprengköpfen auszurüsten, bezeichnete Rogosin als „nicht sehr solide Prognosen“. Darüber zu sprechen sei „verfrüht“. Doch werde „Rußland seine Antwort finden“.

Dem Vernehmen nach denkt Moskau darüber nach, sowohl Schiffe und U-Boote als auch Kampfflugzeuge nuklear zu bewaffnen. Neben vorwiegend veralteten Kriegsschiffen und Schnellbooten in Pillau verfügen die russischen Streitkräfte über Flugbasen im Kreis Fischausen, bei Königsberg und nahe Insterburg. Es wird bereits berichtet, daß die Kontrollen für Ausländer im Bereich des Pillauer Hafens deutlich verschärft worden seien.

Gebietsgouverneur Georgi Boos kritisierte die Nato sowie Polen und Litauen ebenfalls scharf, warnte aber auch, daß die Spannungen nicht zur Isolation Königsbergs führen dürften.

Die geplanten Nato-Abwehrraketen sollen im ostpommerschen Stolp, kaum 200 Kilomenter westlich von Königsberg, aufgestellt werden. Einem Bericht der „Welt am Sonntag“ zufolge regt sich Widerstand unter der örtlichen Bevölkerung. Einige Bewohner fürchten, erste Opfer eines russischen Angriffs werden zu können.


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