25.04.2024

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30.08.08 / Pole wider Willen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-08 vom 30. August 2008

Pole wider Willen
von Harald Fourier

Ich habe kürzlich eine Reisegruppe nach Schlesien begleitet. Darunter war eine Berlinerin, die seit 1999 mehrmals jährlich in die Heimat reist. „Wir kennen hier schon viele Leute“, sagte sie. Aber sie konnte nicht nur von netten Begegnungen, sondern auch von Schikanen der polnischen Behörden erzählen. Für ihre Schwiegermutter wollte sie in Hirschberg eine Geburtsurkunde besorgen. Aber die Polen stellten sich quer.

„Sonst können Sie das auch auf jedem Standesamt in Polen bekommen, nur in Hirschberg nicht!“ schimpfte sie. Erst als sich eine freundliche Polin der Sache annahm, gab es eine Ausnahmegenehmigung und sie erhielt die Kopie für 76 Zloty (zirka 23 Euro). „Dafür habe ich seit März gekämpft“, sagte sie erleichtert.

Jaja, der Umgang mit Behörden. Ein Kapitel für sich. Aber wer denkt, daß nur polnische Behörden die Schlesier mies behandeln, der täuscht sich. Während der Reise wurde ich auf einen anderen Skandal aufmerksam, der schon einige Jahre zurückliegt.

Es geht um Joachim Pasler, einen Deutschen, der 1937 im Riesengebirge geboren wurde. Nach 1945 wurden seine Eltern nicht vertrieben, weil sie Polen an den Maschinen in ihrer eigenen Fabrik anlernen mußten. Diese Fabrik wurde natürlich enteignet. Entschädigung dafür gab es nicht.

Zunächst waren die Paslers Staatenlose und damit auch ziemlich rechtlos. Irgendwann wurde ihnen von Polen die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt, genauer gesagt: die DDR-Staatsbürgerschaft. Später aber sagten die Polen zu Joachim Pasler: „Solange du Deutscher bist, wirst du dein Studium nicht beenden und keinen anständigen Beruf ausüben können.“ Gezwungenermaßen verzichtete Joachim Pasler auf seine DDR-Staatsbürgerschaft, die verglichen mit der „west-deutschen“ Staatsbürgerschaft sowieso nicht viel mehr wert war als ein Trabant im Vergleich mit einem Mercedes Benz. 1991 das juristisches Nachspiel: Joachim Pasler mußte vor das Verwaltungsgericht Münster ziehen, weil er seine deutsche Staatsbürgerschaft zurückhaben wollte. Die Behörden weigerten sich, ihm einen Paß auszustellen. Eine Vertreterin der Bundesregierung sagte vor der Verhandlung: „Sie kriegen Ihre deutsche Staatsbürgerschaft nicht zurück, Sie haben ja schließlich freiwillig darauf verzichtet, als Sie die polnische angenommen haben.“ Gesagt, getan. Die Richter ließen Pasler tatsächlich hängen. Nicht nur polnische Behörden treten die deutschen Schlesier mit Füßen.


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