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30.08.08 / Urviech oder nicht / Wie wirkte das Werk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-08 vom 30. August 2008

Urviech oder nicht
Wie wirkte das Werk von Lovis Corinth auf nachfolgende Malergenerationen?
von Silke Osman

Gleich drei Ausrufzeichen möchte der Kollege von „Zeit online“ vor seinen Text über Lovis Corinth stellen. Drei Ausrufezeichen für Kraft! Inbrunst! und Nacktes Fleisch! ­– das alles sieht er nämlich im Werk des Ostpreußen, den er einen „Getriebenen, ein Urviech der Kunst“ nennt. Wie groß seine Verblüffung dann, als er in der Ausstellung, die das Museum der bildenden Künste Leipzig zum 150. Geburtstag des Künstlers zeigt (zuvor war die Schau in Paris zu sehen gewesen, im Anschluß geht sie dann ab 9. November  ins Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg), dieses Urviech auf einer Leinwand verewigt findet – allerdings gebändigt von der Hand eines jungen Mädchens, das der Künstler selbst als seine spätere Ehefrau Charlotte identifiziert.

Urviech oder nicht – auf nahezu 100 Gemälden kann der Kunstfreund alle Schaffensphasen des Ostpreußen nachvollziehen und selbst ein Urteil fällen über die Kunst Corinths, von der im Vorwort des Katalogs zu lesen ist, es sei eine „impulsive und nachhaltig vibrierende Malerei“. „Seine Lebensdaten stehen fest, die Bilder bewegen nach wie vor.“

So hat Lovis Corinth, der als eine zentrale Figur der modernen Malerei gilt, wie kaum ein anderer seiner Generation auch andere Maler inspiriert. Erstmals werden in dieser Ausstellung Werke von Corinth mit denen der Moderne in Dialog gesetzt. In Leipzig sind es Georg Baselitz, Rainer Fetting, Gotthard Graubner oder Bernhard Heisig und Willi Sitte, in Regensburg Anselm Kiefer, Markus Lüpertz oder Sigmar Polke. Bernhard Heisig bekannte übrigens in einem Interview, es gebe in der europäischen Malerei kein Talent, das Corinth das Wasser reichen könne. „Wer für Corinth kein Verständnis hat, ist kein Maler.“

Die Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig ist noch bis zum 19. Oktober dienstags und donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 UIhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

Foto: Lovis Corinth: Mädchen mit Stier (Charlotte). Das 1902 entstandene Ölgemälde ist im Besitz der Hamburger Kunsthalle und wird in Leipzig wie auch in Regensburg gezeigt.


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