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30.08.08 / Luise tanzt / Preußens Königin und die Kultur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-08 vom 30. August 2008

Luise tanzt
Preußens Königin und die Kultur

Über Preußens Königin Luise sind bekanntlich mehrere Biographien und biographische Romane veröffentlicht worden, so daß man sich angesichts einer Neuerscheinung zunächst fragt, ob es noch eines weiteren Werks bedurfte. Walter Salmens „Königin Luise von Preußen (1776–1810)“ trägt jedoch den Untertitel „Musik, Tanz und Literatur im Leben einer Königin“, was aufhorchen läßt. Erstmals wird der musische Bereich eingehend beleuchtet, der im Leben der Gemahlin von König Friedrich Wilhelm III. einen besonders hohen Stellenwert hatte. Was hingegen die Literatur betrifft, ist dieser Band weniger aufschlußreich, als der Untertitel verspricht. Um 1800 stand die Beschäftigung der Damen gehobener Stände mit Musik, Kunst und Literatur hoch im Kurs. Gleichzeitig wurde ein neues Ideal weiblicher Bildung in der sich wandelnden Gesellschaft gesucht. Angestrebt wurde eine niveauvolle Bildung, die jedoch vorrangig „zum Herzen sprechen“ sollte. Nicht anders war die Einstellung der äußerst aufgeschlossenen Königin Luise. 1803 schrieb Luise an ihre Freundin Marie von Kleist: „Echte Empfindung ist das erste Gut des Menschen.“ Es konkurrierten aber noch höchst unterschiedliche Auffassungen. Das Königspaar nahm gemeinsam am Konzert- und Theaterleben teil, wenn Luise aber ihr Allgemeinwissen vertiefen wollte, unterband ihr Gatte nicht selten ihre privaten Vorlesungen. Mit der Zeit jedoch erreichte die junge Königin, daß sich der Hof der Hohenzollern für bestimmte Neuerungen öffnete, so für die Weimarer Klassiker. Und sie sorgte dafür, daß die bürgerliche Tänze wie der Walzer Einzug hielten.

Die Neigung der Königin zu Musik und Tanz war ausgeprägt. Als Anhängerin des Solo- und Chorgesangs war sie selbst eine passionierte Sängerin, spielte Harfe und Klavier. Anläßlich ihres Geburtstags wurden der Königin alljährlich Huldigungen in Form von Liedern dargebracht, so von dem von ihr favorisierten Himmel „Sechs Lieder Ihro Majestät der regierenden Königin von Preußen am Allerhöchsten Geburtstage dem 10. März 1800“. Da sie bestimmte Hofkomponisten bevorzugte, versuchten abseits stehende Musiker und Autoren, ihre Aufmerksamkeit mittels Widmungen auf sich zu ziehen. Auf das Klavierspiel mochte die Königin nirgends verzichten, selbst nicht während der Verbannung in Memel und Königsberg 1808 / 1809. Dort ließ sie bei dem Konsistorialrat Georg Heinrich Nicolovius ein Fortepiano ausleihen.

Häufig zeigten sich die Majestäten gemeinsam bei den fröhlichen Erntefesten auf dem königlichen Landgut Paretz bei Potsdam. Darüber berichtete Karl Leopold von Köckritz 1798: „Entfernt von allem Zwang nahmen sie herzlich Anteil an den unbefangenen Äußerungen der Freude des Landvolkes :.., vergaßen ihre Hoheit, die schöne königliche Frau mischte sich in die lustigen Tänze der jungen Bauernsöhne und -töchter und tanzte vergnügt mit.“ Gelegenheiten für Feste und Feiern, bei denen Musik und Schauspiel aufgeführt wurden, ergaben sich immer wieder bei Hofe. Die Königin genoß die Konzerte und den Tanz, wirkte gelegentlich auch selbst bei den sogenannten „lebenden Bildern“ mit, was ihr prompt Kritik von Madame de Staël einbrachte. Auf Reisen und während seiner Staatsbesuche war das Königspaar zeitweilig in eine schier endlose Folge von gesellschaftlichen Ereignissen eingebunden. Die bis zum frühen Morgen dauernden Bälle anläßlich der Huldigungsreise im Jahr 1798 gefährdeten gar die Gesundheit der Monarchin. Luise war gleichzeitig sehr fromm, war erfüllt von der Vorstellung, die Vorsehung habe sie zur Königin von Gottes Gnaden bestimmt. Entsprechend sorgte sie dafür, daß ihre Kinder mit Gebet, geistlichem Gesang und Lektüre religiös erzogen wurden. Beim Gottesdienstbesuch nahm sie am Gemeindegesang teil, was seinerzeit besonders erwähnt wurde.

Insbesondere die zahlreichen Quellenzitate beleben diese besondere Darstellung ungemein. 16 zeitgenössische und zeitnahe Dokumente beschließen das Buch, das einen neuen Einblick in die Lebenswelt von Preußens früh verstorbener und auf unvergleichliche Weise idealisierter Königin Luise gewährt.            D. Jestrzemski

Walter Salmen: „Luise von Preußen (1776–1810) – Musik, Tanz und Literatur im Leben einer Königin“, Georg Olms Verlag, Hildesheim 2008, zahlr. s/w-Abbildungen, 172 Seiten, brosch., 27,80 Euro


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