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06.09.08 / Sprachpanscher Wowereit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-08 vom 06. September 2008

Sprachpanscher Wowereit
von Harald Fourier

Nicht nur Deutsche verzweifeln angesichts des Niedergangs ihrer Sprache. Ein  französischer Freund, der neulich in Berlin zu Besuch war, wunderte sich über „die viele englische Werbung“ und die englischen Begriffe in der „Sprache der Leute auf der Straße“. Oui, mon ami.

Berlin ist wohl nicht bloß die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch die Metropole der Sprachverunstaltung. So kommt es mir immer wieder vor. An Servicepoints, Tickets, Events, Dates und Jobs haben wir uns ja längst gewöhnt. Aber es wird immer schlimmer. Die Sprachpanscherei ist wirklich allerorten sichtbar. Kein Straßencafé kommt ohne den Hinweis „Coffee to go“ aus, und der Sommerschlußverkauf ist längst zur Sales-Week verhunzt worden.

Und sie machen es nicht einmal richtig: So gibt es eine Kneipe in der Schönhauser Allee, die hat ein großes Schild aufgehängt, auf dem „Cocktail’s“ steht. Richtig wäre, wenn schon Englisch, Cocktails ohne Apostroph.

So etwas passiert schon mal, wenn eine kleine Werbeklitsche beauftragt wird, denken Sie? Von wegen, so etwas passiert auch, wenn große Firmen Werbung machen:

So hatte Berliner Pilsener zu den Olympischen Spielen 2004 Hunderttausende von Bierflaschen mit dem Spruch „Go to Athen“ bedrucken lassen. Nun ist die griechische Hauptstadt auch im Englischen ein Pluralwort wie im Griechischen oder Lateinischen (Athenai bzw. Athenae). Es hätte also „Go to Athens“ heißen müssen.

Der Senat marschiert mit schlechtem Beispiel voran, wenn es darum geht, Denglisch statt Klartext zu verbreiten.

„Gendermainstreaming“ und „Gender Studies“ gehören ebenso zum Repertoire der offiziellen Ausdrucksweise wie die „Clusterstrategie“ und das „Key-Account-Management“ des Wirtschaftssenators.

Nachdem Klaus Wowereit jahrelang mit witzigen Sätzen („… und das ist auch gut so“, „sparen, bis es quietscht“, „arm, aber sexy“) den Sprachschatz der Berliner bereichert hat, hat er nun voll daneben gegriffen.

Erst rief der Regierende Bürgermeister ein „Berlin Board“ zusammen, von der sich sein Senat beraten läßt. Nun vermarktet er die Stadt auch noch mit dem Spruch „Be Berlin“ (zu Deutsch: Sei Berlin).

Der Verein Deutsche Sprache hat ihn dafür jetzt zum Sprachpanscher des Jahres 2008 ernannt. 31000 Mitglieder der Vereins haben dies in einer Abstimmung so entschieden.

Mit dem „Sprachpanscher“ werden Personen des öffentlichen Lebens für ihr besonders grauenhaftes Deutsch „ausgezeichnet“.

Nun hat es ausgerechnet den Regierenden Bürgermeister der deutschen Hauptstadt getroffen. Und das ist auch gut so.


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