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06.09.08 / Respekt vor Rußland / Nicolas Sarkozy zwischen EU-Interessen und eigener Überzeugung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-08 vom 06. September 2008

Respekt vor Rußland
Nicolas Sarkozy zwischen EU-Interessen und eigener Überzeugung

Man geht doch nicht in eine Verhandlung, indem man wie Bernard Kouchner von vorneherein sagt, daß man keine Sanktionen anwenden wird. Diese Option hätte offen bleiben müssen.“ So äußerte sich Patrick Wajsman, außenpolitischer Berater der Sarkozy-Partei UMP, gegen-über der PAZ. Zum Ausgleich lobte Wajsman jedoch auch den französischen Außenminister: Dieser „sage offen, was der Präsident verschweigen muß“. Dabei hätte Paris gegenüber Rußland am ehesten auf den Tisch hauen können. Frankreich bezieht nur 13 Prozent seines Erdöls und 20 Prozent seines Gases aus Rußland und produziert 80 Prozent seines Stromes in seinen 58 Kernkraftwerken. Aber EU-Partner hängen von den russischen Energielieferungen ab. Frankreich kann nicht aus der Reihe tanzen.

Als EU-Ratspräsident hatte Präsident Sarkozy auf den russischen Vormarsch in Georgien sehr schnell reagiert. Aber sein Abkommen von Moskau brachte kaum mehr als eine Feuerpause. Die Russen blieben hart. „Südossetien? Abchasien?“ Moskau antwortet „Kosovo“. Die „neuen“ EU-Mitglieder im Osten mußten sich der Berliner „Appeasement-Politik“ anschließen. Von allen Seiten wurde Sarkozy gebremst. Sein Freund Berlusconi ist ein Putin-Fan und der Rußland-Freund Steinmeier ist gar kein Sarkozy-Fan. Den französischen Staatspräsidenten, der anstrebt, bester Schüler der Nato-Klasse zu werden, haben Putins Ausfälle gegen Amerika nicht gefallen, aber dazu schwieg er. „Unsere Versammlung ist nicht gegen Moskau gerichtet“, äußerte er in Brüssel, „aber die unverhältnismäßige militärische Reaktion und der Verbleib der Truppen haben eine tiefe Unruhe in Europa ausgelöst“. Der Ton war streng, aber die Worte zurück-haltend. Der Kreml habe also nur „reagiert“. Sarkozy will den russischen Bären nicht nervös machen. 2007 hatte er seinen Urlaub in den USA unterbrochen, um der Bestattung des Erzbischofs von Paris, Kardinal Lustiger, beizuwohnen. Zu der Beerdigung von Alexander Solschenizyn am 6. August 2008 in Moskau fuhr er nicht. Alle Botschafter waren anwesend. Der französische Botschafter fehlte. Er hatte einen Mitarbeiter geschickt. Zwei Tage später begleiteten 50 französische Persönlichkeiten Sarkozy nach Peking zur Eröffnung der Olympiade. Nur zwei Franzosen waren am 6. August in Moskau: Philippe de Villiers, der Vorsitzende der „Bewegung für Frankreich“ (MPF), und Dominique Souchet, Abgeordneter dieser kleinen konservativen Partei für die Region Vendée im Westen Frankreichs.

Im September 1993 hatte der russische Schriftsteller sechs Tage in der Vendée zur Einweihung des Denkmals zum Andenken an die Opfer der französischen Revolution verbracht. Im Februar 1794 hatte der revolutionäre Terror den Aufstand der Vendée gegen Robespierre mit einem Massenmord an Zehntausenden im Blut erstickt.

„Indem ich heute das Denkmal Ihrer heldenhaften Vendée einweihe, sehe ich im Hintergrund die Denkmäler, die eines Tages in Rußland errichtet werden, um unseren russischen Widerstand gegen die Flut der kommunistischen Horde zu bezeugen“, sagte damals Solschenizyn. Darauf wartet man noch.             Jean-Paul Picaper


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