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06.09.08 / Meisterwerke der Malerei in Sanssouci / Gemälde aus der Sammlung Friedrichs II. – Der DDR gab Moskau 1958 Teile der Beutekunst zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-08 vom 06. September 2008

Meisterwerke der Malerei in Sanssouci
Gemälde aus der Sammlung Friedrichs II. – Der DDR gab Moskau 1958 Teile der Beutekunst zurück

In der  Ausstellung „50 Jahre Verlust und Rückgabe – Die Bildergalerie von Sanssoci“ erinnert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg an die Erbeutung von kostbaren Meisterwerken der Malerei durch die Sowjetunion und die teilweise Rück-gabe an die DDR.

Ein Glanz sondergleichen erwartet den Besucher der Bildergalerie von Sanssouci. Weißer und gelber  Marmor auf dem Fußboden strahlt mit dem Gold an den Decken geradezu um die Wette. In prachtvoll geschnitzten und vergoldeten Rahmen präsentieren sich die Gemälde aus der Sammlung König Friedrichs des Großen in diesem ältesten erhaltenen fürstlichen Museumsbau in Deutschland. Im März 1755 schrieb Friedrich an seine Lieblingsschwester Wilhelmine: „Ich lasse in Sanssouci eine Galerie bauen, eine neue Torheit, wenn Du willst, … wenn man im Leben der Menschen nur die vernünftigen Handlungen ansehen wollte, so würde die Geschichte sehr kurz sein.“

Schon zu Lebzeiten des großen Königs rühmten die Zeitgenossen die Galerie. So schrieb Marquis d’Argens, ein Vertrauter des Königs, diesem 1760 ins Feldlager: „Um die Galerie zu sehen, unternehmen hier alle Menschen von Geschmack die Reise von Berlin nach Potsdam.“ Dabei war der Bau zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vollendet.

Der Preußenkönig, dessen Name heute vielfach nur mit dem Begriff Militarismus gleichgesetzt wird, war zeitlebens auch ein begeisterter Sammler von Kunstwerken. Er schmückte seine privaten Räume, die Gästezimmer und Empfangsräume mit Gemälden bedeutender Maler. Selbst bevorzugte er die französische Malerei, vor allem Werke von Antoine Watteau und Vertretern seiner Schule. Das neue Haus aber sollte der Repräsentation dienen und eine Sammlung zeigen, wie er sie in anderen Residenzen gesehen hatte. „Im Augenblick kaufe ich gern Rubens und van Dycks, kurz Bilder der großen Maler, seien es Flamen oder Franzosen“, bekannte er und beauftragte Händler in Holland, Italien und Frankreich, die begehrten Gemälde zu erstehen. Im November 1755 schrieb er an Wilhelmine: „Die Bildergalerie, die ich errichte, ist ganz neu; ich habe nichts aus der Galerie in Berlin genommen, dennoch habe ich schon fast 100 Bilder zusammengebracht… Ich brauche noch 50 Bilder; ich erwarte noch welche aus Flandern und Italien, mit denen ich glaube, meine Galerie vervollständigen zu können.“

Friedrich II. beauftragte den Bau eines separaten Gebäudes in unmittelbarer Nähe zu Schloß Sanssouci zur Unterbringung von Teilen dieser Gemäldesammlung. Von 1755 bis 1764 wurde der langgestreckte Galeriebau durch Johann Gottfried Büring errichtet.

Bei dem verheerenden Bombenangriff auf Potsdam am 14. April 1945 erlitt auch die Gemäldegalerie erhebliche Schäden. 1996 war die umfassende Restaurierung abgeschlossen. Nun  kann man das Gebäude wieder in altem Glanz erleben. Überraschend ist der Gegensatz zwischen schlichtem Außenbau und prachtvollem Inneren. Die Innenausstattung der Galerie ist kostbar und sehenswert: vergoldete Ornamente und glänzende Fußböden aus gelbem und weißem Marmor, der farbige Fußboden aus

Steinintarsien, antike und barocke Skulpturen sowie Allegorien der Künste und Wissenschaften im Stuck hoch über den Köpfen der Besucher.

Neben Gemälden aus der ursprünglichen Sammlung Friedrichs sind heute Bilder aus anderen preußischen Schlössern hier zu sehen. Zu den Höhepunkten zählen Caravaggios „Ungläubiger Thomas“, Anton van Dycks „Pfingsten“ und Werke von Peter Paul Rubens.

Die Kunstwerke blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Schon 1806, als napoleonische Truppen Preußen besetzten, weckten sie Begehrlichkeiten. Ein Drittel der Sammlung, das nach Küstrin ausgelagert worden war, fiel den Franzosen dennoch in die Hände und gelangte nach Paris. Nach dem Friedensschluß 1815 kam der größte Teil allerdings zurück.

Ein anderes bewegtes Kapitel beleuchtet derzeit eine Ausstellung unter dem Titel „50 Jahre Verlust und Rückgabe – Die Bildergalerie von Sanssouci“. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) erinnert hier gemeinsam mit der Initiative „Deutsch-Russischer Museumsdialog“ an die Verschleppung zahlreicher Kunstwerke in die ehemalige Sowjetunion unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges und ihre teilweise Rückgabe durch die sowjetische Regierung im Jahr 1958 an die DDR.

Um die Kunstwerke der königlichen Sammlung vor den Kriegswirren zu schützen, hatte man 1942 beinahe alle 159 Gemälde, zusammen mit weiteren Bildern aus dem Neuen Palais und Schloß Sanssouci, in das märkische Schloß Rheinsberg verlagert, wo sie bis zum Ende des Krieges blieben. Im Mai 1945 begann der gezielte Abtransport der meisten Bilder durch die Trophäenkommissionen der Roten Armee. Der Beauftragte des Berliner Magistrats für die Sicherung von Kulturgut fand 1946 nur noch 17 Werke vor, die nach Potsdam zurückgeführt werden konnten. Im Jahr 1958 kehrten über 500 Gemälde aus der Sowjetunion in die Potsdamer Schlösser zurück, darunter Meisterwerke von Peter Paul Rubens und Anton van Dyck. „In der Bildergalerie zu Sanssouci bleiben damit zwar bis heute immer noch rund zwei Drittel des Vorkriegsbestandes verschollen“, beklagen die Verantwortlichen der SPSG. „Mit den zurückgekehrten Werken sowie Ergänzungen aus anderen Schlössern konnte die Präsentation jedoch wieder an die große Tradition dieser einzigartigen Bilderschau anknüpfen.“ Allerdings überwiegen heute – im Gegensatz zum Geschmack Fried-richs des Großen – an Stelle der mythologischen Darstellungen die religiösen Motive.

Die Ausstellung ist die Auftaktveranstaltung des Projekts „Verlust und Rückgabe“, das die Initiative „Deutsch-Russischer Museumsdialog“ anläßlich des 50. Jahrestags der Rückgabe von Kunstwerken aus der Sowjetunion unter Beteiligung von 28 deutschen Museen durchführt.    Silke Osman

Die Ausstellung „50 Jahre Verlust und Rückgabe – Die Bildergalerie von Sanssouci“ ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 3 / 2,50 Euro, bis 31. Oktober.


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