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06.09.08 / Modell des historischen Königsbergs / Die russischen Bewohner der Pregel-Metropole können nun täglich die einstige Schönheit der Stadt bestaunen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-08 vom 06. September 2008

Modell des historischen Königsbergs
Die russischen Bewohner der Pregel-Metropole können nun täglich die einstige Schönheit der Stadt bestaunen

Vor der Beendigung seiner insgesamt dreijährigen Amtszeit als Generalkonsul in Königsberg überreichte Guido Herz den Einwohnern der Pregelmetropole ein ganz besonderes Geschenk. Es handelt sich um ein Modell der historischen Innenstadt Königsbergs. Die Übergabe fand im „Europa-Center“ statt, einem der größten Einkaufszentren der Stadt. Viele Kunden, die sich an diesem Abend im „Zentrum“ aufhielten, blieben vor der Vitrine stehen, in der das Modell ausgestellt war. Manche Besucher glaubten, es handele sich um einen Vorschlag in Modellform für die zukünftige Bebauung der Stadt, weil unter den führenden Architekten der Stadt in der letzten Zeit viel über eine historisierende Bebauung von innerstädtischen Flächen dis­kutiert wurde.

Das prachtvolle Modell stammt von einem gebürtigen Königsberger, dem Künstler Horst Dühring, der seine Stadt 1948 verlassen mußte. 1970 begann er, das Modell aus Papier und Pappe herzustellen. Erst im Jahre 2000 war die Arbeit vollendet. Hunderte untergegangener Gebäude, darunter das Schloß und der Königsberger Dom sowie die erhaltenen Tore Königsbergs entstanden im Maßstab 1:200.

Als Dühring noch lebte, arbeiteten heute in Königsberg lebende russische Künstler in Duisburg an einem Modell der Insel Kneiphof. Mit großer Freude erfuhren sie davon, daß in der Nachbarstadt Düsseldorf der legendäre Künstler Horst Dühring lebte und wirkte. Sie wollten ihn treffen. Die Stadtgemeinschaft Königsberg wollte die Begegnung organisieren, doch Dühring lehnte mit der Begründung ab, er wolle sich nicht mit russischen Einwohnern Königsbergs treffen, nachdem sie seine Stadt so zerstört hätten.

Dühring starb im Jahre 2006. Vor seinem Tod hatte er verfügt, daß sein Stadt-Modell in Königsberg auf einem für alle sichtbaren Platz aufgestellt werde, so der Direktor der Gesellschaft zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses, Wilhelm von Boddin. Dieser Traum des Künstlers wurde nun wahr. Zur Enthüllung des Modells kam von Boddin persönlich aus Berlin.

Die deutsche Seite hat vieles dazu beigetragen, daß die heutigen Königsberger über einen Wiederaufbau des Königsberger Schlosses nachdenken. Die Verwirklichung des Plans ist freilich unwahrscheinlich, da die Investoren sich an dieser zentralen Stelle ausschließlich für Ein­kaufs­zentren und Hotels interessieren, also für die Objekte, die möglichst viel Gewinn einbringen. Die Parallele ist offensichtlich: Auch in Berlin argumentieren die Gegner des Wiederaufbaus mit hohen Kosten und angeblich fehlender Wirtschaftlichkeit.        Jurij Tschernyschew

Foto: Einweihung der Modell-Präsentation: Der scheidende Generalkonsul Guido Herz (l.) redet bei der Präsentation des Modells (M.) an zentraler Stelle des Einkaufszentrums (r.).


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