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06.09.08 / Von engagierten Winzern und Olivenbauern / Istriens Hinterland überrascht mit kulinarischen Köstlichkeiten – In der sozialistischen Zeit mißachtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-08 vom 06. September 2008

Von engagierten Winzern und Olivenbauern
Istriens Hinterland überrascht mit kulinarischen Köstlichkeiten – In der sozialistischen Zeit mißachtet

Das Wasser ist glasklar, die mittelalterlichen Städte am Mittelmeer sind prächtig herausgeputzt – da könnte man fast vergessen, daß Istrien nicht nur aus Küste besteht. Dabei wartet das Hinterland zwischen Rovinj im Süden und Novigrad im Norden mit allerlei Schätzen auf, von denen manche erst noch entdeckt werden wollen. Olivenhaine, Weinberge, Obstgärten und Wälder prägen das Bild der hügeligen Landschaft. Folgt man den sanft geschwungenen Straßen, führen diese in kleine Bergdörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Jedenfalls waren viele Bewohner dieser Ansicht und zogen weg.

Aber die Zeiten ändern sich, und der Landstrich bevölkert sich langsam wieder. Das liegt nicht nur an seiner Schönheit, es gibt auch wieder mehr Arbeit. Ein Grund dafür ist die Wiederbesinnung auf die kulinarischen Köstlichkeiten, die schon von jeher in diesem Landstrich produziert wurden. Das Wissen um sie ging im sozialistischen Einheitsstaat fast verloren. Doch engagierte Winzer und Olivenbauern arbeiten daran, die istrischen Weine und Olivenöle wieder zu ihrem alten Ruhm zurückzuführen. Schließlich wurden damit einst Königshöfe beliefert.

Dabei ist es gar nicht so einfach, gutes Olivenöl zu machen. Auch wenn bei der Produktion heutzutage teilweise ausgefeilte Technik genutzt wird, hängt vieles vom richtigen Zeitpunkt ab. Tranquilino Beleti muß das wissen, kommen doch aus seiner Ölmühle Al Torcio in der Nähe des Fischerstädtchens Novigrad einige der besten Öle Europas. Die Oliven dürfen zum Beispiel nicht zu reif sein, sagt er. „Wenn ein Drittel der Früchte noch grün ist, gibt es das beste Aroma.“

Und dann ist da noch das Wetter. Zur Zeit der Ernte achtet Beleti besonders auf den Wind, denn: „Ist dieser zu trocken, zieht er Wasser aus den Oliven.“ Das müsse dann später wieder zugesetzt werden, allerdings zu Lasten des Geschmacks.

Rund 1600 Olivenbäume gedeihen auf seiner Plantage. Die meisten davon sind regionale Arten, die an den Boden und das Klima Istriens angepaßt sind. Das ist nicht selbstverständlich.

In sozialistischen Zeiten verwahrlosten die Olivenhaine, dann wurde versucht, mit importierten Sorten dem vermeintlichen Massengeschmack zu entsprechen. Beides eine Sünde, wie Beleti meint. Heute setzen immer mehr Olivenbauern wieder ganz bewußt auf das Alte. Und Tranquilino Beleti hat in dieser Hinsicht viel Überzeugungsarbeit geleistet.

Dem istrischen Wein erging es nicht viel besser. Einen guten Ruf hatte er jedenfalls lange Zeit nicht. Schlimm sei das gewesen, erinnert sich Marino Markei. Dabei können bei richtiger Behandlung aus den Malvazija- oder Momjanski-Muskat-Trauben ganz hervorragende Tropfen werden, wie er beweist. Schon seit 1891 wird von seiner Familie Wein angebaut, das Logo des Weingutes Kabola ist ein doppelt geschwungenes „m“: „In unserer Familie werden traditionell nur Vornamen gegeben, die wie unser Nachname auch mit diesem Buchstaben beginnen“, erklärt Marino Markei das Markenzeichen.

Ganz oben im Norden, in der Nähe des kleinen Ortes Momjan kurz vor der slowenischen Grenze liegt der Familienbetrieb, vor dem schmucken Steinhaus steht ein überdimensionaler Tonkrug. Den und noch ein paar weitere hat der Winzer aus dem Kaukasus mitgebracht. Nun stellt er einen Teil des Weines durch das alte Verfahren her, bei dem dieser in den in der Erde vergrabenen Krügen reift. Wein- und Olivenstraßen, zu erkennen an einer speziellen Beschilderung, weisen Besuchern den Weg zu unzähligen weiteren Winzern und Olivenbauern. Beim vielen Probieren und Genießen sollte man jedoch nicht vergessen, auch das Auge etwas zu verwöhnen. In Motovun zum Beispiel, das weiter südlich hoch über dem Fluß Mirna liegt und von der Festungsmauer eine umwerfende Aussicht auf das fruchtbare Mirnatal bietet. Und auf die Wälder, in denen die begehrten weißen und schwarzen Trüffel wachsen. Denn dafür ist diese Gegend berühmt, und jeden Spätherbst ziehen die Bauern mit ihren ausgebildeten Spürhunden los, um die kostbaren Knollen auszugraben.

Wein hin, Oliven her, auf einen Aufenthalt am Meer will dann wohl doch keiner verzichten. Warum auch, es ist ja immer nur einen Katzensprung entfernt. Und der Perle der Adria einen Besuch abzustatten ist trotz des schönen Hinterlandes ein absolutes Muß. Rovinj gehörte einst zu Venedig, davon zeugt auch die im venezianischen Barock erbaute Basilika St. Euphemia. Wie ein Bollwerk erhebt sie sich über die Altstadt. Dicht an dicht drängen sich auf der Landzunge die Häuser um sie herum, als wollten sie Schutz suchen.

Die schönste Sicht auf dieses eindrucksvolle Panorama gibt es vom südlichen Teil der Promenade aus, welche die ehemalige Insel umrundet und weiter an der Bucht entlangführt.

Nachdem Touristen ihr obligatorisches Foto vom Panorama geschossen haben, geht es hinein in den Trubel der mediterranen Hafenstadt. Zu beobachten am besten an der Hafenpromenade bei einem Glas guten kroatischen Weins.             Elke Gersmann


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