24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.09.08 / Mitschuldig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-08 vom 13. September 2008

Mitschuldig
von Harald Fourier

Armer Friedbert Pflüger. Der 53jährige steht mit leeren Händen da. Er, der seinen Posten in der Bundesregierung  (Staatssekretär im Verteidigungsministerium), geopfert hat, um für die Berliner Parteifreunde die Kohlen aus dem Feuer zu holen, wird von ihnen abgewatscht. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen, oder? So sieht er es jedenfalls.

Was ist passiert? Er ist gesprungen und abgestürzt. Seine Parteifreunde wollten sich nicht erpressen lassen, sagen sie. Pflüger sei selbstherrlich und intrigant, wird geraunt. Er erinnert ein wenig an Wolfgang Clement, den sie in der SPD nicht mehr wollen. Beispiel: Pflüger trat in dem Moment mit seiner Kandidatur für den CDU-Landsvoritz im kommenden Frühjahr vor die Presse, als Ingo Schmitt, dessen Amt er ja anstrebt, gerade auf dem Weg in den Italienurlaub war. Und Pflüger hatte Schmitt vorher nicht über seinen Gang an die Öffentlichkeit informiert. Der amtierende Berliner CDU-Chef erfuhr am Urlaubsort von seiner geplanten Absetzung. Das ist kein netter Zug.

Das Verhalten der CDU-Bezirkschefs ist indes auch nicht besser. Sie blockieren sich gegenseitig. Ihnen geht es nur um die Macht in der Partei. „Keine Experimente“ lautet ihre Devise. Nichts tun, was das eigene  Mandat gefährden könnte, auch wenn die Partei dafür dauerhaft im 20-Prozent-Ghetto bleibt.

Der Publizist Raphael Seligmann hat diese Grundhaltung treffend beschrieben. Die Berliner CDU, schreibt er, „begnügt sich mit Pöstchen und Mandätchen. Symbolfigur dieser politischen Bescheidenheit der CDU ist der Landesvorsitzende Ingo Schmitt“, so Seligmann weiter, „er weiß um sein fehlendes Charisma.“ Und auch der Hauptstadt­Journalist Joachim Stoltenberg urteilt, Schmitt sei „ein Politiker ohne Inhalte, intellektuell noch weit unter Berliner CDU-Niveau, geübt allein im Intrigieren.“

Pflüger steht für viele in der Partei für  miese Umfragewerte, er ist Wahlverlierer und unbeliebt in der Stadt. Sein Flirt mit Öko- und Migrantenthemen hat ihm auch nichts eingebracht. Zwar scharwenzelt er um die Grünen herum wie Romeo um Julia, aber  seine Partei spürt deswegen keinen Aufwind. Im Gegenteil.

Insofern hat sich Friedbert Pflüger die Verantwortung für sein spektakuläres Scheitern am vergangenen Wochenende zu einem großen Teil selbst zuzuschreiben. Er kann froh sein, daß sich das ganze nicht im Sommerloch abgespielt hat, sondern zeitgleich mit den noch viel schlimmeren Verwerfungen in der Bundes-SPD, die am gleichen Tag ihren Beck vor die Tür setzte.

Da war kaum mehr ein Medienauge frei für das peinliche Kleinklein in der Berliner CDU, weshalb den Nasenstüber für Friedbert Pflüger auch nur wenige mitbekamen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren