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13.09.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-08 vom 13. September 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

an diesen schönen, stillen Septembertagen fällt mir immer ein Gedicht von Agnes Miegel ein, das ich besonders liebe, denn aus ihm steigt dieser unverwechselbare Duft der Heimat auf, wenn die Felder abgeerntet waren: nach sonnendurchglühter Erde, nach letzten Ähren, nach späten Lupinen und erstem Kartoffelfeuer. „Zum letzten Mal mit dunkelblauem Blick sieht noch der Sommer her von unserm Strande …“ Ja, noch ist es Spätsommer, und seine schon mit den Goldtönen des Frühherbstes durchwebte Buntheit soll uns diese Tage erhellen. Vielleicht spüren wir sie auch ein wenig in unserer heutigen „Familie“, sichtbar in dem Bild, das schon auf den ersten Blick erkennen läßt, das es ein Stück bewahrte Heimat zeigt. Und das ist es auch, denn es ist eine Aufnahme der Ostpreußenstube in Iserlohn, und zu der hat unsere Ostpreußische Familie ein besonderes Verhältnis, denn sie ist mit Hilfe unserer Leserinnen und Leser entstanden.

Es war vor zehn Jahren, als sich die Vorsitzende der LO Iserlohn, Frau Lilli Janßen, an uns wandte und bat, in unserer – damals noch bescheidenen – Kolumne einen Aufruf zu bringen, Erinnerungsgegenstände aus der Heimat, die Krieg und Vertreibung überstanden hatten, der geplanten Ostpreußenstube zu überlassen. Wir erfüllten ihren Wunsch und siehe da: Es gab viele Landsleute, die sich von ihrem sorgsam Bewahrten trennten und halfen, die noch leere Ostpreußenstube im Alten Rathaus von Iserlohn-Letmathe zu füllen. Sicherlich wird manchem Spender die Trennung von diesen persönlichen Erinnerungen an Heimat und Familie nicht leicht gefallen sein, vielleicht war auch manchmal etwas Skepsis dabei, ob dies der richtige Platz für eine dauerhafte Bewahrung des geretteten Gutes sei, aber die Zweifel wurden bald zerstreut. Heute zeigt sich die Ostpreußenstube als ein liebevoll gestalteter und lebendig gehaltener Hort ostpreußischen Kulturgutes, wie nicht nur das Bild beweist, sondern auch die Zeilen, die Frau Janßen uns jetzt übermittelte:

„Viele Besucher von nah und fern haben inzwischen die Ostpreußenstube besucht und waren erstaunt über die Vielzahl der Gegenstände. Nochmals ein herzliches Dankeschön an alle Spender, die dazu beigetragen haben, daß wir auf die reichhaltig ausgestaltete Ostpreußenstube stolz sein können.“

Und das soll nun am 8. November anläßlich des zehnten Geburtstages der Heimatstube gefeiert werden. Eingebunden in den Tag der Offenen Tür, den der BdV-Kreisverband Iserlohn veranstaltet und an dem die anderen Aussteller – LM Schlesien, LM der Donauschwaben, Bauernstube der Vertriebenen – ihre Räumlichkeiten ebenfalls geöffnet haben, mit einem kulturellen Rahmenprogramm und heimatlichen kulinarischen Spezialitäten – wie eben tohuus gefeiert wurde! Nun würde Frau Janßen die Gäste gerne mit neuen Exponaten überraschen. Deshalb bittet sie unsere Leserinnen und Leser „noch einmal im Eckchen nachzusehen, ob da noch ein paar Erinnerungsstücke, egal welcher Art, aus der Heimat liegen, von denen sie sich trennen können“. Ich reiche diese Bitte gerne weiter. Sicherlich trennt sich heute doch mancher alleinlebende Vertriebene leichter von dem Bewahrten als vor zehn Jahren, wenn er weiß, daß es gut aufgehoben und lebendig gehalten wird. Das betrifft vor allem die Vertriebenen, die keine Verbindung zu einer der Heimatstuben aus ihrem Umfeld haben. Da ist diese, in einen Gemeinschaftskomplex eingebettete und dadurch sehr belebte und beliebte Heimatstube schon ein guter Ort, zumal die Stadt Iserlohn jetzt zugesagt hat, die Exponate der Ostdeutschen Heimatstuben langfristig zu übernehmen und weiterhin zu betreuen. Hoffen wir, daß sich Lilli Janßen über weitere Schätze aus unserer ostpreußischen Heimat freuen kann. (Lilli Janßen, Friedrich-Ebert-Straße 30, 58642 Iserlohn-Letmathe, Telefon 02374/12503.)

Eigentlich hatte ich auf diesen Brief schon gewartet, nun ist er gekommen, und erklärt auch gleich den Grund der Verzögerung: In Südafrika geht es mit der Post mitunter nicht so schnell! Frau Rosemarie Pakleppa hat schon oft das verflixte Problem geschildert, mal kommt die PAZ nach einigen Wochen, mitunter überhaupt nicht oder total zerfleddert. So erfuhr Frau Pakleppa erst vor kurzem, daß ich ihren dokumentarischen Beitrag zur Geschichte des „Dessauer Hof“ in Insterburg gebracht hatte, denn ihre Schwiegereltern waren die letzten Besitzer, und – einige Ausgaben später – die Zuschriften von den Geschwistern Neumann, deren Großvater das Hotel erbaut hatte. Da war natürlich die Überraschung groß. „Schade, daß mein Mann das nicht mehr erlebt hat“, schreibt Frau Pakleppa. Leider waren bei ihr zum Zeitpunkt ihres Schreibens die von mir avisierten Briefe von Herrn Hans-Georg Neumann und Frau Ilsegret Böhm noch nicht eingetroffen – da werden wir bald noch mehr hören. Vielleicht gibt es dann wieder ein „Sahnestück-chen“, wie Frau Pakleppa dieses Wiederfinden nennt – ach, sagen wir doch lieber „Schmandklecks“ – schmeckt uns Ostpreußen besser.

Weiter geht es mit einer Frage von Herrn Dr. K. Masch aus Ratingen. Die Vorfahren seiner Frau Hannelore geborene Schipper stammen aus dem Kreis Rößel, vor allem aus dem Waldhaus Plößen im Bishofssteiner Wald. Das von einem Waldwart und Förster mit Namen Fester und seinem Vorgänger Dzeck bewohnte Waldhaus lag neben der Straße von Bischofsstein nach Santoppen unweit Linglack. In unmittelbarer Nähe befand sich eine Waldschenke mit Schießstand. Herr Dr. Masch ist vor einiger Zeit dort gewesen, hat aber leider nur noch Fundament-reste des Waldhauses gefunden. Alle bisherigen Versuche, eine Abbildung des Waldhauses zu erhalten, sind bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen. „Vielleicht schaffen wir das ja mit Hilfe der Ostpreußischen Familie“, hofft das Ehepaar Masch, und ich glaube, diese Hoffnung ist berechtigt. (Dr. K. Masch, Ratingen)

Familienforschung! Kurz und knapp ist die Frage, die Frau Maria van der Ploeg zu ihrer Ahnengeschichte stellt. Ihr Ur-Urgroßvater Andreas Marquardt war Kirchenrevisor in Frauenburg. Er starb dort 1863, seine Ehefrau Catharina geborene Buchholtz 1885. Sie soll angeblich eine Bäckerstochter aus Bischofsstein gewesen sein, geboren etwa um 1800. Wer kann weiterhelfen zu erkunden, wo Andreas und Catharina Marquardt geboren wurden? Aus Bischofsstein seien keine Daten verfügbar – so die Schreiberin. (Mitteilungen bitte an Maria van der Ploeg, Telefon 05109/63915.)

Unser Leser Knut Walter Perkuhn ist zu beneiden, jedenfalls was seine Familiengeschichte betrifft, denn er kann die väterliche Linie bis zum Jahr 1518 zurück-verfolgen. Nun ist dies ja ein urpreußischer Name, bei dem der höchste Prussengott Perkunos Pate stand, und unser Landsmann kann nachweisen, daß sich seine Urahnen noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts ohne „h“ geschrieben haben. Aber nun gehen die Spuren noch weiter zurück. Von einem Namensvetter erhielt er den interessanten Hinweis, daß ein Perkun bereits zur Ordenszeit den christlichen Glauben angenommen und wahrscheinlich auf Seiten des Deutschen Ritterordens in der Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1410 gekämpft hatte. Sehr ehrenvoll, denn sein Name „Adalbert Perkun“ wurde mit dieser historischen Jahreszahl in einem Fenster der Kapelle eines Ordensschlosses verewigt. Herr Herbert Perkuhn meint, daß es das Allensteiner Schloß ist, es könnte aber auch das Angerburger sein. Sein Bruder sei jedenfalls bei einem Besuch des Schlosses von einem Seminarleiter auf das Fenster aufmerksam gemacht worden. Kann sich jemand an dieses Fenster erinnern und Näheres darüber sagen? Und noch eine Frage von Knut Walter Perkuhn, die aber die Jetztzeit betrifft: Gibt es Nachfahren von August Perkuhn, der 1932 Gutsbesitzer in Skuldeinen, Gemeinde Kaukehmen/Kuckerneese, Elchniederung, war? (Knut Walter Perkuhn, Bergstraße 25, 29565 Wriedel/Brockhöfe, Telefon 05829/1668.)

Auch bei der nächsten Frage geht es um Namensforschung, diesmal handelt es sich um einen Namen masurischer Herkunft. Frau Brigitte Gomolka stellt sie an unsere Ostpreußische Familie, denn sie ist bisher nicht weiter gekommen. Ihre in Lamgarben, Kreis Rastenburg geborene Großmutter Elisabeth Ehrich ist eine geborene Doblick. Ihr Vater wurde in Lötzen geboren. Gibt es noch Träger dieses Namens, wer hat ihn unter seinen Vorfahren? Ein wenig klingt dieser Name nach dem des masurischen Wassermanns, des Dobnik, eine unheimliche Sagengestalt, die weit über Masuren hinaus durch den gleichnamigen Roman von Hansgeorg Buchholz, dem Dichter aus Lötzen, bekannt wurde. „Doblick“ könnte eine Variante sein – also auch ein uralter Name, der seine Wurzeln tief in der ostpreußischen Geschichte hat. (Brigitte Gomolka, Buchenring 21, 59929 Brilon, E-Mail: b-gomolka@t-online.de.)

Nicht nur bei den Familiennamen sondern auch bei den Ortsbezeichnungen stehen viele Nachkommen ostpreußischer Sippen vor einem Rätsel. Und das nicht unberechtigt, denn auch diejenigen, die noch in der Heimat geboren sind, haben es manchmal schwierig. Der Grund ist den meisten Leserinnen und Lesern bekannt, weil ich schon oft darauf hingewiesen habe: die 1938 erfolgte Umbenennung der Ortsnamen prussischen, litauischen und masurischen Ursprungs. Die neuen Namen existierten nur sieben Jahre, sie wurden nach dem Krieg durch russische, polnische und litauische Ortsbezeichnungen ersetzt. Da finde mal einer durch! Zum Glück habe ich das sehr akribisch geführte „Geographische Ortsregister Ostpreußen“ von Dietrich Lange zur Verfügung, und weil es mir und damit unsern Lesern schon oft geholfen hat, hofft auch Frau Roselie Knöll aus Langen, daß sie den richtigen Geburtsort ihres Urgroßvaters Ferdinand Blau findet. Der Name ist bekannt: Tarputschen – aber es gab fünf Orte dieses Namens im alten Ostpreußen. Also machte ich mich auf die Suche. Zwei fielen gleich durch das Raster, weil es sich um Ortsnamen handelt, die vor 1785 schon erloschen. Urgroßvater Ferdinand wurde als Sohn des Schneidermeisters Blau 1822 geboren. Bleiben also Tarpen, Erlenfleth und das Gut Sauckenhof – alle bis 1938 Tarputschen. In die kirchlichen Unterlagen von Tarpen hat Frau Knöll bereits einsehen können, aber ohne Erfolg. Erlenfleet, Kirchspiel Ballethen, liegt im Kreis Angerapp (Darkehmen), ebenso wie das Gut Sauckenhof, Kirchspiel Trempen. Ferdinand Blau wurde Gutsinspektor und verstarb 1911 hochbetagt in Schönfließ/Neumark. Hat er seine Ausbildung in der engeren Heimat erfahren? Kreiskartei und Kirchenbücher könnten eventuell weiterhelfen. Es könnte ja auch sein, daß jemand den Namen Blau/Tarputschen in seiner Verwandtschaft hat! Soweit kann ich die Steigbügel halten – vielleicht hilft jemand weiter? (Roselie Knöll, Spitzwegstraße 15, 63225 Langen.)

Tarputschen – da fällt mir das Gedicht „Trakehner Blut“ von Erminia von Olfers-Batocki ein, das die ostpreußischen Menschen und ihre Liebe zum Pferd so einmalig beschreibt: „Zwischen Braunsberg und Trakehnen, wo die Wiesen am weitesten sind, da wehen der Rosse Mähnen im scharfen Ostseewind …“ Und später heißt es dann: „Zwischen Lenken und Tarputschen stehn Dörfer Zaun an Zaun. Hei – wie die Striegel rutschen über Rücken goldigbraun …“ So habe ich unsere heutige, sehr bunte „Familie“ ein bißchen lyrisch verbrämt.

Eure Ruth Geede

Foto: Feiert ihr10jähriges Bestehen: Die Ostpreußenstube in Iserlohn-Lethmathe.


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