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20.09.08 / Ölpreis-Blase geplatzt / Preis ist in neun Wochen um fast 40 Prozent gefallen – Opec und Rußland besorgt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-08 vom 20. September 2008

Ölpreis-Blase geplatzt
Preis ist in neun Wochen um fast 40 Prozent gefallen – Opec und Rußland besorgt

Am internationalen Ölmarkt geht es derzeit turbulent zu: Vom Rekordhoch von 147 US-Dollar pro Barrel Rohöl Mitte Juli sank der Preis zuletzt auf noch etwa 90 Dollar. Während die OPEC eine Kürzung der Fördermenge beschloß, kündigte Rußland eine Erhöhung an.

Das Prinzip der freien Marktwirtschaft, demzufolge Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, trifft auf den Ölmarkt nur sehr eingeschränkt zu. Bei dessen Entwicklung spielen seit jeher viele weitere, auch politische Faktoren eine Rolle. So wird der rapide Preisanstieg bis Juli den Rohstoffspekulanten angelastet, die kurzfristig aufgrund des schwächelnden Dollarkurses in das vermeintlich rezessionssichere Rohöl investierten. Der Trend kippte, denn das überteuerte Öl bremste die Weltwirtschaft so stark, daß die Nachfrage deutlich zu sinken begann. In der Folge bröckelten die Preise ab, was die Spekulanten zum Ausstieg bewegte. Damit wiederum kamen die Preise erst recht ins Rutschen.

Kürzlich trafen sich nun die Opec-Mitgliedsstaaten in Wien, um dieser aus ihrer Sicht unguten Entwicklung einen Riegel vorzuschieben. Sie beschlossen, die Produktion um 520000 Barrel pro Tag zu reduzieren. Damit soll das Angebotsvolumen auf das Niveau der Nachfrage gedrosselt werden. Der größte Produzent des Ölkartells, Saudi-Arabien, ein enger Verbündeter der Vereinigten Staaten, hatte zuvor durch Produktionssteigerungen selbst zum steilen Fall des Ölpreises beigetragen – sei es, um den wichtigsten Abnehmer nicht zu verärgern, sei es um die Verbraucher nicht noch mehr dazu anzuregen, ihren Verbrauch zu senken. Denn bei der Aussicht auf einen weiteren Preisanstieg auf 150 bis 200 Dollar schien die Schmerzgrenze erreicht zu sein. In dem Balanceakt zwischen Eigeninteresse und der Reaktion des Marktes offenbart sich das Dilemma der Opec bei der Preisgestaltung: Senkt sie die Förderquote,  

riskiert sie eine tiefere Weltwirtschaftskrise mit sinkender Ölnachfrage, behält sie die Mengen unverändert bei, drohen Einnahmeverluste. Langfristig strebt die Opec einen dreistelligen Barrelpreis um die 100 Dollar an. Weitergehende Richtlinien will sie erst auf ihrer Konferenz im Dezember festlegen.

Zur gleichen Zeit kündigte Rußland an, seine Ölförderung zu erhöhen. In diesem Jahr plant Mos-kau eine Rekordfördermenge von 500 Millionen Tonnen, allerdings auf dem derzeitigen, hohen Preisniveau. Rußland ist bislang nicht Mitglied der Opec, nimmt aber regelmäßig an deren Treffen teil. Der russische Vizepräsident Igor Setschin reiste mit einer Delegation nach Wien. Er erklärte, daß Rußland seine Energie-exporte ausweiten werde und dabei mit der Opec enger zusammenarbeiten wolle. Die scheint nicht abgeneigt zu sein, und so ist für Oktober ein Treffen in Moskau geplant.

Die sinkenden Ölpreise haben sich auf den russischen Binnenmarkt negativ ausgewirkt. Dies spüren vor allem die großen Konzerne mit staatlicher Beteiligung, Rosneft und Gazprom. Ihre Aktienkurse befinden sich im freien Fall. Grund hierfür sind Panikverkäufe ausländischer Investoren aufgrund des politischen und wirtschaftlichen Vertrauensverlusts. Diesen Verlust gilt es für Rußland wieder wettzumachen. „Wir setzen auf Transparenz und gegenseitiges Vertrauen, berück-sichtigen Interessen von Herstellern, Verbrauchern und Transitländern“, sagte Igor Setschin. In den nächsten zehn Jahren könnte Rußland seine Schlüsselposition dank seiner sibirischen Gas- und Ölreserven ausbauen. Moskau sucht neue Lieferwege, will die Erschließung von Erdölfeldern beschleunigen, eine Pipeline Richtung Pazifik bauen. Für die Verwirklichung dieser Pläne braucht Rußland ausländische Investoren und feste Abnehmer. Die Energieversorger setzen weiter auf die bisherigen Partner in der EU, allen voran Deutschland.             M. Rosenthal-Kappi

Foto: Giganten an der Spitze: Mit 500 Millionen Tonnen gefördertem Öl will Rußland 2008 Saudi-Arabien den Rang ablaufen.           


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