© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-08 vom 27. September 2008

Konrad Badenheuer:
Der Abstieg

Seit Generationen haben sich die Vereinigten Staaten von Amerka als ein Land erwiesen, das mit ungebrochenem Selbstbewußtsein und einer stetig wachsenden, jungen Bevölkerung alle Herausforderungen gemeistert hat. Doch die jetzigen Probleme haben ein Ausmaß, das selbst eingefleischten Optimisten kalte Schauer über den Rücken jagt. Eine einzige Zahl beschreibt die Dimension: US-Präsident George W. Bush hat vom Kongreß die unvorstellbare Summe von 700 Milliarden Dollar verlangt, um das Finanzsystem des Landes vor dem Kollaps zu bewahren. Zum Vergleich: Der Vietnamkrieg kostete die USA insgesamt 663 Milliarden Dollar – und zwar in heutiger Kaufkraft gerechnet. Zur inneren Verschuldung kommt das gigantische Defizit im Handel mit anderen Ländern. Seit 30 Jahren sind aus den außenwirtschaftlichen Überschüssen der USA Defizite geworden. Heute ist das Land der größte Schuldner der Welt, der Dollar hängt ab vom Wohlwollen fernöstlicher Zentralbanken.

Zu den schieren Kosten der komplexen Finanzkrise der USA kommt der Ansehensverlust. So galten beispielsweise die US-Investmentbanken ja nicht nur als weltweite Träger der wirtschaftlichen Stärke der USA. Sie waren Symbole des amerikanischen Traums, daß durch freies Unternehmertum Wohlstand für Millionen und märchenhafter Reichtum für Einzelne erreichbar sei. Nun ist diese Branche nach einer Serie von Rückschlägen am Montag dieser Woche untergegangen.

Die Verantwortlichen in den USA müssen nicht nur ein Finanzproblem lösen. Sie müssen um die Rolle ihres Landes als wirtschaftliche Großmacht in der Welt kämpfen.