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27.09.08 / Zurück am Finanzmarkt / Nach Staatsbankrott 2001: Argentinien zahlt Schulden zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-08 vom 27. September 2008

Zurück am Finanzmarkt
Nach Staatsbankrott 2001: Argentinien zahlt Schulden zurück

Raus aus der Isolation, das war das Ziel von Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, als sie Anfang September verkündete, die Schulden ihres Landes an den Pariser Club in Höhe von 6,7 Milliarden Dollar zurückzuzahlen. Neben Italien, Japan, den Niederlanden, Spanien und den USA freut sich auch Deutschland über diese Nachricht, denn auch Berlin hatte seine an Buenos Aires verliehenen zwei Milliarden Dollar schon fast verloren geglaubt.

Doch Cristina Fernández de Kirchner bleibt keine Wahl. Um auf den internationalen Finanzmärkten die 2001 verspielte Glaubwürdigkeit zurückzuerlangen, muß sie die Schulden zurück-zahlen, auch wenn es ihrem von einer Inflation von rund 25 Prozent gebeutelten Land noch so schwer fällt.

Nach einer großen, nationalen Wirtschaftskrise Ende der 90er Jahre und starken Einbrüchen der internationalen Finanzmärkte war der südamerikanische Staat Ende 2001 nicht mehr in der Lage, seine Schulden in Höhe von 95 Milliarden Dollar zu bedienen. Das Land, das Anfang des 20. Jahrhunderts zu den reichsten der Welt gehörte und ein mit Deutschland und Frankreich vergleichbares Pro-Kopf-Einkommen hatte, erklärte sich kurz nach Weihnachten 2001 für zahlungsunfähig.

Dieser Staatsbankrott kam nicht völlig unerwartet. Um die hohe Inflationsrate zu senken, hatte die argentinische Regierung 1991 ihre Währung mit einem festen Wechselkurs an den US-Dollar gebunden. Die Inflation ging zurück, doch die einheimischen Produkte wurden auf dem Weltmarkt teurer, was eine negative Handelsbilanz mit sich brachte. Als Mitte der 90er Jahre Mexiko und Brasilien aufgrund einheimischer Krisen ihre Währungen abwerteten, wurden die Produkte dieser Länder konkurrenzlos günstig.

Neben dem einbrechenden Export mußte auch das verarbeitende Gewerbe schwere Rückschläge hinnehmen, da immer mehr Unternehmen ihre Produktion in die billigeren Nachbarländer verlegten. Investitionen aus dem Ausland blieben aus, der Binnenkonsum brach ein. Um eine Kapitalflucht zu verhindern, schrieb die damalige Regierung 2001 fest, wieviel Bargeld maximal von Girokonten abgehoben werden durfte. Das Vertrauen der eigenen Bevölkerung sank rapide, die Armutsrate stieg auf 57 Prozent. Als im April 2002 auch noch Kontoguthaben über einem bestimmten Grenzwert in festverzinsliche Sparbücher mit Rückgabetermin bis 2010 umgewandelt wurden, verlor die argentinische Führung jegliches Vertrauen – national wie international.

Bereits 2005 hatte Cristina Fernández Vorgänger, ihr Ehemann Néstor Kirchner, einen Teil der Schulden zurückbezahlt: Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhielt nach Restrukturierung der Schulden knapp zehn Milliarden Dollar zurück. Doch die Gläubiger des „Pariser Clubs“ gingen leer aus. Und nicht nur sie. Zwar tilgt Buenos Aires jetzt seine internationalen Verpflichtungen, die meisten seiner privaten Gläubiger im In- und Ausland warten jedoch immer noch auf ihr Geld.      Bel


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