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04.10.08 / Gegner der USA wittern Morgenluft / Wenig Mitleid in Ländern wie Nordkorea, Iran, Venezuela, aber auch Indien – China hält sich bedeckt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-08 vom 04. Oktober 2008

Gegner der USA wittern Morgenluft
Wenig Mitleid in Ländern wie Nordkorea, Iran, Venezuela, aber auch Indien – China hält sich bedeckt

Die US-Finanzkrise läßt die Gegenspieler der „einzigen Weltmacht“  von einer neuen Weltordnung ohne US-Dominanz träumen. Sogar Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) prophezeit das Ende der amerikanischen Vorherrschaft in einer Tonlage, daß man es für den Ausdruck eines Wunsches halten könnte.

Vordergründig sind die Länder der Welt bloß bemüht, den Schaden der Wall-Street-Turbulenzen für ihre eigenen Volkswirtschaften kleinzuhalten. Manche indes versuchen, aus der offenkundigen Schwächung der Vereinigten Staaten ihren strategischen Nutzen zu ziehen.

Anläßlich des Besuchs von Venezuelas Staatschef Hugo Chávez in Moskau vergangene Woche sprach sich Rußlands Ministerpräsident Wladimir Putin ausdrücklich für ein Ende der unipolaren Welt (mit den USA als Mittelpunkt) aus und gratulierte dem Gast aus Caracas: „Lateinamerika verwandelt sich in ein glänzendes Glied der Kette, die zu einer multipolaren Welt führt“. Putin versprach: „Wir widmen dieser Säule unserer Außenpolitik (Lateinamerika) immer mehr Aufmerksamkeit.“

Nachdem das vom fanatisch antiamerikanischen Präsidenten Chávez regierte Venezuela bereits in den vergangenen Jahren umfangreiche Waffenkäufe in Rußland getätigt hat, soll nun auch die Zusammenarbeit bei der Ausbeutung der Erdölvorkommen des südamerikanischen Landes stark ausgebaut werden.

In Ecuador feiert Chávez’ sozialistischer Gesinnungsgenosse Präsident Rafael Correa gerade seinen Sieg bei der Abstimmung über eine neue Verfassung. Sie verleiht nicht nur ihm weitreichende Vollmachten. Seit 2000 gilt der US-Dollar in dem 13-Millionen-Land als einzige Währung. Nun wird spekuliert, daß Marxist Correa sich alsbald vom Dollar verabschieden dürfte.

Vergleichbare Absetzbewegungen von den USA zeichnen sich in verschiedenen lateinamerikanischen Staaten ab, insbesondere in Bolivien und Nicaragua. Aber auch Argentinien, Paraguay und Uruguay gehen auf Distanz zu Washington. Chile und Brasilien verhalten sich zumindest verhalten US-kritisch. Jetzt erst recht beflügelt von den US-Finanzproblemen zeigt der gesamte einstige „Hinterhof“ der Vereinigten Staaten Auflösungserscheinungen.

Am anderen Ende der Welt ist Nordkorea unverblümt zu seinem Atombombenprogramm zurück­gekehrt. Die Furcht vor einem US-Militärangriff ist offenbar gewichen. Vermutlich geht die Führung in Pjöngjang davon aus, daß die USA einen solchen Konflikt schon wegen der zusätzlichen Kosten scheuen würden.

Die Hilfestellung der Nordkoreaner beim Atomprogramm Irans ist ein offenes Geheimnis. Dessen Präsident Mahmud Ahmadinedschad fühlt sich stark genug, seine Forderung nach Beseitigung Israels offen in der UN-Vollversammlung zu formulieren und anschließend in einer Talkshow des US-Fernsehens zu wiederholen. Die Frage, ob er die Kontrolleure der Internationalen Atomenergiebehörde wieder in sein Land lassen würde, erwidert er mit der Gegenfrage, wann denn solche Kontrollen auch einmal in den USA durchgeführt würden.

China, das manche schon als den kommenden großen Rivalen der USA sehen, ist in seiner Beurteilung der US-Finanzkrise indes gespalten. Einerseits tritt auch Peking gern als Gegenspieler Wa-shingtons auf. So kooperieren auch die Chinesen intensiv mit dem erklärten USA-Feind Chávez und breiten ihren Einfluß auf dem afrikanischen Kontinent auf Kosten einer schwindenden US-Dominanz aus.

Andererseits sind die Vereinigten Staaten Chinas bedeutendster Absatzmarkt, was dazu geführt hat, daß das asiatische Riesenreich auf weit über 1,5 Billionen Dollar an Devisenreserven sitzt – Geld, mit dem die US-Amerikaner die chinesischen Importe bezahlt haben. Eine rabiate Entwertung der nordamerikanischen Währung könnte Chinas Gewinn aus den Handelsüberschüssen vieler Jahre empfindlich zusammenschmelzen lassen.

Nachbar Indien sonnt sich derweil in dem Gefühl, es endlich einmal besser gewußt zu haben als die Supermacht: „Jene, die uns ihre besseren Methoden gepredigt haben“, triumphiert Handelsminister Kamal Nath mit Hinweis auf Washington, „konnten ihrem eigenen Finanzsektor nicht helfen.“

Deutschland schließlich ist zwar weit entfernt von Schadenfreude über die düsteren Nachrichten aus Übersee, zumal die Auswirkungen der Wall-Street-Krise immer drastischer auch auf die hiesige Bankenwelt durchschlagen. Dennoch konnte es sich Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) nicht verkneifen, im Bundestag das Ende der US-amerikanischen Vorherrschaft auf dem Weltfinanzsektor zu prophezeihen, was international Wellen geschlagen hat. Europäische Zeitungen brachten Steinbrücks Vorhersage auf Seite eins. Auf dem New Yorker Börsenparkett wurden die Berliner Spekulationen laut den Berichten deutscher Wall-Street-Reporter äußerst mißmutig aufgenommen. Stellungnahmen wie die von Steinbrück könnten von US-Beobachtern wie der Ausdruck eines tiefen Wunsches gedeutet werden.         Hans Heckel

Foto: Voller Schadenfreude: Hugo Chávez und Mahmud Ahmadinedschad freuen sich über die Schwäche der USA.


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