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04.10.08 / Eine Seeschlacht war der Auslöser / Zu Ehren der Jungfrau Maria vom Rosenkranz bestimmte Papst Pius V. den 7. Oktober zum kirchlichen Feiertag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-08 vom 04. Oktober 2008

Eine Seeschlacht war der Auslöser
Zu Ehren der Jungfrau Maria vom Rosenkranz bestimmte Papst Pius V. den 7. Oktober zum kirchlichen Feiertag

Am 7. Oktober erinnert das Rosenkranzfest an die Schlacht von Lepanto. „Nur durch ein Wunder und die große Güte Gottes war es uns möglich, eine solche Schlacht auszufechten.“ Dies war die Überzeugung von Marc Antonio Colonna. Der stellvertretende Oberkommandierende der Flotte der Heiligen Liga meinte damit den glänzenden Sieg bei Lepanto (Golf von Patras), den Don Juan d’Austria, ein natürlicher Sohn Kaiser Karls V., am 7. Oktober 1571 über die Osmanen errang. Die türkische Flotte erlitt schwerste Schiffsverluste, 20000 Mann wurden getötet oder gefangengenommen, 12000 christliche Rudersklaven befreit. Unter den christlichen Streitern war Miguel de Cervantes, der spätere Verfasser des „Don Quixote“; er wurde schwer verwundet, seine linke Hand blieb verkrüppelt.

Der Seesieg von Lepanto nahm den Osmanen etwas von dem Nimbus der Unbesiegbarkeit und ließ das Abendland, das vor der Türkengefahr gezittert hatte, aufatmen. 1529 hatten die Türken Wien belagert. Die nordafrikanischen Seeräuber, Vasallen der Osmanen, bedrohten den Seehandel im Mittelmeerraum, suchten die Küsten heim und versklavten unzählige Christen. Im östlichen Mittelmeer bedrohten die Türken 1570/71 das (neben Malta) letzte christliche Bollwerk, das venezianische Zypern.

Noch vor dem Fall Zyperns im Sommer 1571 gelang es Papst Pius V., eine Heilige Liga mit Spanien, Venedig, Genua und dem Johanniterorden zusammenzubringen, bald traten auch weitere italienische Staaten bei. Das führte zum Erfolg von Lepanto, eine Rückeroberung Zyperns war aber wegen der notorischen Uneinigkeit der verbündeten Staaten nicht möglich. Colonna schrieb in einem Bericht, aus dem bereits oben zitiert wurde: „Ein ebenso großes Wunder ist, daß die allgemeine Gier und Habsucht uns nicht in eine zweite Schlacht, diesmal in einen Bruderkrieg, verwickelt haben.“ Mochte es dem Papst und seinem Kirchenstaat primär um die Verteidigung des christlichen Glaubens gehen, die anderen Verbündeten der Heiligen Liga hatten vorrangig politisch-wirtschaftliche Interessen.

Auch im Heiligen Römischen Reich wurde die Kunde von Lepanto mit großer Erleichterung aufgenommen. Für unsere Vorfahren verdichtete sich die Türkengefahr in dem Wort „Türkennot“. Gemeint waren die Greueltaten einer überaus grausamen Kriegsführung, die in Gerüchten und, entsprechend dem damaligen Stand der Druck­technik, auch schriftlich verbreitet wurden. In den Kirchen wurde über die Schreckenstaten gepredigt.

In den katholischen Ländern erhoffte man Rettung vor der Türkengefahr durch unermüdliches Beten, insbesondere durch das Gebet des Rosenkranzes. Das Rosenkranzgebet geht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Als Gedächtnisstütze dient eine Perlenschnur. Es dominieren bei der Gebetshäufung in kunstvoller Form die Ave Marias, bei denen Einschübe auf christusbezogene Glaubensgeheimnisse hinweisen und den Beter zur Betrachtung einladen. Die in der spätmittelalterlichen Kunst beliebte Darstellung Marias („Rose ohne Dornen“) in einem Kranz von Rosen hat diesem Gebet den Namen gegeben.

Papst Gregor XIII. stimmte mit vielen seiner Zeitgenossen überein, die den Sieg von Lepanto auf die Fürsprache der Gottesmutter zurückführten. Diese war von zahllosen Gläubigen im Rosenkranzgebet um ihre Hilfe angefleht worden. Daher ordnete der Papst 1573 das Rosenkranzfest an – zu feiern in Kirchen, die einen Rosenkranzaltar besaßen. Solche Altäre wurden in der Regel von Rosenkranzbruderschaften gestiftet. Mitunter hat ein Künstler auf einem entsprechenden Altarbild den Bezug zur Schlacht von Lepanto festgehalten. So auf dem Hauptgemälde des Bruderschaftsaltars in der Klosterkirche Ottobeuren: Papst Pius V. kniend im Gebet, im Hintergrund der Kampf der beiden Flotten. Der Sieg von Lepanto war übrigens Anlaß dafür, daß die Anrufung Mariens als „Hilfe der Christen“ in die Lauretanische Litanei eingefügt wurde. 1716 schrieb Papst Klemens XI. dann die Feier des Rosenkranzfestes für die ganze Kirche vor, nachdem Prinz Eugen bei Peterwardein einen großen Sieg über die Türken errungen hatte.

Man darf sich die Rosenkranzbruderschaften keineswegs als kleine frömmlerische Zirkel vorstellen. In der Reichsstadt Köln wurde 1475 nach dem Friedensschluß zwischen Karl dem Kühnen und Kaiser Friedrich II. eine solche Bruderschaft gegründet. Der Kaiser, seine Gemahlin, sein Sohn Maximilian und die anwesenden Reichsfürsten traten dieser Bruderschaft bei. Wenige Monate später zählte die Kölner Bruderschaft schon 8000 Mitglieder.

Das Rosenkranzfest steht auch heute noch im kirchlichen Festkalender, jedoch ist die geschichtliche Herleitung den meisten Zeitgenossen unbekannt. Um politische Korrektheit bemühte Geistliche oder Kirchenhistoriker fürchten eine aktualisierende Betrachtungsweise und betonen, das Fest habe nichts mit einem Kampf der Kulturen oder gar Religionen zu tun.            Manfred Müller

Foto: „Das Rosenkranzfest“: Altarbild Albrecht Dürers (1471–1528) aus dem Jahre 1506


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