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04.10.08 / Baumfäll-Brigaden unterwegs / Mit üppigem Blumenschmuck versucht die Königsberger Stadtverwaltung, von Kahlschlägen abzulenken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-08 vom 04. Oktober 2008

Baumfäll-Brigaden unterwegs
Mit üppigem Blumenschmuck versucht die Königsberger Stadtverwaltung, von Kahlschlägen abzulenken

Im Lauf dieses Sommers wurden in Königsberg auf Anordnung der Stadt ungefähr 7000 Blumen gepflanzt. Die Gesamtzahl der Blumen wurde auf diese Weise auf etwa eine Million erhöht. Im Zentrum der Stadt wurden gar thematische Blumenkompositionen zur Sehenswürdigkeit: Bei der Gebietsverwaltung war eine russische Fahne aus Blumen nachgebildet, auf dem Platz beim Denkmal Peters I. erschien eine Andreasflagge und in der Nähe des Hauses der Künste wurde das Abbild einer Leier floristisch nachgebildet. Im Rahmen des Programms „Grüne Stadt“ gab es neue dreidimensionale Blumenkompositionen.

Eigentlich hätte diese Pracht die Städter erfreuen können, zumal es einen solchen Überfluß in der Stadt noch nicht gegeben hat. Alles wäre gut gewesen, wenn es nicht als süße Pille von seiten der Stadtoberen erschienen wäre, die versuchen, ihre in ökologischer Hinsicht belastete Beziehung zu den Einwohnern der Stadt aufzubessern. Die Beete wurden nämlich als Ersatz für Tausende gefällter Bäume und Sträucher angelegt. Ein Großteil der Plätze, auf denen einzigartige alte Bäume wuchsen, ist schon zerstört. Der grüne Schmuck der Stadt war immer der Stolz aller Königsberger. In der Sowjetunion galt Königsberg als eine der grünsten Städte des Landes. Die inoffizielle Hymne der Stadt aus sowjetischer Zeit besang die Schönheit der grünen Stadt.

Heute sind anstelle der Parks und Alleen eine Vielzahl von Handels- und Vergnügungszentren entstanden sowie teure Wohnungen in Bestlage. Die Bewohner der Stadt versuchen, mit allen Mitteln gegen die Brigaden von Holzfällern anzukämpfen, die Stück für Stück ohne Fällerlaubnis die Grünflächen der Stadt vernichten.

Das Thema „Zerstörung der grünen Stadt“ ist zur Zeit eines der aktuellsten im heutigen Königsberg. Fast täglich werden Bäume gefällt. Und täglich gehen in den Redaktionen der Zeitungen und Fernsehsender Anrufe besorgter Anwohner ein, die darum bitten, die Fällaktionen zu überprüfen. Wenn die Journalisten am Ort des Geschehens eintreffen, sind die Holzfäller meist schon mitsamt ihrer „Beute“ verschwunden.       Jurij Tschernyschew


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