© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-08 vom 11. Oktober 2008

Feuer unterm Dach
Bankenkrise spitzt sich zu – Merkel gibt größte Garantie der Weltgeschichte

Die weltweite Bankenkrise hat sich weiter zugespitzt. Beispiellose Garantieerklärungen mehrerer Regierungen für Spareinlagen und Banken sollten das Vertrauen an den Finanzmärkten stabilisieren – zunächst mit wenig Erfolg.

Kaum war die erste, 35 Milliarden Euro teure Rettungsaktion für den Baufinanzierer Hypo Real Estate (HRE) in trockenen Tüchern, meldete der in München ansässige  Dax-Konzern neuen Finanzbedarf an: Ohne eine zusätzliche Milliardenspritze drohe das Aus. Da ein Zusammenbruch des Konzerns eine Kettenreaktion auslösen könnte, blieb Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Bundeskanzlerin Angela Merkel keine andere Wahl, als in höchster Eile ein neues Rettungspaket zu schnüren. Mit der ungeheuerlichen Summe von 50 Milliarden Euro an Krediten und Bürgschaften stehen der Bund und andere Banken nun für die Verbindlichkeiten der HRE gerade.

Während Sprecher von Bundesbank und Bankenaufsicht die HRE anschließend als „grundsolides Unternehmen“ bezeichneten, kursierten weiterhin Meldungen über Finanzlöcher von 60, ja 70 bis 100 Milliarden Euro bei der HRE. Die Börse jedenfalls scheint diesen Gerüchten auch mehr zu glauben als den Zusicherungen der Bankenaufsicht, allein am Montag fiel die HRE-Aktie um bis zu 54 Prozent. Parallel dazu fiel der gesamte Finanzsektor, womit er wiederum nur die Speerspitze des allgemeinen Kursrück-gangs an den Weltbörsen bildet.

In Deutschland und Europa bleiben solche Baisse-Phasen oft ohne schwerwiegende Folgen, wie etwa der tiefe Fall des Dax im Jahr 2002 belegt. Anders in den USA: Dort reißen sinkende Börsen die Altersvorsorge und andere Reserven von Millionen Durchschnittsbürgern in die Tiefe. Sie reagieren darauf weit stärker als die Europäer mit Kaufzurückhaltung und verschärfen so den Abschwung.

In Europa sind momentan andere Probleme drängender. Eine Regierung nach der anderen spricht allgemein gehaltene Garantien für Spar- und Sichteinlagen aus, um der Gefahr eines massenhaften Abzugs von Guthaben durch Sparer und Kleinanleger zu vermeiden. Die entsprechende Zusicherung von Bundeskanzlerin Angela Merkel bezieht sich auf Anlagegelder von etwas über 500 Milliarden Euro und wäre damit die größte Garantie dieser Art der Geschichte – zumal die Summe natürlich wächst, weil ängstliche Anleger in Richtung dieser sichereren Anlageformen umschichten.

Beobachter weisen darauf hin, daß weltweit keineswegs ein absoluter Liquiditätsmangel besteht, im Gegenteil. Staatsfonds etwa in Asien und den Ölländern schwimmen geradezu im Geld, ebenso viele „Private Equity-Fonds“. Würden sie an den Börsen zugreifen, wäre die Baisse schnell zu Ende. Aber noch stehen sie am Rande der Arena und warten auf günstigere Gelegenheiten zum Einstieg in Aktien, Rohstoffe und auch wieder Immobilien.   Konrad Badenheuer