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11.10.08 / Außenseiter obsiegt / Deutscher Krebsforscher erhält Nobelpreis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-08 vom 11. Oktober 2008

Außenseiter obsiegt
Deutscher Krebsforscher erhält Nobelpreis

Spät, überraschend, aber keineswegs unverdient kam die Ehrung aus Stockholm: Prof. Dr. Harald zur Hausen, langjähriger Leiter des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, erhält den Medizin-Nobelpreis. Ausgezeichnet werden damit wissenschaftliche Leistungen, die bis in die 80er Jahre zurückreichen.

Damals hatte der heute 72jährige Mediziner den Verdacht, bestimmte Krebsarten könnten durch Viren ausgelöst werden, eine Außenseitermeinung, für die er in der Fachwelt Hohn und Spott erntete. Doch zur Hausen ließ sich nicht entmutigen. Am Beispiel des Gebärmutterhalskrebses konnte er nachweisen, daß diese Erkrankungen tatsächlich durch sogenannte Humane Papillomviren (HPV) verursacht werden.

Von diesen Viren sind bislang rund 100 Stämme bekannt. Wirklich gefährlich sind vor allem die beiden Stämme HPV 16 und HPV 18, die für 80 Prozent aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich sind. Übertragen werden sie durch sexuelle Kontakte.

Das deutsche Krebsregister weist für 2006 über 6500 Neuerkrankungen und nahezu 1800 Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs aus. Betroffen sind vor allem Frauen zwischen 17 und 45 Jahren. Fachmediziner wie Dr. Monika Hampel (Uni Düsseldorf) wiesen gegenüber der PAZ auf geradezu dramatische Zuwachsraten hin; so sei die Zahl der Erkrankungen bei Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren in den letzten drei Jahrzehnten um 400 Prozent angestiegen – Tendenz weiter steigend.

Einig sind sich die Experten, daß dies direkt mit der sogenannten sexuellen Revolution zusammenhängt, also damit, daß Heranwachsende in immer jüngerem Alter und mit immer häufiger wechselnden Partnern Sexualverkehr haben.

Basierend auf den bahnbrechenden Arbeiten des Nobelpreisträgers zur Hausen ist seit zwei Jahren der von Sanofi Pasteur MSD entwickelte Impfstoff Gardasil verfügbar, der für mehr als fünf Jahre nahezu 100prozentigen Infektionsschutz bietet. Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut in Berlin empfiehlt, alle Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren zu impfen. Die Kosten (480 Euro) übernehmen für diese Altersgruppe die gesetzlichen Krankenkassen.       H.J.M.


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