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11.10.08 / Sprüche to go / In der Werbebranche verdrängt Englisch die deutsche Sprache

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-08 vom 11. Oktober 2008

Sprüche to go
In der Werbebranche verdrängt Englisch die deutsche Sprache

Wenn der „Best Ager“ in seinem „Second Hand-Dress“ nach einem schnellen „Coffee to go“ von seinem „Part Time Job“ als „Fun Writer“ in sein „Mobilhome“ geht, dann müßte er eigentlich im „Englisch-Dictionary“ nachschlagen, was hier über ihn geschrieben steht. Denn in der Regel sieht sich seine Generation einem Wust englisch-amerikanischer Begriffe gegenüber, die sie kaum versteht. Und dies gilt insbesondere für die Sprache der Werbung. „Enjoy the sun“ tönt es da, „a healthy society“ verspricht Yakult, „made to move“ heißt es bei Shell, „make the most of now“ bei Vodafone, „bite away“ hilft gegen Mücken, „professional haircare“ propa-giert Schwarzkopf und Skoda behauptet, sein Auto sei „simply clever“. Dell preist sich mit „Yours is here“ an, Burger King protzt mit „have it your way“. In Sat 1 gibt es statt Sommerfilmen „Summer Movies“, N 24 findet das Wort „Nachrichten“ offenbar vulgär und sendet statt dessen „Top News“, Sat 1 berichtet über „important people“. Air Berlin „is your Airline“ und ein Shampoo meint über sich selbst „Bye, bye Spliss“.

Das englische Neudeutsch taucht fast überall auf, ziert Plakate, flimmert von Mattscheiben und gibt Geschäftsnamen ab. Und bei Umfragen erweist sich, daß ein großer Teil der deutschen Bevölkerung die „smarten“ Begriffe nicht oder nicht richtig versteht. So wie eine Hamburgerin bei einem Interview in voller Unschuld den Begriff „Snack Bar“ als eine nette Gaststätte zum „Schnacken“ beschrieb. Na ja, irgendwie stimmt das denn auch, sollten sich die gehetzten Kunden dort wirklich mal unterhalten. Bei „fast food“ kommt das jedenfalls sicher nicht in Frage, weil diese Form der unwirtlichen Bewirtung in den sechziger Jahren noch als „Spontan-Verzehr“ galt, und da ist leider keine Zeit zum Quatschen.

Granini dröhnt derweil vom Genuß-„Smothie“ und Coca-Cola hält das Leben nur lebenswert „on the coke side of life“. „Lätta and go“ meint wohl nicht, wenn du diese Margarine ist, läufst du weg, sondern sowas wie los geht’s mit Lätta, aber nichts Genaues weiß man nicht. Schließlich „can O² do“.

Die „Werbefuzzies“ halten das alles für „in“ und überbieten einander mit immer neuen Schlagworten, halt, nein „Spots“ oder so. Und die armen „Best Ager“, jene unglücklichen Zeitgenossen, die mit über 50 Jahren meist schon zum alten Eisen zählen und durch solche Sprüche zur arbeitsfreudigen Experten- und Erfahrungsklasse aufgewertet werden sollen, weil sie möglichst erst mit dem Tod in Rente gehen dürfen, während halbgreise Politiker ihre Steuern verprassen, diese Spezies Mensch also soll verstehen, was zum Teil ungebildeten Jüngeren ohne die Hilfe von „Fun Writern“ (Computerlehrern) schon schwer fällt.

„Take the line“, sieh dich nicht um und tu so, als hieltest auch du das alles für modern. Und schließlich muß es ja so sein: Immerhin, es gefällt anscheinend den Herstellern der beworbenen Ware, denn sie bezahlen den angelsächsischen „Nonsens“, selbst wenn es ihren Produkten nicht unbedingt weiterhilft. Soll der „Topmanager“ dem „Art-director“ aus der „Advertiser“-Branche etwa gestehen, daß er altmodisch ist?

Die schleichende Abschaffung der deutschen Sprache in der Werbung und in den Medien ist also nichts anderes, als ein Stück „Kultur“ unserer neuen, elektronischen und neonblinkenden Zeit.

Aber man sprach ja auch schon früher von der Kultur der Neandertaler. Also, was soll’s, „take it easy“. Und die Computersprache ist eh englisch. Wer sie nicht versteht, der kann eben nicht nach Herzenslust „chatten“ und dabei seinen „ultimate fun“ haben. Joachim Feyerabend


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