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11.10.08 / Affäre mit der Gattin / Süße Liebesgeschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-08 vom 11. Oktober 2008

Affäre mit der Gattin
Süße Liebesgeschichte

Nicht selten kommt es im Alltagsleben zweier Eheleute zu Mißverständnissen. Eine gepflegte Aussprache kann da Wunder wirken. Doch ist es genau das, was Nina und ihr Ehemann Roger in Francoise Dorners Roman „Die Frau in der hinteren Reihe“ partout nicht zu Wege bringen.

Tagein, tagaus stehen Nina und Roger um fünf Uhr morgens auf, um ihren kleinen Zeitungskiosk in Paris mit Zeitungen zu versorgen und diese den morgenmuffeligen Parisern zum Kauf anzubieten.

Schweigend verbringen die zwei ihre Tage beieinander und in stiller Eintracht, ohne Veränderung sieben Tage die Woche … bis zu dem Tag an dem Nina eines der Männermagazine zur Hand nimmt, um nachzuvollziehen, was die Herren daran so aufregend finden, daß sie sich diese immer, verdeckt von einer Tageszeitung, über den Kiosktresen reichen lassen.

Fasziniert von den schönen leichtbekleideten, sinnlichen Frauen, überlegt die unbedarfte Ehefrau, einige Dinge für den Hausgebrauch nachzuahmen. Doch die Reaktion ihres Gatten fällt anders aus, als gewünscht.

„Zu Hause ging es wie gewohnt. Um drei vor fünf erwachte mein Mann. Um fünf Uhr waren wir mit der Liebe fertig. Gutgelaunt stand er auf. Das freute mich für ihn. Aber ich selbst war schrecklich enttäuscht. Nach vier Tagen hatte er noch immer nicht entdeckt, daß ich mir meine Haare unten in Herzform rasiert hatte wie in den Magazinen.“

Ninas Neugier ist geweckt und läßt ihr keine Ruhe mehr. Ein leidenschaftlicher One-night-stand mit einem Politiker schürt nur ihren Wissensdurst und den Wunsch, mit ihrem Mann endlich einmal ähnliches zu erleben. Doch auf jeden ihrer Annäherungsversuche reagiert dieser nur mit Verstocktheit. Doch dann schleicht sie verkleidet als femme fatale Roger bei einem seiner „Ich brauche Zeit für mich“-Kinogänge hinterher. „Zitternd vor Angst, streifte ich ihn mit meiner Handtasche. ,Entschuldigung‘, sagte ich. Und das mit einem reizenden Akzent, der neu an mir war … jedenfalls antwortete er mit einer Stimme, die ich auch an ihm nicht kannte, sehr nobel, geradezu schmelzend: ,Aber keine Ursache, ich bitte Sie.‘“ Und in diesem Moment beginnt eine verhängnisvolle Verliebtheit Rogers, der sich ohne es zu ahnen, in seine eigene Ehefrau verliebt.

Obskur, verkorkst, intelligent und menschlich ist der berührende Roman „Die Frau in der hinteren Reihe“. Der in Frankreich mehrfach ausgezeichneten Autorin Francoise Dorner gelingt es, die menschlichen Empfindungen in den Vordergrund zu stellen. Von Klamauk oder einer seichten Erotik-Geschichte ist die 1949 in Paris geborene ehemalige Schauspielerin weit entfernt.           A. Ney

Francoise Dorner: „Die Frau in der hinteren Reihe“, Diogenes Verlag, Zürich 2008, gebunden, 158 Seiten, 17,90 Euro


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