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18.10.08 / Sei Pleite. Sei Berlin! / Die Hauptstadt gibt trotz leerer Kassen Millionen für Eigenwerbung aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-08 vom 18. Oktober 2008

Sei Pleite. Sei Berlin!
Die Hauptstadt gibt trotz leerer Kassen Millionen für Eigenwerbung aus

Wieviel Geld darf eine Stadt für ihr Ansehen ausgeben? Elf Millionen Euro sind zuviel, sagt der Steuerzahlerbund. Er hat die 60 Milliarden Gesamtverschuldung der Hauptstadt im Blick und findet, daß Berlins neuste Eigenwerbekampagne zu teuer ist.

Der Regierende Bürgermeister, der das Thema zur Chefsache gemacht hat, sieht das anders. Die seit März 2008 laufende Aktion „Sei Berlin“ sei eine „identitätsstiftende Kampagne, für die andere Städte viel mehr Geld ausgeben“.

Was genau geschieht bei „Sei Berlin“?

Viele Haushalte in Berlin wurden mit Aufklebern und Broschüren beliefert, Plakate sind überall zu sehen, Fotografen ziehen über Volksfeste und fotografieren Menschen in einem roten Plastikrahmen, Bürger werden aufgefordert Sei-Berlin-Sprüche zu erfinden. Herausgekommen sind Sätze wie: „Sei leicht. Sei sinnig. Sei Berlin.“ Oder: „Sei Currywurst. Sei Döner. Sei Berlin.“ 

Eigentlich sollten sich alle diese Aktion an Touristen und im besten Fall sogar Investoren im In- und Ausland wenden. Doch die Berliner sehen von „Sei Berlin“ natürlich nur die Aktionen, die vor ihrer Haustür laufen. Da fragen sich schon einige, ob dafür Geld ausgegeben werden muß, nur damit sich die Berliner in ihrer Stadt gut fühlen.

Die Kritik des Steuerzahlerbundes erschöpft sich jedoch nicht in der Feststellung, daß Berlin zu viel Geld für sein Image ausgibt. In der 36. Ausgabe des „Schwarzbuches“, vorgestellt in der vergangenen Woche, kamen auch andere Vorgänge zutage.

So wurde ein Architektenwettbewerb zur Sanierung der Staatsoper, für den Papierkorb ausgeschrieben. Der Grund: Die Verwaltung hatte vergessen, daß das Gebäude denkmalgeschützt ist. Das muß bei der Sanierung jedoch berücksichtigt werden. Also war der Siegerentwurf hinfällig. Kosten für den Steuerzahler: 47000 Euro.

Oder der Ku’damm, Berlins beste Einkaufsmeile. Er soll aufgehübscht werden: neues Pflaster, neue Mittelpromenade, neue Bürgersteige. Wer andere Ladenstraßen und Bürgersteige Berlins kennt, der fragt sich: Warum muß  diese noble Einkaufsstraße für neun Millionen Euro noch nobler werden, wenn anderswo die Leute im Dunkeln über Pflastersteine stolpern. Ganze 20 Millionen kosten den Steuerzahler die Planungsfehler am Spreedreieck (Fried­richstraße). Der Senat mußte am Ende Filet-Grundstücke beinahe verschenken.

In einer Internetabstimmung   des Steuerzahlerbundes schafften es alle vier genannten Berliner Fälle in die „Top Ten“, die Ku’damm-Verschönerung wurde sogar Gesamtsieger. Welch ein Armutszeugnis für den Berliner Senat!  Patrick O’Brian


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