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18.10.08 / Durch die Hintertür / Trotz soliden Banken trifft die Finanzkrise auch Österreich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-08 vom 18. Oktober 2008

Durch die Hintertür
Trotz soliden Banken trifft die Finanzkrise auch Österreich

Erst kürzlich konnte Österreich eine Arbeitslosenrate von 3,3 Prozent und damit Vollbeschäftigung vermelden – auch dank der EU, denn Eurostat hat die Berechnungsmethode „vereinfacht“. Und auch die      US-Hypotheken-Krise schien zunächst kaum Auswirkungen zu haben, denn die Abschreibungen heimischer Banken waren bisher überschaubar.

Doch zunehmend ziehen Wolken auf: Die italienische UniCredit, die neue Mutter der Bank Austria, und auch der „Heuschrecken-Fonds“ Cerberus, Eigentümer der einstigen Gewerkschaftsbank BAWAG, sind von der Krise stark betroffen. Sparguthaben gelten als sicher,  denn die Regierung hat nach deutschem Vorbild eine unbegrenzte Garantie verkündet.

Auch in der Realwirtschaft sind die Auswirkungen absehbar, vor allem die österreichischen Automobilzulieferer, die für einen beträchtlichen Teil des Sozialprodukts sorgen, leiden unter den Problemen ihrer Abnehmer. Die allgemeine Verunsicherung reduziert aber auch die Konsumfreude, was sich auf Umsätze, Beschäftigung und Steueraufkommen auswirkt.

Die größte Gefahr kommt gleichsam durch die Hintertür: Denn von den österreichischen Auslandsinvestitionen gehen zwar kaum fünf Prozent in die USA, aber fast die Hälfte nach Osten. In fünf osteuropäischen Reformländern ist Österreich der größte Investor und in den anderen zumindest in der Spitzengruppe. Diesen riesigen Investitionen von Industrie, Banken und Versicherungen drohen massive Wertverluste. Die Voest, die aus Umweltschutzgründen in Linz nicht weiter expandieren kann, wird die geplante Errichtung eines neuen Stahl-Komplexes am Schwarzen Meer voraussichtlich abblasen. Und an der Wiener Börse kam es vorige Woche zu einem so starken Kurseinbruch, daß die österreichische Finanzmarktaufsicht den Handel zeitweilig aussetzte, was sonst nur in Moskau der Fall war.

Apropos Moskau – selbst Oligarchen geraten in Schwierigkeiten, wie beispielhaft Oleg Deripaska, „der reichste Russe“. Seine Beteiligungen in Österreich und Deutschland wackeln, den Anteil am Magna-Konzern des Austro-Kanadiers Frank Stronach mußte er bereits aufgeben – er war auf Pump gekauft und fiel an den Kreditgeber, die französische BNP Paribas. Genauso erging es ihm mit der deutschen Hochtief – sein Anteil fiel an Commerzbank und Allianz. Seinen Anteil am österreichischen Hochtief-Konkurrenten Strabag versucht er noch zu halten, aber de facto gehört der bereits Raiffeisen und dem Hauptaktionär Haselsteiner.

Ob bei Hauskäufern oder Oligarchen, überall steckt das gleiche Problem dahinter: Gekauft wurde auf Kredit, die gekauften Objekte oder Beteiligungen werden verpfändet, und wenn nun die im Wert gesunkenen Pfänder nicht mehr zur Besicherung reichen und es zu Notverkäufen kommt, zieht dies auch andere Werte nach unten. Ein Teufelskreis. Richard G. Kerschhofer


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