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25.10.08 / Streit um Meiser / »Es geht um Ehre und Wahrheit«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-08 vom 25. Oktober 2008

Streit um Meiser
»Es geht um Ehre und Wahrheit«

In Bayern schwelt ein geschichtspolitischer Streit um den früheren Landesbischof Hans Meiser (1881–1956). Ihm ist es in der NS-Zeit gelungen, seine Landeskirche als eine von nur drei im ganzen Reich „intakt“ zu halten, also eine Unterstellung unter den NS-Reichsbischof Müller zu verhindern. Dem Regime war er deswegen ein Dorn im Auge, offen drängten sie auf die Entfernung Meisers aus dem Bischofsamt. Seit einigen Jahren steht Meiser jedoch wegen eines antisemitischen Aufsatzes aus dem Jahre 1926 in die Kritik. In der Folge wurden seit 2006 nach ihm benannte Gebäude und Straßen „umgetauft“.

Meisers Enkel Hans-Christian Meiser hat nun neue Dokumente zugunsten seines Großvaters vorgelegt. Er wirft einigen Meiser-Kritikern in der Münchner Stadtverwaltung und der bayerischen evangelischen Landeskirche vor, alle Dokumente zu ignorieren, die seinen Großvater entlasten. Im landeskirchlichen Archiv habe er erfahren, daß nur wenige Kritiker je dort gewesen seien. Manche Forscher hätten nur voneinander abgeschrieben. Zu den entlastenden Dokumenten zählt der Philosoph und Publizist ein Protestschreiben von 1934 gegen die Schädigung der Juden von Ansbach. Im Moskauer Staatsarchiv befinde sich zudem das Protokoll einer NS-Tagung im Jahr 1937, bei der Meiser und seine „Bekenntnisfront“ als judenfreundlich bezeichnet wurden. Außerdem habe Meiser 126 Juden das Leben gerettet. Der Vorwurf des Antisemitismus beruhe auf einer einzigen Passage in einem Aufsatz von 1926, der zudem mit dem Aufruf an Christen geendet habe, sich schützend vor Juden zu stellen.

Die Darstellung der Kirche, gegen die Umbenennung der Münchner Meiser-Straße wegen zu geringer Erfolgschancen nicht zu klagen, weist der Enkel zurück. Ein Gutachten habe eine Klage als aussichtsreich bezeichnet. Die Kirche suche den einfachsten Weg. Bei dem Streit gehe es aber um Gerechtigkeit, Ehre und Wahrheit. Deshalb habe er im April eine Klage gegen die Stadt eingereicht. Meiser hat seine Forschungsergebnisse in dem Buch „Der gekreuzigte Bischof“ vorgelegt.  idea/K.B.


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