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25.10.08 / US-Banken zum Schnäppchenpreis / Asien hat die Finanzkrise relativ gut überstanden und begibt sich nun auf Einkauftour in den Westen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-08 vom 25. Oktober 2008

US-Banken zum Schnäppchenpreis
Asien hat die Finanzkrise relativ gut überstanden und begibt sich nun auf Einkauftour in den Westen

Auch in Asien sind die Börsen abgestürzt, in China platzt zudem eine Immobilienblase. Trotz aller Risiken für Exporte und Konjunktur könnte der Ferne Osten aber zu den Gewinnern der Finanzkrise gehören.

Im Gegensatz zu den Europäern haben die Asiaten kaum faule amerikanische Hypothekenpakete gekauft. Nur fünf Prozent der weltweit bislang abgeschriebenen 500 Milliarden US-Dollar entfallen auf asiatische Banken. Bisher ging in Japan erst ein Lebensversicherer, Yamato, mit zwei Milliarden US-Dollar Schulden pleite. Er hatte sein defizitäres Kerngeschäft mit jenen riskanten hohe Renditen versprechenden Anlagen aufzubessern versucht.

Dennoch sind die Aktienmärkte oft panikartig in den Keller abgestürzt, in China seit Jahresbeginn um 60 Prozent, in Japan um 40 Prozent und in Südkorea um 30 Prozent. Die reichsten Chinesen verloren meist mehr als die Hälfte ihrer erst jungen Vermögen. Die im Vorjahr mit 17,5 Milliarden Dollar bewertete reichste Geschäftsfrau Chinas, Yang Huiyan, „verarmte“ um 12,6 Milliarden Dollar. Das Vermögen der als  „Papierkönigin“ bekannten Zhang Yin schrumpfte von 8,6 Milliarden Dollar um sechs Milliarden Dollar. In chinesischen Großstädten, in denen sich die Immobilienpreise seit 2000 verdoppelt hatten, brechen jetzt die Preise ein, vor allem in Peking und Schanghai. Das wird den chinesischen Banken noch ernste Probleme bereiten. Bauinvestitionen und der Pkw-Absatz sind deutlich rückläufig. Der Hoffnungsmarkt der angeschlagenen Weltautoindustrie verflüchtigt sich damit zusehends. Noch gelingt es der chinesischen Exportwirtschaft, ihre Produktion von den stagnierenden US- und europäischen Märkten auf Drittländer umzuleiten. Doch wie lange noch? Denn auch dort verschärft sich der Wettbewerb, zumal der Yuan gegenüber dem Dollar kräftig zugelegt hat und die Exporte entsprechend verteuert. Die chinesischen Überkapazitäten bei Stahl, Textilien, Schuhen und Spielzeug beginnen auf Halde zu produzieren. Nur der Elektronik geht es auf dem US-Markt für Flachbildschirme und Digitalkameras noch gut. So wird sich das chinesische Wachstum von zwölf Prozent im Vorjahr auf höchstens acht Prozent (2009) verringern. Zur Belebung der Binnennachfrage hat die chinesische Nationalbank den Leitzins gesenkt. Die Regierung überlegt, ihre Haushaltsüberschüsse vermehrt in die vernachlässigte öffentliche Infrastruktur zu stecken, etwa in den dringend nötigen Eisenbahn- und U-Bahnausbau oder in das Gesundheitswesen.

Im benachbarten Südkorea brach zusätzlich der Kurs des Won zum Dollar um 40 Prozent ein. Das hohe Leistungsbilanzdefizit und die hohe Verschuldung der koreanischen Unternehmen und Verbraucher  haben eine Kapitalflucht ausgelöst, die an die Asienkrise von 1997/98 erinnert. Damals brachen die Wirtschaften Thailands, Koreas, Malaysias und Indonesiens massiv ein, weil sie nach Abwertungen ihre kurzfristigen Auslandsschulden nicht mehr bedienen konnten. Doch haben die Asiaten diesmal, dank der US-Leistungsbilanzdefizite von 1000 Milliarden US-Dollar im Jahr, genug Devisenreserven, um eine Wiederholung zu vermeiden. Wenn auch die koreanische Industrie unter dem hohen Ölpreis leidet – der billige Won hat die Importrechnungen trotz der Preisrückgänge weiter verteuert –, so sind doch die Auftragsbücher der koreanischen Werften und Elektronikexporteure weiter voll. Die Wirtschaft soll 2009 noch um 3,5 Prozent wachsen.

In Japan dagegen wächst 2009 wahrscheinlich gar nichts mehr. Mit einer Aufwertung des Yen gegenüber dem Dollar um zwölf Prozent sind auch die Exportaussichten trüb. Die Binnenkonjunktur will ohnehin nicht mehr in Gang kommen. Die Arbeitslosenzahlen steigen wieder auf ein Zweijahreshoch. So will der neue Premier Taro Aso gleich ein zweites Konjunkturprogramm auflegen, nachdem das erste von 13 Milliarden Dollar gerade letzte Woche das Unterhaus passierte hat.

Dagegen geht es den japanischen Banken heute gut. Sie waren bis 2005 noch voll damit beschäftigt, die Altlasten ihrer 1992 geplatzten Aktien- und Immobilienspekulationsblase zu bereinigen und hatten schlicht keine Neigung zu neuen Risiken. So konnte das Wertpapierhaus Nomura die verwertbaren Trümmer von Lehman Brothers billig übernehmen, und die Mitsubishi Bank für acht Milliarden US-Dollar günstig 21 Prozent an Morgan Stanley übernehmen. Eine stille Genugtuung für die Japaner, denen die USA ständig mit hochnäsigen Lektionen über die mangelnde Deregulierung des japanischen Finanzmarktes in den Ohren lagen. Auch hat sich der chinesische Staatsfonds China Investment Corporation bei Morgan Stanley, dem einstigen Flaggschiff der Wall Street, mit fünf Milliarden US-Dollar günstig eingekauft. Insgesamt beträgt seine prall gefüllte Kriegskasse für weltweite Firmenankäufe 200 Milliarden Dollar. Das sind knapp zehn Prozent der chinesischen Devisenreserven. Auch Japan verfügt über 1000 Milliarden Dollar.

Koreas Präsident Lee Myung-bak hat bereits aufgerufen, einen Teil der asiatischen Währungsreserven in einen asiatischen Währungsfonds einzubringen, der die Währungen der Region, der Asean Länder, Japans, Chinas und Koreas, unabhängig von Washington stützten soll. Vor zehn Jahren war ein ähnlicher Vorschlag am Widerstand der US-Amerikaner gescheitert, jetzt haben sie nichts mehr zu melden. Die USA haben lange genug auf Kredit der Asiaten und Europäer über ihre Verhältnisse gelebt. Jetzt bekommen sie die Rechnung. Nur haben leider viele europäische Banker – im Gegensatz zu ihren ostasiatischen Kollegen – die unsolide Finanzartistik der Wall Street nachgemacht. So kommt Europa, auch ohne Verschulden der Realwirtschaft zum Handkuß, das heißt: einer Rezession und einer massiv erhöhten Staatsverschuldung.           A. Rothacher

Foto: Blaues Auge: Trotz herber Börsenverluste ist die Konjunktur in Asien noch robust, die Finanzreserven sind groß. 


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