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25.10.08 / »Wolfskindern« auf der Spur / Litauische Botschaft präsentiert Ausstellung und Filmprojekt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-08 vom 25. Oktober 2008

»Wolfskindern« auf der Spur
Litauische Botschaft präsentiert Ausstellung und Filmprojekt

Auf bis zu 6000 wird die Zahl der deutschen Kinder geschätzt, die nach dem Zweiten Weltkrieg nur deswegen überlebten, weil sie, aus Königsberg kommend, von litauischen Familien aufgenommen und versteckt wurden. Für Litauer war dies nicht ungefährlich, schließlich war das Land seit 1945 wieder sowjetisch besetzt, und wer ein „Faschistenkind“ versteckte, dem drohte die Deportation nach Sibirien. Darum gab so mancher Retter dem aufgenommenen Kind eine neue Identität oder fälschte den Geburtstag auf ein Datum nach Kriegsende, erläuterte Wolfgang Freiherr v. Stetten bei einer Veranstaltung zum Thema „Wolfskinder“ in der litauischen Botschaft in Berlin. Der frühere Bundestagsabgeordnete hat bereits seit den frühen neunziger Jahren viel getan, um in enger Zusammenarbeit mit den Organisationen der Betroffenen Nachteile durch falsche Geburtsdaten oder durch den Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft zu verhindern.

Im Bereich der Landsmannschaft Ostpreußen war dieses für Litauen glanzvolle Kapitel seiner Geschichte seit jeher bekannt, denn nicht wenige konnten ab 1951 aussiedeln. Die breite deutsche Öffentlichkeit weiß aber fast nichts über das Schicksal der „Wolfskinder“, und auch in Litauen sieht es nicht viel besser aus, denn dort durfte vor dem Ende des Kommunismus nicht über dieses Thema publiziert werden.

Der Botschafter der Republik Litauen, Evaldas Ignatavicius, ist nun mit einer eindrucksvollen Veranstaltung in der Vertretung seines Landes daran gegangen, diese Lücken zu schließen.

Mit einer Gesprächsrunde mit überlebenden Wolfskindern, einer Ausstellung und der Präsentation eines Filmprojekts litauischer Filmemacher soll dieses erfreuliche Kapitel der deutsch-litauischen Nachbarschaft wieder stärker in Erinnerung gerufen werden. Wie Gudrun Holz, die Direktorin des „Baltic Film Festivals Berlin“ erläuterte, ist eine Produktion geplant, die sich an die breite Öffentlichkeit richtet und nicht nur an ein Nischenpublikum. Darum soll auch ein Spielfilm gedreht werden und nicht eine reine Dokumentation, die ein weit kleineres Publikum erreichen würde.

Die dokumentarische Seite wird indessen nicht vernachlässigt, wie neben der Ausstellung das Zeitzeugengespräch belegte. Ein-drucksvoll ist die enge Zusammenarbeit Litauens mit der Landsmannschaft Ostpreußen. Deren Sprecher Wilhelm v. Gottberg war in Berlin zu einem Grußwort geladen, und die Erinnerungsrunde wurde von Manfred Schukat, dem mecklenburg-vorpommerschen Landesvorsitzenden der LO, moderiert. Im Anschluß an das ungemein vielseitige Programm wurden sogar ostpreußische Spezialitäten gereicht.    K.B.


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